Heimkommen
Stolperstein Wohnungssuche
Verlagsthema Rückkehrer nach Freiburg gibt es jedes Jahr einige. Darunter sind bekannte Fußballer wie Matthias Ginter und Menschen wie du und ich, die beim Besuch in der Heimat merken, wie schön es in Baden ist.
Stefan Pawellek
Fr, 22. Dez 2023, 8:30 Uhr
Verlagsthema
Thema: Heimkommen
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Nahezu konstant jedenfalls ist das Durchschnittsalter der Rückkehrer in die Stadt und pendelt sich in den vergangen fünf, sechs Jahren bei Ende 20 ein. 2023 war der Heimkehrer nach Freiburg durchschnittlich 27,8 Jahre alt.
Dass die Stadt attraktiv ist, liegt am gelungenen Spagat zwischen Tradition und Moderne, aber auch kulturell hat sie vieles zu bieten. Dazu die Lage zwischen Schwarzwald, Frankreich und der Schweiz – kein Wunder, dass Freiburg von "Lonely Planet" zur drittschönsten Stadt der Welt gekürt wurde – nach Auckland und Taipeh, was heißt: Zumindest in Europa ist Freiburg die Nummer eins. Zudem ist die Arbeitsplatzsituation in Freiburg, aber auch in der Region positiv, die Arbeitslosenquote beträgt gerade mal 3,8 Prozent, die hiesigen Unternehmen – meist Mittelständler, darunter viele Familienbetriebe – melden aktuell 1082 offene Stellen. "Wer Ingenieur ist oder gute bis sehr gute IT-Kenntnisse hat, wer bereit ist, auch aufs Land zu gehen, der hat hier in Baden beste Chancen auf einen Job", sagt Aaron Boeddrich vom Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (WVIB) und weist in diesem Zusammenhang auf die hohe Rückkehrerquote hin. Das Amt für Bürgerservice und Informationsmanagement im Freiburger Rathaus bestätigt dies, auch wenn die Tendenz fallend ist. 2023 waren es 1514 Rückkehrer, 2018 waren es noch 2422.
Der Rückgang dürfte an der doch recht schwierigen Wohnsituation liegen: Nach München, Berlin und Frankfurt am Main ist Freiburg die viertteuerste Stadt Deutschlands mit einem durchschnittlichen Mietpreis von 16,72 Euro/Quadratmeter (3. Quartal 2023, Quelle: Statista). Dabei gibt der Freiburger im Schnitt übrigens etwa 30 Prozent von seinem Nettogehalt für Miete aus.
Aber Achtung: Da Studierende – und es gibt rund 30.000 in Freiburg – oft kaum eigenes Einkommen haben, sondern von den Eltern unterstützt werden, ist hier eine Lücke, so dass der Mietausgabenanteil durchaus höher sein dürfte. Kaufen sei ebenfalls nicht günstig, erklärt Andreas Stauß von der Freiburger Maklerfirma Stauß und Partner. Der Markt habe sich zwar vom Verkäufer- zum Käufermarkt gedreht, dennoch seien die Preise kaum gesunken. Zwischen 3770 und 6123 Euro pro Quadratmeter seien durchaus üblich, wobei es immer wieder Ausreißer in fünfstellige Bereiche gäbe.
Dass in Freiburg die Immobilienpreise seit 2013 um gut 65 Prozent gestiegen sind, sagt auch Hugo Sprenker, Freiburger Immobilienexperte und Makler, und macht Interessenten wenig Hoffnung, dass es zu einem Preissturz kommen könnte. Der Grund für diese horrenden Summen ist den Experten zufolge einfach zu erklären: Die Nachfrage übersteigt, wie auch in anderen deutschen Großstädten, das Angebot um einiges und der Mangel treibt die Preise.
Neue Bauprojekte können die Nachfrageflut nicht bedienen. Zwar mühen sich die Behörden, Baugenehmigungen zu erteilen – doch Genehmigung heißt noch lange nicht Neubau: Neben den Materialkosten, die teilweise exorbitant gestiegen sind, und neuen Vorgaben des Gesetzgebers, sind die Kosten für einen Neubau im Schnitt um 30 bis 35 Prozent gestiegen, so dass oft gar nicht erst angefangen wird zu bauen.
Ein Problem auch: Wer vor zwei Jahren noch zu einem oder anderthalb Prozent einen Kredit abschließen und so günstig finanzieren konnte, der muss bis zu 3,5 und 4,5 Prozent entrichten, wie die hiesigen Finanzinstitute einräumen. Die Konsequenz: "Der Neubaubereich ist inzwischen fast zum Erliegen gekommen", erklären Andreas Stauß und Hugo Sprenker.
Das sind unangenehme Stolpersteine, gewiss. Aber wer Geduld hat, wer aufmerksam die entsprechenden Inserate in der Zeitung oder online studiert, sich einem Makler oder den Immobilienabteilungen der Banken anvertraut oder einer Baugenossenschaft beitritt, der hat trotz allem gute Chancen auf eine passende Wohnung oder ein Haus in der Stadt. Von einem Markt der Geduldigen sprechen Fachleute.
Und auch das Freiburger Umland ist interessant, Orte und Städte wie Kirchzarten, Gundelfingen, Denzlingen, Emmendingen oder auch Breisach und Bad Krozingen sind begehrt.
Dort gibt es eine gute Infrastruktur mit Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr, der den "Trip" ins nahegelegene Freiburg deutlich erleichtert. Nur: Diese Vorzüge und die hohe Nachfrage lassen inzwischen auch im außerhalb der Schwarzwaldmetropole die Preise deutlich steigen.
Fazit der Geschichte: Freiburg und die gesamte Region sind im Fokus, nur passender und bezahlbarer Wohnraum muss erst einmal gefunden werden. Abhalten lassen sich von dieser Schwierigkeit, die in anderen attraktiven Wohnregionen in Deutschland natürlich ähnlich schwierig ist, zielstrebige Freiburg- oder Pardon! – Baden-Heimkehrer am Ende nicht. In der Hoffnung, das neue Zuhause doch noch zu finden.
Viele wissen, dass sie dann eben tiefer in die Tasche greifen müssen. Häufig haben Rückkehrer den Experten zufolge nämlich eine vergleichsweise hohe Kaufkraft und lassen sich nicht wirklich abschrecken von hohen Preisen. "Hochpreisig geht immer", sagen die Makler lakonisch und übereinstimmend.
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