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Lernen mit den Profi-Paten

  • Do, 08. Oktober 2015
    Freiburg

Alle aus der 3b der Vigelius-Grundschule spielen Instrumente, ihre Lehrer sind Orchestermusiker.

Trommelfieber: Claudia, Ajat, Hussein,...ische Projektleiterin Violina Sauleva.  | Foto: Eggstein
Trommelfieber: Claudia, Ajat, Hussein, Amin und die künstlerische Projektleiterin Violina Sauleva. Foto: Eggstein

INNENSTADT/HASLACH. Egal ob Fagott, Bratsche oder Trompete: Am Anfang gibt’s furchtbar viel zu lernen, wenn man ein neues Instrument spielt. Einen Eindruck davon bekamen die 22 Kinder der Klasse 3b der Vigelius-Grundschule in Haslach gestern – da wurden sie beim Philharmonischen Orchester im Stadttheater ihren Patenmusikern zugeteilt. Nachdem sich die Musiker und die Kinder im Projekt "Klasse! Musizieren!" ein Jahr lang ab und zu besucht hatten, beginnt jetzt der Unterricht. Er findet immer montags statt.

Der erste Eindruck: gut. Die Trommeln sind viel größer als Amin (9), Claudia, Ajat und Hussein (alle 8) gedacht haben. "Die sind viel besser als die kleinen!", sagt Hussein. Anfangs wollten alle außer Claudia lieber andere Instrumente lernen, doch aus unterschiedlichen Gründen – weil ihre Eltern anderer Meinung oder die sonstigen Instrumente besetzt waren – sind sie bei den Trommeln gelandet. Die sind so groß, dass die Kinder sie nicht mit nach Hause nehmen können. Aber von ihrer Lehrerin Tanja Klepper bekommen sie kleine Djemben für daheim. Das Üben ist ganz wichtig, betont Fabrice Bollon, der Dirigent und Generalmusikdirektor des Philharmonischen Orchesters, der die Kinder begrüßt: "Ein Instrument zu lernen ist eine große Aufgabe, man muss etwas dafür tun!"

Und das fängt mit Dingen an, die niemand als Erstes damit verbindet, zum Beispiel mit der Frage: Wie verstaut man eine Posaune in der Posaunentasche?

Vielen Familien fehlt das Geld für Musikunterricht

Hubert Mayer ist der Patenmusiker von Simon und Matthias (beide 8). Er zeigt ihnen, wie sich die Posaune in zwei Teile auseinandernehmen lässt und legt die nacheinander in die Tasche. Er erinnert sich noch daran, wie es ihm als Kind mit seiner ersten Posaune ging: "Ich wollte spielen, aber ich habe die Posaune nicht mehr richtig zusammensetzen können!"

Das soll Simon und Matthias nicht passieren. Die Jungs üben mit ihrem Patenprofi auch gleich, wie sie ihr Instrument richtig halten. Wie kamen sie auf die Posaune? "Sie ist schön und klingt interessant", findet Matthias. Manche Kinder in der Klasse haben bereits Instrumente gelernt, Matthias zum Beispiel hatte eine Weile Gitarrenunterricht und Simon hat Flöte gespielt. Doch vielen Familien fehlt das Geld für teuren Musikunterricht, sagt Tanja Klepper – umso wichtiger war es ihr, dass ihre Klasse an dem Projekt teilnehmen kann, das unter anderem von der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten und der Oberle-Stiftung finanziert wird.

"Wir haben großes Glück", sagt Jule (8), "denn andere müssen tausende Euro für den Unterricht bezahlen!" Sie ist eines von vier Mädchen, die zum ersten Mal ihre Geigen in der Hand halten. Jule fand Geigen immer toll: "Sie sehen schön aus und klingen schön!" Ähnlich geht’s Rahina (8), Lilian (9) und Elisa (8), ihren Geigenkolleginnen. Alle wollen aufpassen, dass ihre Geigen nicht kaputtgehen. Gefährlich sind da vor allem kleine Geschwister, sagt Rahina: "Darum sperre ich immer mein Zimmer ab!"

Ärgerlich ist nur eines, findet Jule: "Die Instrumente, die richtig schön klingen, sind schwer zu spielen." Es steht ihnen also viel Arbeit bevor. Das bestätigt ihr Geigenpate, der Musiker Manuel Druminski. Er selbst hat mit vier Jahren begonnen. Am Montagnachmittag geht’s für alle aus der 3b dann mit der ersten Stunde los.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 08. Oktober 2015: PDF-Version herunterladen

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