App soll Covid-19-Symptome erforschen
Freiburger Wissenschaftler wollen mit neuer Software anonymisiert Daten zur Krankheit sammeln.
Zwei Hauptfragen sind es, die die Ärzte beantworten wollen. "Zum einen würden wir die Erkrankung Covid-19 gern früher und besser erkennen", sagt Studienleiter Martin Zens, "denn momentan werden so viele unterschiedliche Symptome diskutiert, dass eine Abgrenzung von Covid-19 zu einer Influenza, einer Magen-Darm-Erkrankung oder einer banalen Erkältung vor allem zu Beginn äußerst schwierig ist." Neben häufig geschilderten Symptomen wie Husten und Fieber treten auch Durchfall, Atemnot, Kopfschmerzen und andere Beschwerden als Anzeichen einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus auf. Die Forscher wollen versuchen ein Muster zu erkennen, und das kristallisiert sich umso eher heraus, je mehr Daten vorliegen.
Neben der Früherkennung liegt ein zweiter Schwerpunkt auf der Verlaufsprognose. Ist beispielsweise ein anfangs hohes Fieber ein Risikofaktor dafür, dass Covid-19 einen schwereren Verlauf nimmt? Was ist mit denen, die nur einen Tag lang Halsweh haben, wie ergeht es denen in den folgenden Wochen? "Gerade als Hausarzt oder Arzt in der Notaufnahme hat man in Corona-Zeiten jetzt häufig ein ungutes Gefühl", erklärt Zens, "man schickt Patienten mit positivem Corona-Befund für vierzehn Tage in die häusliche Quarantäne und weiß nicht, wie es ihnen dann dort ergeht. Machen die vielleicht ein Martyrium durch? Sind die nach einem Tag gesund? "
Ein zusätzlicher Aspekt ist die hohe Dunkelziffer an mit Corona infizierten Menschen, die nicht erkannt werden, über die App aber möglicherweise auffallen. "Wir wollen Daten gewinnen, um die Krankheitsausbreitung besser zu verstehen", sagt der stellvertretende Studienleiter Fabian Duttenhöfer von der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Uniklinikum Freiburg. Dabei gilt: Je mehr Menschen die App nutzen, umso breiter die Datenbasis und umso zuverlässiger die daraus gewonnenen Erkenntnisse. Derzeit ist die App in 20 Ländern auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch erhältlich.
Nutzen kann die App jeder – ob gesund oder krank – ab 18 Jahren. Mit der Anmeldung wird ein Pseudonym generiert, unter dem neue Daten gespeichert und auf einem Server in Deutschland abgelegt werden. Abgefragt werden beispielsweise Alter und Geschlecht sowie die Postleitzahl, personalisierte Informationen wie eine Mailadresse jedoch nicht. Einmal am Tag werden Nutzer dazu aufgefordert, Fragen nach ihrem Befinden zu beantworten, die Beantwortung nimmt etwa drei Minuten in Anspruch. Jeder Nutzer erhält als Feedback automatisch eine Einschätzung, wie der eigene Covid-19-Verlauf aussehen könnte.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