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Lettland

Bissiger Biber hält Mann in Lettland als Geisel

André Anwar
  • Sa, 30. April 2016, 00:01 Uhr
    Panorama

Ein bissiger Biber aus Lettland ist weltberühmt geworden. Vom "teuflischen Biber" spricht der lettische Rundfunk, die Zeitung "USA Today" von einer Geschichte, die an Franz Kafkas alptraumhaften Roman "Der Prozess" erinnert.

Biber sehen putzig aus, können aber aggressiv werden  | Foto: colourbox
Biber sehen putzig aus, können aber aggressiv werden Foto: colourbox
Denn zunächst wollte niemand dem Protagonisten Sergej seine Geschichte glauben. Nach einem langen Winter wollte Sergej, ein Mann aus der südöstlichen Provinzstadt Daugavpils, eine milde Aprilnacht zu einem Spaziergang nutzen als plötzlich ein Biber aus dem Gebüsch sprang und ihm kräftig ins Bein biss. Völlig überrascht vom Angriff und dem Schmerz fiel er zu Boden. Als er versuchte, sich wieder aufzurichten, um zu entkommen, biss ihn der Biber erneut. Sergej wurde in diesem Augenblick klar: Der Biber würde seine Flucht nicht zulassen.

Das Tier bewachte sein Opfer mit großer Konzentration und reagierte böse auf jede Bewegung, die Sergej machte. "Der Biber nahm Sergej als Geisel", berichtete der lettische Rundfunk. Doch der Lette hatte sein Handy mitgenommen. Ein Polizist nahm den nächtlichen Anruf Sergejs auch schnell entgegen. Sergej berichtete wahrheitsgetreu, dass er auf einem verlassenen Weg am Boden liege und ein bissiger Biber ihn nicht fortkommen lasse.

Der ungläubige Beamte legte einfach auf. Sergej lag immer noch am Boden. Der Biber grimmig vor ihm. Sergej sammelte seine Gedanken und rief einen guten Freund an. Der legte nicht auf, aber lachte ihn aus. Sergej beteuerte immer wieder, tatsächlich die Wahrheit zu sagen. Schließlich erkannte der Freund den blutigen Ernst der Lage und setzte sich ins Auto.

Hier könnte die Geschichte zu Ende sein. Doch der Freund fuhr viel zu schnell. Ein Polizist stoppte den Raser auf der Landstraße. Sergejs Bekannter erzählte dem Beamten, dass sein Freund auf einem verlassen Weg von einem Biber zu Boden gerissen wurde und das Tier ihn nicht fortlasse. Auch fügte er hinzu, dass der Polizist in der Notrufzentrale Sergej nicht glauben wollte, und deshalb ihn um Hilfe bat.

Der gelassene Beamte führte, wie üblich in solchen Situationen, erstmal einen Alkoholtest durch. Der war aber negativ. Nach langem Hin und Her machten sich Sergejs Freund und der immer noch am Wahrheitsgehalt der Geschichte zweifelnde Polizist gemeinsam auf den Weg zu Sergej. Der lag noch immer am Boden. Vor ihm der bissige Biber, der seine Wut nun auch auf die Neuankömmlinge richtete. Sergejs Freund und der Polizist, wagten es nicht, einzugreifen. Biber sind in Lettland zudem eine geschützte Art. Der Beamte nutze seine ganze Amtsautorität, um über Funk die Zentrale von der Wahrheit des Ereignisses zu überzeugen.

Die rief dann den Notdienst für Tierschutzangelegenheiten an. Der schickte Fachleute zu den drei Männern und dem Biber. Letztlich konnte das Tier, ohne ihm Schaden zuzufügen, weggejagt werden.

Sergej überlebte das Ereignis mit 15 Nahtstichen im verletzten Bein und einem gewaltigen Schock. Übrig blieb die Frage nach dem Motiv. Warum war der Biber so wütend? Mihails Pupis, der Chef des Zoos von Daugavpils, erklärte den ängstlichen Bürgern seiner Stadt am Folgetag, dass junge männliche Biber tatsächlich sehr aggressiv werden können und dann auch eine Bedrohung für Menschen darstellen. Die Tiere werden aggressiv, wenn sie aus ihrem vertrauten Biberbau müssen, um sich ein neues Heim zu suchen. Heimatlos sind sie in höchster Alarmbereitschaft. Der Zoodirektor empfiehlt in vergleichbaren Situationen, einfach wegzurennen. Man könne den Biber dabei ablenken, indem man ihm einen Gegenstand wie etwa die Brieftasche zuwirft. Eine zuverlässige Alternative dazu sei es, auf einen nahegelegenen Baum zu klettern – um Hilfe abzuwarten.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 30. April 2016: PDF-Version herunterladen

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