Freiwilligendienst

Freiwilligendienst: "Geschenk für die Gesellschaft"

Verlagsthema Freiwilligendienste sind nach wie vor gefragt – doch es gibt Ängste vor Kürzungen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Freiwilligen Sozialen Jahr und Co.  

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Ein junger Mann, der ein Freiwilliges ...einschaft für Demenzkranke beim Essen.  | Foto: Friso Gentsch (dpa)
Ein junger Mann, der ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert, hilft einer Bewohnerin einer Wohngemeinschaft für Demenzkranke beim Essen. Foto: Friso Gentsch (dpa)
Sie helfen Schülern bei den Hausaufgaben, spielen mit Senioren Karten, organisieren Basketballtraining im Verein – die Absolventen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) sind aus vielen sozialen Institutionen nicht mehr wegzudenken. "Für die alten Menschen ist ein Spaziergang mit einem FSJler das Highlight des Tages", sagt Petra Hellstern, Vize-Gesamtleiterin des Wohlfahrtswerkes für Baden-Württemberg.

Deshalb wären Einschnitte in diesem Bereich für die Betroffenen sehr schmerzlich. Die Tätigkeiten dürfen zwar keinen regulären Arbeitsplatz ersetzen, sind aber für die, die davon profitieren, von großer Bedeutung. Auch das Sozialministerium betont: "Es ist klar, dass in vielen Einrichtungen bei einem Wegfall der Freiwilligen bestimmte zusätzliche und freiwillige Angebote nicht mehr stattfinden können." Dies wäre bedauerlich – sei doch der Freiwilligendienst ein "Geschenk für die Gesellschaft".

Was sind die Ziele des FSJ?
Das Ehrenamt soll Heranwachsenden nach der Schulzeit ermöglichen, sich beruflich zu orientieren. Sie können herausfinden, ob beispielsweise ein Pflegeberuf eine dauerhafte Perspektive ist oder doch eher eine handwerkliche Tätigkeit infrage kommt. Der Dienst soll die Ausbildungs- und Beschäftigungsfähigkeit der jungen Leute verbessern.

Bei einem meist zwölfmonatigen Dienst ist der Besuch von mindestens 25 Seminartagen eingeplant. Und nicht zuletzt kommt das Engagement insbesondere jenen zugute, die erhöhten Hilfebedarf haben – Menschen mit Behinderungen, Krankenhauspatienten, Senioren.

Wer kann sich bewerben?
Voraussetzung ist die Erfüllung der Schulpflicht. Wer älter als 27 Jahre ist, kommt nicht zum Zuge, kann sich aber im altersunabhängigen Bundesfreiwilligendienst (BFD) engagieren. Im Südwesten taten das am 1. Dezember 2023 fast 4000 Menschen. Der Einstieg ins FSJ ist das ganze Jahr über möglich. Es gibt nach Ministeriumsangaben in allen Bereichen noch freie Stellen.

Welche Freiwilligendienste gibt es noch?

Das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) soll Menschen ansprechen, die gern in der Natur arbeiten. So können sie etwa beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) entscheiden, ob sie in der Landschaftspflege arbeiten, bei Naturpädagogik mitwirken oder in die Öffentlichkeitsarbeit gehen wollen. Die 20 Plätze beim BUND sind aktuell besetzt. "Aber wir müssen mehr tun als in den Vorjahren, denn der Arbeitsmarkt ist so gut, dass es für ähnliche Arbeit weit mehr Geld gibt", erläutert Thomas Giesinger, Koordinator für Ehrenamtsförderung beim BUND. Mehrere Tausend FÖJler kommen in Umwelt- und Naturschutzverbänden, Kommunen, Jugendherbergen und Bauernhöfen unter. Auch das Kultusministerium hat den Freiwilligendienst für sich entdeckt und bietet seit 2023 ein Freiwilliges Pädagogisches Jahr an. Das soll dazu beitragen, den Lehrermangel zu verringern und die Lehrkräfte zu entlasten. 2024 standen 300 Plätze bereit, die nach Auskunft des Ministeriums alle besetzt wurden. "Wir sind hier auch zuversichtlich, Klebeeffekte durch diesen Erstkontakt zu erzielen", heißt es aus dem Ressort von Theresa Schopper (Grüne).

Wie stark ist der sogenannte Klebeeffekt?
Das Sozialministerium verweist auf eine Umfrage der Koordinationsstelle der FSJ-Träger bei den Teilnehmern des letzten abgeschlossenen Jahrgangs. Demnach wollten 24 Prozent der Absolventen im Bereich Medizin und Pflege diesem Berufsfeld treu bleiben, im pädagogischen Bereich waren es 22 Prozent. 39 Prozent wählten eine andere berufliche Laufbahn.

Wer bezahlt was?

Die FSJler erhalten ein Taschengeld sowie entweder Sachleistungen oder einen Zuschuss zu Unterkunft und Verpflegung. Einige Träger gewähren zudem auch einen Fahrkostenzuschuss. Die Gesamthöhe aller Leistungen darf 300 Euro nicht unterschreiten. Nach oben ist der Betrag derzeit auf 604 Euro staatlich gedeckelt, um Überbietungswettbewerbe auszuschließen und eine klare Grenze zu bezahlter Arbeit zu ziehen. Freiwillige sind automatisch auch Mitglied der Renten-, Unfall-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung.

Welche Einsparungen plant der Bund?
Nach dem Regierungswechsel ist offen, ob und wo es Einsparungen gibt. Beim FSJ fördert der Bund bisher lediglich die pädagogische Begleitung mit höchstens 200 Euro pro Monat. Der Rest kommt von Land, Trägern und Einsatzstellen. Das Landessozialministerium befürchtet, dass insbesondere kleinere Träger sich in Zukunft schwerer tun werden, FSJ-Plätze anzubieten. Wie andere Träger drängt das DRK auf eine am Bafög-Höchstsatz von knapp 1000 Euro orientierte Honorierung des Ehrenamtes, sodass auch Menschen aus einkommensschwachen Familien das Angebot wahrnehmen können.
Hier finden Sie aktuelle freie Stellen im Freiwilligendienst https://mehr.bz/freiwilligen-dienst-2024
Schlagworte: Theresa Schopper, Thomas Giesinger, Petra Hellstern

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