Comic Con
Die Fantasy Basel bringt Cosplayer aus allerlei fantastischen Welten zusammen
Star Wars dominiert ganz klar. Aber es gibt viele fantastische Wesen auf der Messe Fantasy Basel. Mit viel Aufwand und Liebe gestalten die Cosplayer ihre Kostüme. Zu Besuch in einer Welt, in der die Fantasie die Realität überflügelt.
Do, 29. Mai 2025, 19:09 Uhr
Basel
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

Schon auf dem Weg zur Messe Basel kann es dieser Tage sein, dass einem auf einmal Jinx aus der animierten Fernsehserie "Arcane" gegenübersteht oder Kor Phaeron aus dem Strategiespiel Warhammer. Und je näher man der Messe kommt, desto zahlreicher und diverser werden die fantastischen Figuren, denn es ist Fantasy Basel und damit die Zeit der Cosplayer – Menschen, die für bestimmte Events mit zumeist selbstgemachten Kostümen in Figuren aus fantastischen Welten schlüpfen.
Drei Tage lang und noch bis zum 31. Mai verwandeln sich die Messehallen in eine Art Schlaraffenland der Fantasie. Vor liebevoll gestalteten Filmkulissen wandelt Voldemord an einem vorbei, in Halle 1.1. finden auf großen Bühnen Gaming-Events statt und ein Stockwerk weiter oben kann man sich in der Action Zone Hall selbst durch einen Ninja Parcours von Gerät zu Gerät schwingen oder beim Street Workout seine Kräfte unter Beweis stellen. Das Programm geht von beeindruckenden Luftakrobatik-Shows über Lesungen bis hin zu Gesprächen mit großen Fantasy-Stars, wie Ed Speleers aus Outlander, George Blagden aus Vikings oder Avanger-Schauspieler Ross Marquand.

Graham Mc Tavish plaudert
Einer der Stars ist Graham McTavish. Man kennt ihn unter anderem als Zwerg Dwalin in Peter Jacksons Verfilmung von Tolkiens "Der Hobbit". Auf der großen Hauptbühne spricht er gleich zu Beginn der Fantasy Basel vor vollen Publikumsreihen und in lockerer Atmosphäre über seine Erfahrungen mit Regisseur Peter Jackson. "Er ist ein Sadist, der seine Leute gern leiden sieht", sagt der Schauspieler lachend und berichtet, wie Jackson von den Zwergen verlangte in voller Montur von ganz weit hinten in Richtung Kamera zu rennen. "Das war wahnsinnig anstrengend und als wir schon dachten, dass wir's geschafft haben, sagt Peter: Das war ja schon ganz gut, aber ich brauch das noch schneller." Doch McTavisch erzählt auch von den leichteren Aspekten des Schauspielens. "Es ist wie ein Springen zwischen den Welten", sagt er, "so, wie man als Kind in einem Moment mit den Eltern bei Tisch saß und im nächsten irgendwo im Universum unterwegs war." Als Schauspieler könne man sich genau diese fantastischen Reisen ein Leben lang erhalten.

Doch nicht nur Schauspieler scheinen sich diese Reisen zwischen den Welten erhalten zu haben. Die Hallen sind voller Menschen, die in liebevoll zusammengestellten oder selbst genähten Kostümen das alltägliche Universum hinter sich lassen.
Star Wars und die Faszination des Cosplay
Sehr präsent bei der diesjährigen Fantasy Basel ist das Universum der Science-Fiction-Saga "Star Wars". Gleich in der ersten Halle thront ein Starfighter – ein für Luftkämpfe einsetzbares kleines Raumschiff. Weiter oben, in Halle 1.2. sieht man nebst Kampfdroiden weitere Raumschiffe, Sternenzerstörer und sogar eine der Behausungen auf Anakin Skywalkers Herkunftsplaneten Tatooine. Zwischendurch rollt der Droide R2-D2 durchs Bild und neben einem riesigen Starfighter des Galaktischen Imperiums stehen zwei Jedi-Ritter und eine Twi-Lek. "Das ist eine humanoide Spezies, die man vor allem an den Lekku erkennt", erklärt die Cosplay-Gamerin mit grüner Hautfarbe und langen Kopfschwänzen – den besagten Lekku.
"Es steht natürlich jedem frei, sich sein Kostüm zu kaufen, aber ich finde, dass zum Cosplay der ganze Prozess gehört."Ein Cosplayer
Die Figur habe sie sich selbst ausgedacht, erzählt sie, aber die Spezies gebe es natürlich im Star Wars-Universum. "Manche Cosplayer identifizieren sich sehr mit einer bestimmten Figur, wie Anakin", sagt die Twi-Lek, "mir war es lieber, meinen eigenen Charakter zu finden." Seit vier bis fünf Jahren mache sie schon Cosplay, ihr Begleiter, der Jedi-Ritter, bereits seit etwa acht Jahren, nicht immer nur als Star Wars-Figur, wie er erklärt. "Ich versuche, jedes Jahr ein neues Kostüm zu kreieren, aber die Zeit gibt das leider nicht immer her", denn ja, er mache die Kostüme alle selbst. "Es steht natürlich jedem frei, sich sein Kostüm zu kaufen, aber ich finde, dass zum Cosplay der ganze Prozess gehört und dass man von Anfang bis Ende alles selbst macht."
Die dunkle und die helle Seite der Macht
Auf einmal entsteht ein Tumult. Eine große Prozession schiebt sich durch die Halle. Soldaten des Imperiums führen sie an, wachsam und bedrohlich die Waffen in alle Richtungen weisend, zwischen ihnen: Padme Amidala mit gesenktem Kopf und Anakin Skywalker, aufrecht und verbissen. Es folgen Kopfgeldjäger, Jedi-Ritter und Sith-Lords. Und dann plötzlich Klonsoldaten in ihren weißen Uniformen, die einen hünnenhaften Chubaka in Handschellen zwischen sich führen, Prinzessin Leia folgt mit finsterem Blick in weißen Gewändern. Und hinter ihr, zwischen weiteren Soldaten, diktatorisch, charismatisch: Darth Vader. Dass hier die Episoden durcheinander gewürfelt sind und damit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Figuren gemeinsam marschieren, tut nichts zur Sache: Die Parade ist beeindruckend.

