Zeitung in der Schule

"Zuhören, weil viele ihre Familien verloren haben": Interview mit Philipp Lang von Caritas International

Caritas International hilft von Freiburg aus Menschen auf der ganzen Welt. Einer ihrer Mitarbeiter ist Philipp Lang. Er erzählt von der Situation in der Türkei und Syrien.  

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Bei dem Erdbeben in der Türkei und Syrien Anfang Februar gab es mehr als 56.000 Tote. Von den Überlebenden haben viele alles verloren. Foto: Boris Roessler (dpa)
Zisch: Was benötigen die Menschen in der Türkei und in Syrien im Erdbebengebiet am dringendsten?
Lang: Im Moment ist es wichtig, die Menschen vor Ort mit Nahrungsmitteln zu versorgen, damit sie etwas zu essen haben, und dafür zu sorgen, dass die Menschen eine Unterkunft haben, da Tausende Häuser komplett zerstört sind. Hierzu werden Notunterkünfte errichtet. Verteilt werden aktuell auch Decken gegen die Kälte und Hygieneartikel. Ganz wichtig ist es auch, die Menschen vor Ort zu begleiten und ihnen zuzuhören, weil viele ihre Familien verloren haben. Am Anfang nach einer Katastrophe ist es sehr stressig, die Leute haben viel zu tun. Oft erst nach Abschluss der Suche nach Überlebenden realisiert man, was passiert ist. Hier gilt es, den Menschen auch die Möglichkeit zum Reden zu geben.

Zisch: In Syrien ist aktuell Krieg. Ist es nicht gefährlich, dort vor Ort zu helfen? Wie können sich die Helferinnen und Helfer schützen?
Lang: Ja, in Syrien ist es wirklich schwierig. In manche Regionen kommt man eigentlich kaum rein. Manchmal wird Zugang gewährt, sodass man sich mit den Menschen, die dort kämpfen, abstimmt, um Nahrungsmittel zu verteilen und kurze Hilfe zu leisten. Aber insgesamt ist es so, dass man nicht überall so helfen kann, wie man das gerne machen würde. Zwar werden die Helferinnen und Helfer nicht direkt angegriffen, dennoch ist es gefährlich.
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Zisch: Wie schnell sind die ersten Hilfen angekommen?
Lang: Die ersten Hilfen kommen normalerweise sehr schnell an und zwar durch die Menschen in der Region selbst. Sie leisten die schnellste Hilfe. Die Menschen, die es geschafft haben, aus ihren Häusern zu kommen, sind die ersten, die ihren Nachbarn helfen, weitere Überlebende suchen und das Übriggebliebene untereinander teilen. Nationale und internationale Organisationen haben auch sehr schnell Leute in die Region geschickt. Zuerst geht es nach einem Erbeben darum, Überlebende zu suchen. Dazu wurden auch Hundestaffeln eingesetzt, die man in die Region schickt.

Zisch: Wie lange glaubst du, wird es dauern, bis man im Erdbebengebiet wieder normal leben kann?
Lang: Das wird sehr lange dauern, weil ganz vieles kaputt ist. In der Region war es ja schon vorher für viele schwierig, zu überleben, weil dort Krieg herrscht. Deshalb wird es zehn, vielleicht fünfzehn Jahre dauern, bis man fast alles wieder aufgebaut hat, weil die Schäden enorm groß sind. Es wird wichtig sein, lange vor Ort Hilfe zu leisten und nicht nur in den ersten Wochen.

Zisch: Wo hilft Caritas International noch auf der Welt?
Lang: Wir arbeiten vor allem in den Ländern, in denen es den Menschen nicht gut geht und sie sehr arm sind. Wir machen auf der ganzen Welt Projekte. Viele in Afrika, aber auch in Asien und Lateinamerika. Insgesamt sind es an die 70 Länder, in denen wir Projekte unterstützen.

Zisch: Wo hilfst du persönlich mit deiner Arbeit?
Lang: Ich selbst bin für einige Länder in Afrika zuständig, vor allem Mali und Senegal. Dort geht es in erster Linie nicht um Erdbebenopfer oder Opfer von Naturkatastrophen, sondern um Menschen, die vor Krieg in ihren Ländern fliehen mussten. Auch dort geht es darum, zu schauen, dass die Betroffenen zu essen haben und versorgt werden. Daneben gibt es aber auch Projekte, in denen versucht wird, andere Hilfe zu leisten, zum Beispiel indem Kindern der Zugang zur Schule ermöglicht wird. Hierzu arbeite ich mit unseren Partnern vor Ort und reise dazu zwei- bis dreimal in die Länder, um vor Ort die Projekte zu begleiten und um zu sehen, ob die Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird.
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