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Mit Speck fängt man Mäuse

Verlagsthema Jobrad und mehr: Arbeitgeber aus Südbaden sind erfinderisch mit Mitarbeiter-Benefits.  

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Dienstradleasingangebote wie Jobrad si...bte Zusatzleistungen für  Mitarbeiter.  | Foto: © JobRad, jobrad.org
Dienstradleasingangebote wie Jobrad sind beliebte Zusatzleistungen für Mitarbeiter. Foto: © JobRad, jobrad.org
Bei vielen Berufsgruppen und Branchen haben sich die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt umgedreht. Während früher Stellenbewerber um rare Jobs buhlen mussten, stehen heute immer öfter Arbeitgeber in Konkurrenz um willige und passend qualifizierte Mitarbeiter. Ein beliebtes Mittel, um die eigene Anziehungskraft auf Jobsucher zu erhöhen und die vorhandenen Mitarbeiter zu binden, sind sogenannte Benefits – unterschiedlichste Zusatzleistungen zum Gehalt. Betriebe in Südbaden sind dabei erfinderisch.

"Die Gewinnung und Bindung von Fachkräften war schon immer und ist insbesondere in der aktuellen Zeit für uns von höchster Bedeutung. Daher investieren wir auch in die Implementierung von Benefits", sagt Norbert Homeyer, Personalchef beim Uniklinikum Freiburg, mit gut 14 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der größten Universitätskliniken in Deutschland und der größte Arbeitgeber in Südbaden.

Doch nicht nur die ganz großen Betriebe, auch viele kleine haben Zusatzleistungen für ihre Leute organisiert. Dazu gehört beispielsweise die Firma Rauber-Raumausstattung in Freiburg mit vier Beschäftigten. Sie nutzt das Angebot der Kreishandwerkerschaft, worüber das Hansefit-System für vergünstigte Trainingsmöglichkeiten in zahlreichen Fitnessstudios und bei anderen Sporteinrichtungen auch für kleine Handwerksbetriebe verfügbar wird. Gerade im Handwerk, wo immer noch hohe Auslastung herrscht, seien Beschäftigte gestresst und wüssten Fitness- und Gesundheitsangebote als Benefits sehr zu schätzen. Ähnliche Erfahrungen macht auch Norbert Homeyer beim Uniklinikum. "Besonders attraktiv für unsere Mitarbeitenden sind unserer Einschätzung nach die Angebote im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements", so der Klinikmanager, "und zudem auch jene zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Fort- und Weiterbildungsangebote."

Insgesamt ist die Liste der Mitarbeiter-Benefits bei der Uniklinik lang. Dazu gehört beispielsweise das Urban-Sports-Club-Firmenfitnessprogramm, Trainingsangebote bei der zentralen Physiotherapie "Unifit" und ein hauseigenes Bewegungskonzept. Zur Familienfreundlichkeit tragen Zusatzleistungen wie eine eigene Kinderbetreuung mit verlängerten Öffnungszeiten samt Ferienbetreuung in allen Schulferien mit Hol- und Bringdienst sowie flexible Arbeitszeitmodelle bei. "Besonders stolz sind wir auf unsere eigenen Fort- und Weiterbildungsangebote. Hier finden alle Beschäftigten die Möglichkeit, ihre Kompetenzen beruflich wie auch persönlich individuell weiterzuentwickeln", sagt Homeyer.

Auch beim harten Faktor Gehalt greift das Klinikum bewusst tiefer in die Tasche. "Wir offerieren eine überdurchschnittliche Vergütung nach dem Tarifvertrag der vier Universitätskliniken in Baden-Württemberg", so Homeyer, "das bedeutet gut 18 Prozent mehr Gehalt in der Pflege als in den meisten anderen Krankenhäusern."

Daneben bezuschusst das Haus die persönliche Regio-Jahreskarte vom Verkehrsverbund RVF mit 50 Prozent und hält gleich mehrere hauseigene psychosoziale Beratungsstellen für die Belegschaft bereit.

Ebenfalls sehr rührig beim Thema Mitarbeiter-Benefits ist die Firma Schoeller Technocell, die mit einem Produktionsstandort in Titisee-Neustadt im Hochschwarzwald vertreten ist, wo 120 Menschen tätig sind. Die Schoeller-Gruppe insgesamt zählt rund 3700 Beschäftigte. Hergestellt werden in Neustadt Dekopapiere. "Dafür benötigen wir ausgebildete Papiertechnologen – und die sind ziemlich rar auf dem Arbeitsmarkt", sagt Werksleiter Jens Lategahn.

Deshalb hält das Unternehmen, der Volksweisheit folgend, dass man mit Speck Mäuse fängt, eine ganze Palette von Zusatzleistungen für seine Beschäftigten bereit. "Besonders beliebt ist das Jobrad-Angebot, um vergünstigt an ein Fahrrad zu kommen – das nutzen so gut wie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns", berichtet Lategahn. Das Firmenfitness-Angebot Hansefit gilt für das Schoeller-Technocell-Team ebenfalls. Hinzukommen eine laut dem Werksleiter besonders attraktive betriebliche Altersversorgung und eine günstige betriebliche Krankenzusatzversicherung.

"Bei unserer Belegschaft kommen erfahrungsgemäß Sport- und Gesundheits-Benefits besonders gut an", so Lategahn. Dazu gehört auch der allmonatliche Obsttag: Einmal pro Monat kann sich die Belegschaft in der Firma kostenlos mit gesunden Früchten aus der Region verköstigen und dabei Vitamine tanken. Populär sei aber auch, dass die Beschäftigten über einen geringen Gehaltsverzicht auf Wunsch zehn zusätzliche Urlaubstage pro Jahr kaufen können. So sind insgesamt bis zu 42 bezahlte Urlaubstage pro Jahr möglich, bei älteren Kollegen über 55 Jahren sind es sogar noch mehr. "Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit bei uns ist 18 Jahre", sagt der Werksleiter, "und ich denke, dazu tragen auch die Benefits bei."

Beim Caritasverband Freiburg-Stadt mit mehr als 1700 Beschäftigten im Sozialsektor setzt man ebenfalls auf Mitarbeiter-Benefits. Zur Belegschaft gehören hauptsächlich Pflegefachkräfte, Erzieherinnen und Erzieher, Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger, pädagogische Fachkräfte, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie rund 120 Teilnehmer eines Freiwilligen Sozialen Jahres.

"Sehr gut angekommen ist bei uns das Jobrad als Zusatzleistung, gerade jetzt in Corona-Zeiten", sagt Caritas-Sprecherin Nora Kelm. Daneben stünden die hauseigenen Gesundheitsangebote sehr hoch im Kurs. "Zwar setzen wir aktuell unsere unterschiedlichen Sport-, Ernährungs- und Entspannungskurse wegen der Pandemie noch aus", so Kelm, "aber früher gab es da sogar Wartelisten, so populär sind die."

"Für nächstes Jahr planen wir, ein Zeitwertkonto für die Mitarbeitenden einzurichten", fügt die Verbandssprecherin hinzu. Beschäftigte mit einem solchen Zeitwertkonto werden dann die Möglichkeit haben, längere Freistellungszeiten, beispielsweise ein Sabbatical, zu finanzieren oder auch früher in den Ruhestand zu gehen, indem ihre Arbeitszeit als Wertguthaben gutgeschrieben wird.
Wer sich jetzt überlegt, nach Südbaden zurückzukehren, kann sich hier nach den passenden Stellenangeboten umschauen.
Schlagworte: Norbert Homeyer, Nora Kelm, Jens Lategahn
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