Schweiz
Mal kurz noch 'nen Picasso kaufen? Auf der Art Basel ist für (reiche) Kunstfreunde viel möglich
Seit Donnerstag läuft die Art Basel, die weltgrößte Messe für moderne Kunst. Noch bis Sonntag kann man auf die Suche nach moderner Kunst gehen. Wer etwas kaufen will, sollte aber viel Geld mitbringen.
So, 22. Jun 2025, 7:00 Uhr
Kunst
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

Zwei Ochsen, muskelbepackt, führen den Treck an. Dahinter folgen unzählige Gestalten, gezeichnet, ausgezehrt, ein Kind hält ein Schild in die Höhe: "Ich habe doch gar nichts getan." Seltsame Apparate und Gerätschaften sind zu sehen, so als hätten die Menschen in Eile ihr Hab und Gut zusammenpacken müssen. Joep van Lieshouts monumentale "Installation The Voyage – A March to Utopia" ist vermutlich die größte Installation auf der Art Basel, der weltgrößten Kunstmesse, die am Donnerstag für Besucher eröffnet wurde. Über 80 Skulpturen und Objekte ziehen sich durch den Treck auf einer Länge von gut 100 Metern und wecken Erinnerungen an die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh, als im April 1975 die Roten Khmer dort einmarschierten und den zwei Millionen Einwohnern 24 Stunden Zeit ließen, die Stadt zu verlassen. Relikt der Vergangenheit? Hat da nicht vor wenigen Tagen erst ein gewisser Donald Trump die Bevölkerung Teherans aufgerufen, die Stadt sofort zu verlassen?
Van Lieshouts Installation steht auf der Unlimited, einer eigenen Halle für die ganz großen Objekte – und sicher einer der eindrucksvollsten Bereiche der Art Basel. Riesige Installationen stehen da neben Bildern, die das Format einer normalen Wohnungswand um locker das Fünffache übersteigen. Manche der Kunstwerke sind in eigenen – von der Halle mit Wänden abgetrennten – Räumen untergebracht, wie etwa Piero Golias Installation "Still Life", ein auf schwerem roten Samtteppich aufgebauter einsamer Roulette-Tisch, der sich unentwegt dreht und auf dem eine Kugel ihren eigenen Tanz feiert, niemals zu Ruhe kommt. Ein Sinnbild für unsere Zeit, immer rastlos, ohne Verschnaufpause, immer sich weiterdrehend.

Exklusiver wird es im eigentlichen Gebäude der Art Basel, dort wo Galerie an Galerie steht, wo elegant gekleidete Menschen mit prallgefüllten Geldbörsen nach Gemälden für die Villa schauen – oder fürs Ferienchalet. Die Crème de la Crème der modernen Kunst hängt da an den Wänden, alles verkäuflich. Cézanne, Kandinsky, Miró, Klimt, Picasso – mit dem nötigen Kleingeld gesegnet, kann jeder etwas finden, das zu ihm passt.
Einer der ganz großen Namen in der Welt der Kunsthändler ist die kanadische Galerie Landau Fine Arts, die im Erdgeschoss der Messehalle ihren Bereich hat – von einem Stand zu sprechen, verbietet sich bei diesen Dimensionen. An den Wänden hängen ausschließlich Hochkaräter, zwei Picassos, ein Kandinsky, ein Magritte und noch viel mehr. Die Preise? Galerie-Chefin Alice Landau reagiert etwas verlegen auf die Frage, über Preise spreche man nicht öffentlich. Aber zur Orientierung: Für den Kandinsky in der Mitte des Bereichs habe die Galerie vor einigen Jahren selbst rund 50 Millionen US-Dollar gezahlt, sagt Landau. Klar, dass man nun deutlich mehr dafür haben wolle. Und läuft das Geschäft? Landau nickt, sie sei zufrieden – zumal die Messe gerade erst begonnen habe.
Einige Stände weiter ist der von Gagosian, auch ein klangvoller Name unter Kunstliebhabern. Auch hier möchte man nicht über Preise sprechen. Aber gut, eine Ausnahme wollen sie für den Reporter machen: Der Picasso da an der Wand sei für 27 Millionen Dollar zu haben. Und das wertvollste Gemälde sei das bei weitem nicht. "Wir haben noch einige, die deutlich teurer sind", sagt die junge Verkäuferin. Welche das sind? Wird nicht verraten, meint sie. Die Kundschaft lege Wert auf Diskretion. Und Preise seien da ohnehin von sekundärer Bedeutung.
Das Publikum ist bunt gemischt
Apropos Kundschaft: Die ist buntgemischt. Es gibt sie, die meist älteren Herrschaften, die aussehen, wie man sich einen reichen Kunstsammler eben vorstellt, elegant gekleidet, höflich, aber überaus selbstbewusst. Doch daneben sieht man eine große Zahl auffallend junger Menschen umherstreichen, viele asiatischer Herkunft – man hört auffallend viel Chinesisch an diesem Tag. Dazwischen auch immer wieder schwarze Männer mit Turnschuhen, sehr weiten Hosen und knallbunten Overalls. Bekannte Rapper? Basketball- oder Fußballstars? Es gibt viele Möglichkeiten, genug Geld zu besitzen, um auf der Art Basel shoppen zu gehen.
Und wer einfach nur Flanieren möchte, wer das Ganze als ein überdimensionales Museum für moderne Kunst begreift und ohne Kaufabsichten durch die Hallen flaniert, kommt ebenso auf seine Kosten. So viele Hochkaräter auf so engem Raum findet man sonst nirgends. Und wer die rund 70 Franken Eintritt scheut, kann einfach den Parcours ablaufen, eine Ansammlung verschiedener Kunstwerke, die sich durch die Innenstadt zieht. Das ohnehin so kunstsinnige Basel, es steht in dieser Woche einfach im Zentrum der Kunstwelt.
Die Art Basel ist noch bis Sonntag, 22. Juni, geöffnet. Öffnungszeiten sind von 11 bis 19 Uhr. Die Tageskarte kostet 69 Franken (rund 74 Euro), eine Abendkarte von 16 bis 19 Uhr kostet 40 Franken. Ermäßigungen gibt es für Schüler, Studenten und Senioren. Dann kostet die Tageskarte 59 Franken. Die Veranstalter empfehlen, mit dem Zug anzureisen. Ab Badischer Bahnhof kann man entweder laufen oder eine Straßenbahn bis Messeplatz nehmen.
msr