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"Zum Schutz des Planeten vor Asteroiden": Interview mit dem Physiker Richard Moissl

Physiker Richard Moissl ist Leiter der Abteilung zum Schutz des Planeten vor Asteroiden bei der Europäischen Weltraumorganisation. Was genau seine Aufgaben sind, berichtet er im Interview.  

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Die Abteilung zum Schutz des Planeten vor Asteroiden bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) untersucht, welche Asteroiden für die Erde eine Gefahr sein könnten. Foto: max dallocco  (stock.adobe.com)
Zisch: Harald Lesch hat dich in seiner Fernsehsendung "Terra X. Lesch & Co" als "Planetaren Außenminister" bezeichnet. Bist du wirklich "Planetarer Außenminister"?
Moissl: Nein, das war ein Scherz von Harald. Der kam daher, dass wir uns überlegt haben, wie man am besten "Head of the Planetary Defense Office" auf Deutsch sagen kann, da ja nicht jeder Englisch versteht. Wenn man das direkt übersetzt, dann wäre das: Leiter des Planetaren Verteidigungsbüros. Das klingt aber so, als habe es etwas mit Militär und Soldaten zu tun. Da hat Harald experimentiert und sagte dann "Außenminister der Europäischen Weltraumorganisation (ESA)". Er wollte einen Begriff finden, der darauf hindeutet, was wir tun. Es ist natürlich nicht mein richtiger Titel. Es gibt keine gute Übersetzung. Aber vielleicht passt: Leiter der Abteilung zum Schutz des Planeten vor Asteroiden.

Zisch: Wie wird man denn "Planetarer Außenminister"? Macht man da eine Ausbildung?
Moissl: Das ist kein Ausbildungsberuf wie ihn zum Beispiel Handwerker machen, sondern das ist ein Posten. Da setzen sich Leute zusammen, die sich mit dem Thema gut auskennen oder die vorher schon diese Arbeit gemacht haben. Diese Menschen haben sich darauf geeinigt, was jemand können muss, der diesen Posten bekommen soll, und dann haben sie eine Stellenausschreibung gemacht. Wissenschaftler konnten sich darauf bewerben.
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Zisch: Warum wolltest du eigentlich "Planetarer Außenminister" werden?
Moissl: Zum einen, weil ich Asteroiden, Kometen und Planeten im ganzen Sonnensystem bei meiner Arbeit vorher erforscht habe und es total interessant fand, wie das alles zusammengehört. Und wie größere Körper aus kleineren entstehen. Die Erde ist zum Beispiel aus diesen Einzelteilen entstanden, die es heute noch in Kometen und Asteroiden gibt. Ich fand es spannend, dass man auf diesem Posten gleichzeitig an diesen Sachen forschen kann, aber auch etwas tut, das für die Menschheit von Nutzen ist. Dass man was Gutes tun und Leute vor Schaden schützen kann, das war für mich ein absoluter Traum. Deswegen wollte ich den Job unbedingt haben.

