Sommer-Spezial 2022

Die Zeit zwischen zwei Jobs richtig nutzen

Verlagsthema Wer einen Job kündigt, um einen neuen anzutreten, hat nicht immer einen nahtlosen Übergang. Wie geht man die Übergangsphase an?  

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Weiterbildung, Weltreise oder doch das...t es heute ganz individuelle Lösungen.  | Foto: Gustafsson
Weiterbildung, Weltreise oder doch das Haus renovieren? Für die Übergangszeit zwischen zwei Jobs gibt es heute ganz individuelle Lösungen. Foto: Gustafsson

Viele Stellen in Deutschland sind unbesetzt, die Wechselbereitschaft unter den Beschäftigten ist groß. Wer den Sprung in einen neuen Job wagt, startet nicht immer lückenlos in ein neues Anstellungsverhältnis. Manchmal liegen zwischen dem letzten Arbeitstag im alten und dem ersten Arbeitstag im neuen Job Wochen oder gar Monate. Was treibt man in der Übergangsphase?

"Bis vor einiger Zeit wäre dieses Thema gar keine Frage gewesen", sagt die Münchner Karriereberaterin Madeleine Leitner. Da sei allein der Wunsch unvorstellbar gewesen, Leerlauf zwischen zwei Jobs zu haben. "Da war das Menschenbild eben: Man arbeitet."

Auch heute gibt es der Psychologin zufolge noch konservative Branchen: "Da ist es wahrscheinlich noch immer die Ausnahme, dass man überhaupt überlegt, aus dem Muster auszuscheren".

Die Jobsuchenden diktieren die Regeln
Allerdings, so Leitner, gebe es heute in vielen Bereichen einen Bewerbermarkt. Das heißt: "Bewerberinnen und Bewerber diktieren die Regeln. Wenn man sich mal umguckt, wird ja fast überall gesucht." Insofern könne man heute andere Fragen stellen, als noch vor einigen Jahren. Mit Blick auf den Lebenslauf sei daher eine Auszeit von einem halben oder sogar bis zu einem ganzen Jahr "überhaupt keine Diskussion mehr".

Auch Nico Rose zufolge dürfen Arbeitnehmer hier entspannt agieren. Es sei heutzutage völlig normal, dass Menschen zwischen zwei Anstellungen oder innerhalb eines Jobs ein Sabbatical einlegen. "Und das wissen auch die Unternehmen, zumindest jene, die mit guten Arbeitsbedingungen punkten wollen", so der Coach und Buch-Autor.

Alles ist erlaubt – wenn man transparent ist
Bei der Frage, was man nun in der Übergangszeit treibt, sieht Leitner in den meisten Branchen keine Ausschlusskriterien. "Wer seine Karriere durchplant und eine strikte Vorstellung vom eigenen Arbeitsleben hat, kann die Zeit für eine Weiterbildung oder Qualifizierung nutzen." Genauso könne man aber verreisen, ein Haus renovieren oder Zeit mit der Familie verbringen, wenn die finanziellen Mittel vorhanden sind.

"Wichtig ist ein hohes Maß an Transparenz gegenüber dem zukünftigen Arbeitgeber", sagt Nico Rose. Alles andere hängt von der konkreten Situation ab. "Hat man die letzten Jahre durchgepowert, ist es völlig legitim, auch einmal einige Monate Pause zu machen."

Pause zwischen zwei Jobs muss nicht verklärt werden
Wer eine Auszeit plausibel erklären will, sollte auf Rat von Madeleine Leitner herausstellen, dass diese am Ende auch dem Arbeitgeber zugutekommt. "Studien zeigen, dass der Großteil nach einer Auszeit wieder zufriedener ist." So könne man dem neuen Arbeitgeber vermitteln, dass eine Pause vor der Neuanstellung wichtig ist, um wieder Kräfte aufzubauen.

Die Ära, in der man eine solche Phase aktiv verkaufen muss, ist nach Einschätzung von Nico Rose ohnehin vorbei – "außer bei sehr hinterwäldlerischen Organisationen." Man müsse die Weltreise auch nicht als Bildungsurlaub verklären. "Das war einmal."

Wechselseitige Erwartungen offen absprechen
Steht man nicht zum Wunschzeitpunkt bereit, wollen Arbeitgeber oft Kompromisse aushandeln. Sie lassen sich auf einen späteren Eintrittstermin ein, wenn der Neue oder die Neue vor Vertragsbeginn schon einmal an einer Schulung teilnimmt oder bei einem Einführungstermin dabei ist.

Madeleine Leitner zufolge tut man gut daran, wechselseitige Erwartungen offen zu besprechen. "Womöglich ist ja wirklich Not am Mann und schon fünf Minuten meiner Expertise helfen enorm weiter." Wer sich weigert, obwohl es problemlos einzurichten wäre, trägt nicht unbedingt zu einem positiven Start bei.

Nico Rose plädiert für Transparenz. "Prinzipiell ist es sicherlich ein gutes Signal, wenn man für die zukünftige Organisation – zumindest immer wieder einmal – erreichbar ist." Gute Onboarding-Prozesse würden nicht erst an Tag eins beginnen, sondern schon in den Wochen davor. Andererseits, so der Psychologe, sollte die Organisation Verständnis aufbringen, wenn Menschen einige Zeit komplett offline sein möchten. Hier hilft eine klare Kommunikation.

Der Realitätscheck: Versicherung und Co.
Wie sich der Übergang gestaltet, hängt nicht zuletzt davon ab, ob Jobwechsler gekündigt haben, gekündigt wurden, sich arbeitslos melden oder nicht. Eine Verpflichtung, sich arbeitssuchend oder arbeitslos zu melden, gäbe es für diese Phase nicht, erklärt Malin Hochscheid, Juristin bei der Arbeitskammer des Saarlandes.

Cornelia Oster, Fachanwältin für Arbeits- und Sozialrecht, rät aber zu diesem Schritt. Hintergrund ist der Versicherungsstatus. Wer sich arbeitsuchend und arbeitslos meldet, ist in der Regel über die Arbeitsagentur kranken- und pflegeversichert. Das gilt auch bei einer Sperrzeit nach Eigenkündigung; hier nimmt man aber gegebenenfalls Lücken bei den Rentenversicherungszeiten in Kauf.
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Schlagworte: Madeleine Leitner, Nico Rose, Cornelia Oster

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