Erinnerung
Wie ist es, im Schatten des ehemaligen KZ in Dachau aufzuwachsen?
Sa, 25. April 2020, 18:57 Uhr
Deutschland
Demütigung, Folter, Ermordung – wer den Namen Dachau hört, denkt an KZ. Vor 75 Jahren wurde das Lager befreit. Die Vergangenheit haftet der Stadt noch immer an. Wie ist es, dort aufzuwachsen?
Mein Elternhaus liegt 20 Kilometer entfernt. Die Landstraße nach Dachau schlängelt sich durch Dörfer und passiert Einödhöfe, einen Supermarkt, einen Bolzplatz, Einfamilienhäuser und große Gärten am Ortsrand, Mehrfamilienhäuser und Geschäfte an der Hauptstraße, Tankstelle, Gasthaus, Bäcker, Kirche – zwanzig Autominuten lang typisches oberbayerisches Hinterland, im Speckgürtel der Landeshauptstadt München. Auf den hügeligen Feldern wachsen Mais, Getreide, Sonnenblumen.
Dachau – das Wort schockiert. Auch heute noch
In Dachau biegt man vor der Papierfabrik links ab. Dann, nach dem Flüsschen Amper, meine Schule, das Josef-Effner-Gymnasium. Fährt man weiter, kommt hinten links nach einigen hundert Metern eine lange Mauer – die der Gedenkstätte. Dort war früher der Eingang, an der Ostseite des ehemaligen Konzentrationslagers, kaum zwei Kilometer von der Schule. Die dunkle Geschichte unserer Stadt war uns immer präsent.
Dachau – das Wort schockiert. Auch heute noch, 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers ...