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Kleider, Socken und ein Spielzeug

  • Anja Schmitt, Klasse 9b, Kreisgymnasium Hochschwarzwald (Titisee-Neustadt)

  • Fr, 17. Dezember 2021
    Schülertexte

Zwei Jugendliche und eine Frau erzählen, wie in ihren Familien Weihnachten gefeiert wird – oder auch nicht .

Wichtige Weihnachtszutaten: der Baum, der Weihnachtsmann – und Schnee  | Foto: Gunnar Assmy  (stock.adobe.com)
Wichtige Weihnachtszutaten: der Baum, der Weihnachtsmann – und Schnee Foto: Gunnar Assmy  (stock.adobe.com)

Auf der ganzen Welt feiern Menschen Weihnachten. Man backt Kekse, trinkt Punsch und verbringt Zeit mit seinen Liebsten, während es draußen schneit. Es werden Weihnachtslieder gesungen und der Geruch von Keksen und Punsch breitet sich im ganzen Haus aus. Es gibt immer etwas Leckeres zu essen und die Geschenke stehen schon bereit zum Auspacken unter dem Tannenbaum. Aber ist das wirklich so? Feiern die Menschen so, wie es in den Filmen dargestellt wir? Eine Umfrage.

Maria Kobzieva (15, halb Ukrainerin, halb Russin, Titisee-Neustadt):
"Wir feiern Weihnachten nicht am 24. Dezember. In Russland ist das ein ganz normaler Tag und in der Ukraine ist der Tag erst seit kurzem ein Feiertag. Bei uns in der Familie bereiten wir am 24. Dezember immer etwas Kleines vor, wie zum Beispiel einen Kuchen. Natürlich gratulieren wir auch all unseren deutschen Bekannten.

Wir feiern Weihnachten am 6. und 7. Januar. Das tun nur gläubige Orthodoxe. Außerdem gibt es keine Geschenke, da es ein völlig spirituelles Fest ist. Bei uns versammelt sich die ganze Familie abends am Tisch. Es werden zwölf Gerichte vorbereitet – nach der Anzahl der heiligen Apostel, die mit Jesus das Abendmahl gegessen haben. Es sind natürlich keine zwölf schweren Gerichte, es kann auch geschnittenes Gemüse als Gericht zählen. Weihnachten wird insgesamt nicht so intensiv bei uns gefeiert, dafür wird in Russland und anderen slawischen Ländern Silvester mehr gefeiert. Es sieht dem europäischen Weihnachten sehr ähnlich – mit Tannenbaum und Briefen an den russischen Weihnachtsmann, der wörtlich übersetzt Opa Frost heißt."

Maria Weber (67, ehemalige Bäuerin, St. Peter):
"Mein Mann und ich feiern Weihnachten so gut wie möglich so wie früher. Besonders an Weihnachten haben die Tiere bei uns auf dem Bauernhof Vorrang und werden sehr gut versorgt, da Jesus damals bei Tieren geboren wurde. Nicht selten passiert es, dass ein Tier krank ist oder ein Kälbchen geboren wird. An Weihnachten wird das Futter schon für die nächsten Tage vorbereitet, damit an den folgenden Weihnachtstagen nicht so viel zu tun ist. Die Kühe auf unserem Hof müssen zweimal am Tag gemolken und versorgt werden. In der Zwischenzeit habe ich frei und kann schon anfangen, das Essen zu kochen. Oft gehen wir noch in ein Weihnachtskonzert und schauen, ob es unseren Feriengästen gut geht und ob noch jemand etwas braucht. Abends, nach dem Stall, wird gegessen. Häufig gibt es vorbereitetes, eingefrorenes Essen, bevor es in die Mitternachtsmesse geht.

Früher haben wir Weihnachten ziemlich gleich wie heute gefeiert, dennoch gibt es ein paar Unterschiede. Wir hatten immer Stallhelfer auf unserem Hof, da man früher noch keine Melkmaschinen hatte. Die Stallhelfer bekamen immer Früchte. Bei uns gab es sonst eigentlich nur warme Milch, doch an Weihnachten tranken wir Kaba. Es gab dann auch immer etwas ganz Besonderes zu essen, wie zum Beispiel Wienerle oder Bratwurst. Meine Mutter backte oft noch einen Apfelkuchen. Wir sangen und beteten den Rosenkranz. Dann haben wir immer eine Kleinigkeit bekommen, zum Beispiel Kleider, Socken oder ein Spielzeug für alle Kinder zusammen haben. Es waren größtenteils Dinge, die man benötigt hat, aber wir haben uns trotzdem über jede Kleinigkeit gefreut, da es nicht selbstverständlich war.

Um 22 Uhr war dann die Mitternachtsmesse, doch wir mussten schon um 21 Uhr loslaufen, damit wir pünktlich ankamen, da wir kein Auto hatten. Im Vergleich zu heute waren immer nur ganz wenige Leute in der Kirche."

Alia Mohammad (43, Muslima, Titisee-Neustadt):
"Wir feiern Weihnachten insgesamt nicht, es gibt aber auch Muslime, die es ein bisschen feiern. Jesus ist für uns nur ein Prophet, weshalb die Geburt von ihm keine so große Bedeutung für uns hat. In Syrien ist zu dieser Zeit trotzdem die Schule zu und die Kinder haben Ferien. Viele gehen auch in die Kirche und beten. Die meisten schenken sich eine Kleinigkeit, zum Beispiel ein paar Süßigkeiten. Natürlich wünschen wir unseren deutschen Bekannten frohe Weihnachten. Auch wenn wir Weihnachten nicht wirklich feiern, schmücken wir unsere Wohnung und haben einen kleinen Tannenbaum."

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 17. Dezember 2021: PDF-Version herunterladen

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