Zisch: Was genau ist in diesem Job deine Aufgabe?
Moissl: Wir beim "Planetary Defense Office" haben den Auftrag, möglichst alle Asteroiden, die der Erde gefährlich werden könnten, zu finden, zu beobachten, zu messen, wo im Weltraum sie entlangfliegen, und auszurechnen, ob sie zu einer Gefahr für die Erde werden. Für alle, die vielleicht eine Gefahr sein könnten, sollen wir dann herausfinden, ob sie wirklich eine Gefahr für die Erde sind oder nicht. In den allermeisten Fällen finden wir heraus, dass sie momentan keine Gefahr für die Erde sind. Und in den Fällen, in denen wir sagen: Ja, die könnten auf die Erde einschlagen und die könnten eine Gefahr für die Erde sein, da beginnt dann der dritte Teil unserer Arbeit. Wir müssen dann helfen, Informationen darüber zu sammeln, was genau passieren kann. Und wenn wir sie dann haben, verteilen wir die Informationen an alle. Wir helfen auch dabei, etwas dagegen zu tun. Wenn zum Beispiel ein Asteroid in 30 Jahren auf die Erde einschlagen würde, dann wäre es auch unsere Aufgabe, daran zu arbeiten, zusammen mit anderen Weltraumorganisationen, den Asteroiden davon abzubringen. Und meine Aufgabe als Leiter der Abteilung ist dafür zu sorgen, dass wir immer weiter machen können. Wir sind ein optionales Programm der ESA, das heißt, wir sind nicht durch die normalen Mitgliedsbeiträge der Länder abgedeckt, sondern wir müssen das Geld einwerben. Ich muss einen Plan aufstellen über das, was wir machen wollen, muss den allen erklären, und dann wird entschieden, ob er finanziell gefördert wird oder nicht. Und dann muss ich schauen, dass wir die richtige Summe an Fördergeldern zusammenbekommen. Und wenn wir das Geld bekommen haben, dann muss ich die Arbeit planen, zum Beispiel Teleskope. Und ich muss planen, damit wir genug Leute haben, die wissen, was zu tun ist.

Zisch: Der Job ist bestimmt spannend, aber auch anstrengend, oder?
Moissl: Der ist beides. Zum einen ist er total spannend, zum anderen ist er auch manchmal recht anstrengend.

Zisch: Als Mitarbeiter der Europäischen Weltraumorganisation triffst du bestimmt viele Menschen. Bist du viel unterwegs?
Moissl: Ja, auf jeden Fall. Vor allem zwischen Italien und Deutschland. Ein positiver Aspekt von Corona ist, dass man nun viel von zu Hause aus machen kann.
Zisch: Du beschäftigst dich mit dem Weltall. Bist du Science-Fiction-Fan?
Moissl: Ja, aber hallo! Absolut. Schon seit der Kindheit. Ich lese auch heute noch viele Science-Fiction-Bücher.

Zisch: Welches Buch über das Weltall hat dich am meisten berührt?
Moissl: Uff, da gibt es viele, die ich sehr gut fand und bei denen ich viel mitgenommen habe. Vielleicht das erste, das war "Unser blauer Planet" von Heinz Haber. Darin geht es bei Weitem nicht nur um den Weltraum, aber es geht um die Erde als Ganzes. Darum, wie sie entstanden ist, im Weltraum ihre Bahnen zieht und vieles mehr.

Zisch: Haben Bücher dich eigentlich auf deine Berufskarriere gebracht? Haben sie dich auch dazu bewogen, dass du nun diesen Job haben wolltest?
Moissl: Zu einem gewissen Teil, ja. Denn in "Unser blauer Planet" steht auch, wie die Erde entstanden ist, und sie ist ja aus Material im Sonnensystem entstanden. Das waren an irgendeinem Zeitpunkt gewissermaßen mal alles Asteroiden und Kometen, die da rumgeschwirrt sind. Das hat mich sehr fasziniert. Da waren auch noch viele andere Bücher, wie die von Stephen Hawking.

Zisch: Du warst bei Harald Lesch und seiner Fernsehsendung Terra X. Hast du auch schon andere berühmte Menschen getroffen?
Moissl: Ja, auf jeden Fall. Zum Beispiel habe ich mal Bill Nye getroffen. Der ist in den USA so etwas ähnliches wie der Harald Lesch hier in Deutschland. Oder Schauspieler von Star Trek.

Zisch: Wie sieht denn deine Zukunft aus? Wirst du weiterhin die Erde vor Einschlägen warnen? Oder machst du irgendwann Schluss mit diesem spannenden Beruf?
Moissl: Ich denke noch lange nicht daran, Schluss zu machen. Laut ESA steht meine Pensionierung 2040 an und da es mein absoluter Traumjob ist, gehe ich davon aus, dass ich das noch bis 2040 mache.
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