BZ-Hautnah
Auf den Spuren des Quellenwächterwegs in Schopfheim
Eine BZ-Hautnah-Veranstaltung am 17. Oktober führt die BZ-Leserschaft auf den Quellenwächterweg vom Entegast. Das Angebot verspricht eine richtige Entdeckertour zu den "Quellen des Lebens" zu werden.
Mo, 6. Okt 2025, 11:30 Uhr
Schopfheim
Thema: BZ-Hautnah
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

In einer Zeit, in der das Trinkwasser der Stadt aus Tiefbrunnen herauf- und in die Häuser gepumpt wird, sind die alten Quellen am Entegast in Vergessenheit geraten. Von den sieben existierenden Quellen wurde nur noch eine eher lieblos gepflegt, als das Schützenhaus im Wald eine neue Besitzerin erhielt. Mit dem Erwerb der bald 200 Jahre alten Immobilie fielen auch die Wasserrechte in private Hände, denn das Waldhaus ist nur an die Quellen des Entegast angebunden.
Was heißt nur? Für Thomas Schwald, den Partner der Eigentümerin, ist das Wasserrecht ein Riesengewinn. "Wir sind wie die Jungfrau zum Kind daran gekommen und haben uns inzwischen verliebt in die Sache." Dass das Wasser besser ist als das Schopfheimer Leitungswasser, haben inzwischen viele Bürger entdeckt, die regelmäßig zum sogenannten "Abnobe-Brunnen" pilgern und das kostbare Nass in Flaschen und Kanistern abfüllen. Auch der Vorsitzende des Schwarzwaldvereins, Werner F. Müller, ist regelrecht verzückt. Er hat den Geschmackstest gemacht mit Quellwasser und Leitungswasser: "Das waren zwei total unterschiedliche Kaffees", schätzt er das natürliche Nass vom Entegast. "Auch der grüne Tee schmeckt einfach phänomenal, wesentlich aromatischer."

Müller und Quellenwächter Schwald – "den Titel habe ich mir selbst gegeben" – stapfen am Schützenhaus los. Ziel ist der Abnobe-Brunnen, dem der Holzkünstler Gerhard König einen schönen Trog aus Wiechser Eiche geschnitzt hat. Müller weiß, dass der Schwarzwald auf den frühen römischen Karten noch "Abnobe mons" hieß, also Berg der keltischen Wassergöttin Abnobe, ehe er in "silva nigra", Schwarzwald, umbenannt wurde. Gespeist wird der Brunnen durch die erste Quelle am Weg mit konstant neun Litern pro Minute. Die Schüttung sei völlig unabhängig von Niederschlag oder Dürre, was zeige, wie lange die kostbaren Tropfen im Berg verharren, bis sie den Weg nach draußen suchen.
Bis vor einem halben Jahrhundert wurden noch der Markgräfler und der Ronneby-Brunnen mit Wasser vom Entegast versorgt. Schwald hat lange, sehr lange vergeblich nach den Quellen gesucht, die auch das Schützenhaus mit Wasser versorgen. Schließlich fiel ihm eine historische Karte in die Hände. Aber dann begann erst recht die Arbeit: "Die Eingänge waren in einem verheerenden Zustand", berichtet er.
BZ-Hautnah-Wanderung auf dem Quellenwächterweg am Freitag, 17. Oktober, 14 bis circa 16 Uhr. Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung unter: mehr.bz/hautnah-waechter. Die Teilnehmenden werden in zwei Gruppen à zehn Personen geführt, festes Schuhwerk, Trittsicherheit auf matschigem Untergrund und etwas Kondition sind unabdingbar.
Matsch, Äste, Schlamm versperrten wie bei Dornröschen die Zugänge zu den Quellen, die hinter Hohlwegen mit mannshohen Bruchsteinportalen eingefasst sind. Was hinter den Portalen liegt, verschlug Schwald erst einmal fast den Atem. Eine faszinierende Unterwelt mit zehn Meter langen Stollen in den Berg, wo das Nass fast meditativ von den Wänden und aus den Ritzen tropfte. Da war der Quellenwächter längst Feuer und Flamme. Ein Molch tummelt sich im unterirdischen roten Sandsteinbecken und zeigt, wie intakt die Welt an den Quellen noch ist. "Jede Quelle hat ihr eigenes Wesen und ihr eigenes Ambiente", erkannte der Wassermann.

Die Suche nach der dritten Quelle auf dem Weg, der eher ein wilder Pfad ist, hat ihn tagelang beschäftigt. Schließlich fand er sie und er musste viel Muskelkraft aufbringen, um die Zuwegung freizulegen. Auch diesmal bereitet die dritte Quelle Sorgen: "Es stimmt etwas nicht", stellt Schwald sofort fest. Das Wasser läuft unter der Pforte raus und verschwindet nicht im Rohr. "Um die muss ich mich kümmern", ist ihm sofort klar. Auch der Zustand des Quellenwächterweges ist wieder desolat, Dornengebüsch rankt, Wegstrecken sind abgerutscht.
Der Zustand soll bis zur "BZ hautnah"-Veranstaltung optimiert werden mit Helfern des Schwarzwaldvereins bei einer "Quellen-Putzete", aber klar muss jedem Teilnehmer sein, dass dies kein Premiumwanderweg ist. Bewusst nicht: "Wir wollen keine Menschenmassen hierhin lotsen und den Pfad auch nicht auszeichnen", sagt Müller. Es soll ein Insidertipp bleiben, ein Tipp, der nach der vierten Quelle an einem meditativen Ort endet. Es ist ein kleiner Wasserfall in einem Mini-Amphitheater, in dem es tropft und in dem die Zeit stillzustehen scheint. Farne und Moose betten das Reich des Wassers ein. Schwald schwärmt: "Ich bin manchmal wie verzaubert an diesem Ort, wenn die Sonnenstrahlen hier hereinscheinen oder im Winter das Eis der Kaskaden glitzert."