Später stehen Prinzessin Leia, Padme und Anakin gemeinsam vor einer Fotowand: Die Familie, wie es sie auf Grund von Anakins Wandel zu Darth Vader, nie gegeben hat. Nur Luke fehlt. "Wir sind zwei Vereine", erklärt Prinzessin Leia: Die Swiss Garrison und die Helvetica Base. "Quasi die helle und die dunkle Seite der Macht." Sie treten auf Hochzeiten auf und teilweise auch in Kinderspitälern, um erkrankten Kindern eine Freude zu bereiten. "Und natürlich auf Filmpremieren", ergänzt Anakin. Das dürfen sie, weil ihre Kostüme den Standards von Lucasfilm entsprechen und das, obwohl auch diese selbstgemacht sind. "Die Kostüme werden streng überprüft", erklärt Leia. Die Garrison habe in der Schweiz ihre eigene Kostüm-Jury, Mitglieder der Helvetica können ihre Kostüme weltweit einreichen und bekommen dann von irgendeinem Mitglied teilweise von einem ganz anderen Kontinent Feedback.

"Es geht darum, einen gewissen Standard zu bewahren", erklärt Anakin, "damit wir die Star Wars-Atmosphäre auch wirklich transportieren können". Sinn des Ganzen ist, neben der Freude in andere Welten einzutauchen, auch das Sammeln für den guten Zweck, zum Beispiel, wie aktuell, für die Stiftung Pro UKBB (Universitäres Kinderspital beider Basel).
Eine Cosplay-Künstlerin mit MS
Weiter unten eröffnet sich den Gästen das Cosplay Village. Zahlreiche Cosplay-Künstler präsentieren hier ihre Arbeiten, von selbstgeknüpften Perücken über ausgefallenen Schmuck bis hin zu aufwändig genähten Kostümen. Eine der Künstlerinnen ist Yui Cosplay. In einem wunderschönen langen blau-rosanem Kleid steht sie hinter ihrem Stand wie eine Elfe aus einer anderen Welt und blinzelt einem aus fantastisch blauen Augen (zu ihrem Kostüm gehören auch Kontaktlinsen) zu. "Mir geht es darum, auch Menschen Mut zu machen, die nicht der Norm entsprechen", sagt sie. Sie selbst habe Multiple Sklerose, wolle sich von dieser Krankheit aber nicht davon abhalten lassen, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Sie ist Influencerin, tritt auf Events und Feiern auf, häkelt fantastische Figuren und näht in geduldiger Feinstarbeit sehr spezielle Kostüme. Verdienen würde sie damit kaum etwas. "Die Kostüme mache ich in erster Linie für mich und Freunde", erklärt sie. Und auftreten wolle sie vor allem deshalb, weil sie anderen vermitteln wolle, dass Lebensfreude und Ausdruck nicht an Gesundheit oder Perfektion gebunden sind.

Info: Tickets für die Fantasy Basel (Messegelände) sind noch für den 30. und 31. Mai erhältlich. Öffnungszeiten: 10 bis 19 Uhr. Weitere Infos unter: www.fantasybasel.ch/de/tickets