Heimkommen

Wenn sich ein wohliges Gefühl breitmacht

Verlagsthema Heimkehrer in den Malsaal des Theaters Freiburg: Die Künstler Christoph Bruckert und Andras Kemmerzehl sind gerne in Südbaden zuhause .  

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Im Theater-Malsaal vor Caravaggios „Judith und Holofernes“: Christoph Bruckert und Andras Kemmerzehl (l.) Foto: Ulrike Ott
Das Theater Freiburg ist für beide ein inspirierender Ort: Christoph Bruckert und Andras Kemmerzehl arbeiten im Malsaal der größten Kultureinrichtung der Stadt und haben viel Freude an der künstlerischen Umsetzung ihrer täglichen Aufgaben. Und sie haben noch mehr gemeinsam: Bewusst sind die Bühnenmaler aus jeweils nördlichen Gefilden in ihre südbadische Heimat zurückgekehrt – Bruckert allerdings schon Mitte der 1990er und Kemmerzehl erst im vergangenen Jahr. "Es fühlt sich wohlig an", sagt Letzterer und bringt damit auf den Punkt, was viele Heimkehrer spüren. Sie fühlen sich eingebettet in einem Lebensraum, aus dem sie stammen und der ihnen vertraut ist.

Aber von Anfang an. Bruckert – heute Chef im Freiburger Malsaal – ist im Schwarzwald, genauer in Saig, aufgewachsen, war schon zu Gymnasiumzeiten in Neustadt kunstinteressiert, malte auch in seiner Freizeit und absolvierte schließlich – animiert von einem Schulkameraden – seine Ausbildung am Theater Freiburg.

Danach ging es mangels einer Stelle in Freiburg erst mal nach Kiel ans Theater. "Ziemlich weit weg war das für mich", sagt der heute 55-Jährige im Rückblick. "Und eben ganz anders." Das Meer, die salzige Luft, die Weitläufigkeit der Landschaft und den oft fehlenden Schnee auch in kalten Monaten zählt Bruckert (zu der Zeit noch Langläufer) als Beispiele dafür auf. "Und daran, dass es im Winter häufig schon um 15.30 Uhr dunkel wurde, musste ich mich auch erst gewöhnen." 1996 kehrte Christoph Bruckert ans Theater Freiburg zurück und lebt mit seiner Familie mittlerweile längst in Ebringen am Schönberg. Andras Kemmerzehls Erfahrungen mit der Ferne sind jüngeren Datums. Der heute 31-Jährige wurde in Schramberg geboren, ist in Emmendingen aufgewachsen und wollte nach dem Abitur erst mal weg. Ganz weit. In der Nähe von Durban in Südafrika absolvierte er ein Freiwilliges Soziales Jahr und begann anschließend ein Geografiestudium in Heidelberg. "Ganz war es das nicht, was ich wollte", sagt der junge Mann, auch wenn ihn die Geografie nach wie vor interessiere.

Er kehrte zum ersten Mal zurück nach Emmendingen, um sich zu orientieren und zu malen. 2014 startete er seine Lehre beim Theater Freiburg und blieb nach seinem Abschluss noch weitere zwei Jahre dort im Malsaal, ohne jedoch die freie künstlerische Tätigkeit aus den Augen zu verlieren. Als Sprayer machte er sich zuerst einen Namen und schuf auch andere Werk – etwa für Ausstellungen. Es waren von Anfang an Bilder, die weit über das Genre Graffiti hinausreichten und zeigten, dass Spraykunst und Bühnenmalerei sich wunderbar ergänzen können. 2019 begann sich Kemmerzehl "noch einmal irgendwohin wegzudenken" und absolvierte an der Hamburger Staatsoper eine zweite zweijährige Ausbildung zum Bühnenplastiker. Danach wollte er wieder in den Süden zurück, wahrscheinlich auch ein wenig, weil die Pandemie ein normales Einleben in der Hafenstadt verhinderte.

Aber nichtsdestotrotz: Zuhause in Emmendingen fühlte es sich für Kemmerzehl geborgener an, irgendwie stimmiger, auch um wieder künstlerisch tätig zu sein. Jetzt ist er halbtags beim Freiburger Theater angestellt und entwickelt die übrige Zeit seine Kunst weiter – eine Symbiose, in der er viele Vorteile für beide Bereiche sieht.

Was die Zukunft bringt, ist für den jungen Bühnenmaler, Plastiker und Künstler noch ungewiss, so weit im Voraus zu planen, ist seine Sache nicht, auch wenn er sich in der Heimat derzeit am richtigen Platz sieht.

Für Bruckert indessen ist klar, dass er sein Leben – und auch seinen Wohnort – nicht mehr ändern will. "Ich habe doch alles hier, den tollen Job, die Freunde, das milde Klima, die abwechslungsreiche Landschaft mit den Bergen im Schwarzwald und der Weite in der Rheinebene, die sympathischen Menschen und die badische Küche", sagt er. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Wer sich jetzt überlegt, nach Südbaden zurückzukehren, kann sich hier nach den passenden Stellenangeboten umschauen.
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