Wein
Der gebürtige Straßburger Christophe Meyer ist Sommelier des Jahres
Er arbeitet in Bad Peterstal und schwärmt von badischen Weinen. Dass Christophe Meyer Sommelier werden würde, hätte er früher nie gedacht. Inzwischen lebt er seine Leidenschaft für Wein in seinem Beruf aus.
Sa, 25. Jun 2022, 12:16 Uhr
Gastronomie
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"Ich dachte, ich würde mal eine Französin heiraten", sagt der Straßburger. Dann saß er einst in einem Hotel im südfranzösischen Briançon im Weinkeller und an der Rezeption eine Praktikantin aus Achern. Es flogen die Liebespfeile. Heute sind sie verheiratet, leben in Achern, haben drei Kinder.
Es folgten Praktika im Weinbaugebiet von Saint-Émilion, in der Domaine Hering in Barr im Elsass, im Sternerestaurant Crocodile in Straßburg. Mit 19 Jahren traf er den italienischen Weinexperten Giuseppe Vaccarini, der ihm prophezeite, aus ihm werde ein guter Sommelier. Manche Prophezeiungen werden wahr: Christophe Meyer wurde vom Gourmetführer Gault & Millau zum Sommelier des Jahres 2022 gekürt – zwei Tage nach seinem 45. Geburtstag. Er freute sich sehr. Und auch die badischen Winzer können sich darüber freuen.
Denn Meyer ist Chef-Sommelier im Hotel Dollenberg in Bad Peterstal-Griesbach (Ortenaukreis), zu dem das Gourmetrestaurant Le Pavillon gehört (drei Gault&Millau-Hauben, zwei Michelin-Sterne).
"Die Winzer hier sind sehr offen für konstruktive Kritik", sagt Christophe Meyer. Im Elsass sei das immer noch anders, "die Traditionen sind sehr stark, es ist dort viel schwieriger, etwas zu verändern." In Baden dagegen sehe er mehr Mut zur Entwicklung, gerade auch bei den jungen Winzerinnen und Winzern.
Christophe Meyer probiert gern aus – was ein Sommelier wohl auch muss. Kredenzt zu einem Hauptgang schon mal einen syrischen Rotwein, "trotz des Kriegs in dem Land ist dieser Wein fantastisch, es ist ein Wein mit Geschichte". Und wenn die Gäste eine Geschichte von einem Wein hörten, schätzten sie mehr, was sie im Glas haben, sagt er. Letztlich sei das Genusserlebnis des Gastes sein Ziel. Den passenden Wein zu finden – dazu brauche es Psychologie und Fingerspitzengefühl und passende Fragen. Christophe Meyer fragt meistens: Was trinken sie generell gern? Statt gleich zu sagen: Das passt zum Essen oder passt nicht.
Als er neulich in der Straßburger Hotelleriefachschule Sommelier-Azubis prüfte, legt er ihnen ans Herz, was seine Lehrer ihm einst gesagt haben: Es sei ein Beruf mit Prestige, in den man seine ganze Leidenschaft und Zeit hineinstecken könne. "Aber bleiben Sie bodenständig und immer im Schatten des Weins – denn der Wein ist der Star, nicht der Sommelier."
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