Wein

Der gebürtige Straßburger Christophe Meyer ist Sommelier des Jahres

Er arbeitet in Bad Peterstal und schwärmt von badischen Weinen. Dass Christophe Meyer Sommelier werden würde, hätte er früher nie gedacht. Inzwischen lebt er seine Leidenschaft für Wein in seinem Beruf aus.  

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Christophe Meyer im Weinkeller  | Foto: Dollenberg
Christophe Meyer im Weinkeller Foto: Dollenberg
Wenn Christophe Meyer von seinem Leben erzählt, tauchen immer wieder die Worte Zufall und Glücksmoment auf. Beim Thema Wein, bei der Liebe, beim Beruf. Aber so ist es wohl: Man macht halt einen Plan, und heisa, so manches kommt anders.

"Ich dachte, ich würde mal eine Französin heiraten", sagt der Straßburger. Dann saß er einst in einem Hotel im südfranzösischen Briançon im Weinkeller und an der Rezeption eine Praktikantin aus Achern. Es flogen die Liebespfeile. Heute sind sie verheiratet, leben in Achern, haben drei Kinder.

"Ich habe eine Leidenschaft entdeckt, von der ich vorher nichts wusste" Christophe Meyer
"Ich wollte eigentlich Koch werden." Heute ist er Sommelier. Und das, obwohl keiner in seiner Familie Wein schätzte. Sein Vater trank höchstens mal billigen Tafelwein, "der war schrecklich". Als Christophe Meyer als 16-jähriger Schüler der Hotelleriefachschule in Illkirch ein Praktikum machen musste, entschied er sich für die Gastronomie im Burgund. "Ich hatte Glück, dass ältere Kellner mich dort unterstützten." Sie nahmen ihn mit zu den Winzern rund um Beaune, ließen ihn probieren. Er stellte tausend Fragen. Abends, nach der Arbeit im Service, löste er mit dem Wasserdampf einer Kaffeemaschine die Etiketten der Weinflaschen ab, damit er sie sammeln konnte, um sich die Weinnamen zu merken. "Ich habe eine Leidenschaft entdeckt, von der ich vorher nichts wusste."

Meyer ist Chef-Sommelier in Bad Peterstal-Griesbach

Es folgten Praktika im Weinbaugebiet von Saint-Émilion, in der Domaine Hering in Barr im Elsass, im Sternerestaurant Crocodile in Straßburg. Mit 19 Jahren traf er den italienischen Weinexperten Giuseppe Vaccarini, der ihm prophezeite, aus ihm werde ein guter Sommelier. Manche Prophezeiungen werden wahr: Christophe Meyer wurde vom Gourmetführer Gault & Millau zum Sommelier des Jahres 2022 gekürt – zwei Tage nach seinem 45. Geburtstag. Er freute sich sehr. Und auch die badischen Winzer können sich darüber freuen.

Denn Meyer ist Chef-Sommelier im Hotel Dollenberg in Bad Peterstal-Griesbach (Ortenaukreis), zu dem das Gourmetrestaurant Le Pavillon gehört (drei Gault&Millau-Hauben, zwei Michelin-Sterne).

"Ich beobachte die Weine wie meine eigenen Kinder, wie sie wachsen" Christophe Meyer
Als er dort 2006 anfing, ließ ihm Hotelchef Meinrad Schmiederer viele Freiheiten, die Weinkarte zu hegen und zu pflegen. Mehr als 600 Weine aus 30 Ländern sind darauf gelistet – darunter ein Château Pétrus für 6500 Euro. "Ich beobachte die Weine wie meine eigenen Kinder, wie sie wachsen", sagt Meyer. Ein Drittel der Tropfen stammt aus Deutschland – 70 Prozent davon badische Weine. Er habe eine Leidenschaft für die Weine aus der Ortenau, und es sei ihm wichtig, die Winzer von hier zu unterstützen. Er sagt gar: Er sehe sich als Weinbotschafter Badens. Wenn das mal kein Elsässer hört.

"Die Winzer hier sind sehr offen für konstruktive Kritik", sagt Christophe Meyer. Im Elsass sei das immer noch anders, "die Traditionen sind sehr stark, es ist dort viel schwieriger, etwas zu verändern." In Baden dagegen sehe er mehr Mut zur Entwicklung, gerade auch bei den jungen Winzerinnen und Winzern.

Psychologie und Fingerspitzengefühl für passenden Wein

Christophe Meyer probiert gern aus – was ein Sommelier wohl auch muss. Kredenzt zu einem Hauptgang schon mal einen syrischen Rotwein, "trotz des Kriegs in dem Land ist dieser Wein fantastisch, es ist ein Wein mit Geschichte". Und wenn die Gäste eine Geschichte von einem Wein hörten, schätzten sie mehr, was sie im Glas haben, sagt er. Letztlich sei das Genusserlebnis des Gastes sein Ziel. Den passenden Wein zu finden – dazu brauche es Psychologie und Fingerspitzengefühl und passende Fragen. Christophe Meyer fragt meistens: Was trinken sie generell gern? Statt gleich zu sagen: Das passt zum Essen oder passt nicht.

Als er neulich in der Straßburger Hotelleriefachschule Sommelier-Azubis prüfte, legt er ihnen ans Herz, was seine Lehrer ihm einst gesagt haben: Es sei ein Beruf mit Prestige, in den man seine ganze Leidenschaft und Zeit hineinstecken könne. "Aber bleiben Sie bodenständig und immer im Schatten des Weins – denn der Wein ist der Star, nicht der Sommelier."

Mehr zum Thema: Gault & Millau vergibt viele Hauben für die Gastronomie in Südbaden
Sommelier Christoph Kokemoor über die Weinsprache.

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