Haslach

Vigelius-Grundschule: Glück als Unterrichtsfach

Unterricht soll die seelische Gesundheit der Kinder stärken.  

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Wenn Malik Stress hat, dann geht er in sein Zimmer, macht die Tür zu und hält sich ein Kissen vors Gesicht. "Dann sieht mich keiner mehr", erzählt er seinen Mitschülern. Malik ist sieben Jahre alt und geht in die Fuchsklasse der Vigelius-Grundschule in Haslach. Und dort steht heute das Unterrichtsfach Glück auf dem Stundenplan. Die Kinder sitzen im Kreis und erzählen sich gegenseitig, was sie tun, wenn sie Stress haben. Und wie es sich anfühlt. Gar nicht gut, finden sie. "Ein bisschen ist es wie Wut", sagt Malik. Und Jessie ergänzt, dass ihr Herz dann ganz schnell schlage.

Seit fünf Jahren wird an der Vigelius-Grundschule das Fach Glück unterrichtet. Das Konzept dazu hat Klaus Fröhlich-Gildhoff, Diplom-Psychologe und Professor an der Evangelischen Hochschule Freiburg, entwickelt. Sein Glücksunterricht soll die seelische Gesundheit von Kindern stärken und sie dazu befähigen, besser mit Belastung und Krisen umzugehen.

Diese Fähigkeit nennen Experten wie Fröhlich-Gildhoff auch Resilienz. Ein Wort, das für den Schulalltag nicht wirklich taugt. Viel zu kompliziert. Also wurde aus dem Fachbegriff einfach Glücksunterricht. Rund zehn Jahre Forschung stecken in Fröhlich-Gildhoffs Glücks-Konzept, das erst in Kindergärten, später dann auch in Grundschulen ans Kind gebracht wurde. Und noch immer wird. Allein in Freiburg gibt es an vier Schulen das Glückstraining. Neben der Vigelius-Grundschule sind das die Tullaschule, die Turnseeschule und die Adolf-Reichwein-Schule. An der Vigelius-Grundschule gibt es mindestens zehn Unterrichtseinheiten pro Schuljahr, heißt, alle drei, vier Wochen wird eine Doppelstunde Glück unterrichtet.

Ob es Glück in der Schule braucht? "Ich bin überzeugt davon", so Petra Himmelspach, Klassenlehrerin der Fuchsklasse. "Kinder nehmen in unserem Glücksunterricht Methoden mit, die ihnen in ihrem Alltag helfen, sie erfahren aber auch, dass sie eigentlich schon ganz viel mitbringen."

Ein witziger Kobold eröffnet die Glücksstunde

Wie Malik, der sich bei Stress einfach ein Kissen vors Gesicht hält, um ja nicht noch mehr Stress an sich ran zu lassen. Dieses Gefühl von Selbstwirksamkeit sei enorm wichtig für Kinder. Themen wie Angst, Wut, Streit oder auch Stress erspielen sich die Kinder zusammen mit ihrer Lehrerin. "Das genießen sie sehr", so Himmelspach.

Über Gefühle wie Angst wird im Glücksunterricht nicht nur geredet, sondern es werden Mutsteine bemalt, die den Kindern bei Bedarf die Angst nehmen. Oder die Kinder lernen anhand von Wettersymbolen, dass es ganz normal ist, auch mal stinksauer zu sein. "Manche Kinder nehmen diese Symbole auch mit nach Hause", so Himmelspach. Und wenn es dann mal in ihnen tobt, kommt das Gewittersymbol an die Kinderzimmertür.

Wichtig sei, so Himmelspach, dass es Rituale gebe. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Methoden sehr viel nachhaltiger wirken, wenn sie auch außerhalb des Glücksunterrichts trainiert werden."

Jede ihrer Glücksstunden wird von einem wuscheligen Kobold eröffnet. Einer Handpuppe, in die Schulsozialarbeiterin Katharina Mangei ihren Arm steckt. Und dieses Mal hat der Kobold sogar seinen Papa mit in den Unterricht gebracht, weil der immer total gestresst ist. Der könne hier sicher auch noch was lernen, hofft der Kobold. Und schon ist die Klasse mitten drin im Thema. "Die Welt da draußen ist manchmal wirklich stressig", erklärt Himmelspach ihrer Klasse. "Aber man kann auch was dagegen tun." Was, zeigt sie ihren Schülern mit einer kleinen Meditationseinheit, bei der es sich die Kinder mit einem Kissen unterm Kopf auf dem Boden ihres Klassenzimmers gemütlich machen. Von dort dürfen sie sich auf eine schöne Blumenwiese träumen. Der Kobold-Papa träumt natürlich mit. Schließlich hat er es am allernötigsten.

Und die Kinder? Denen gefällt es, wenn nicht Mathe, sondern Glück auf dem Stundenplan steht. "Der Kobold ist so witzig", findet Anna. "Außerdem machen wir in Glück schöne Sachen und müssen nix arbeiten", ergänzt Ian. Na und dann brenne da auch noch diese schöne Kerze in der Mitte des Stuhlkreises.

Petra Himmelspach ist jedenfalls froh, ihre Schüler ein bisschen glücklicher machen zu können. "Wir merken, dass dieses Fach nicht nur die Schüler-Lehrer-Bindung, sondern auch unsere Schulgemeinschaft stärkt." Außerdem – und das haben auch die Forschungen von Fröhlich-Gildhoff ergeben – macht Glück auch ein klein wenig schlauer. Dazu Himmelspach: "Durch das Methodentraining lernen viele Kinder, sich selbst besser zu regulieren." Und haben den Kopf wieder frei für Mathe und Deutsch.

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