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Raumfahrt

Nasa-Sonde erreicht Pluto

  • dpa

  • Di, 14. Juli 2015, 00:00 Uhr
    Panorama

Zu Gast beim Zwergplaneten: Nach mehr als neun Jahren erreicht die Sonde New Horizons den Pluto. Dies gilt als Meilenstein der Raumfahrtgeschichte. Doch so lang die Reise dauerte, so kurz ist ihr eigentlicher Höhepunkt.

Eine Nasa-Animation der Sonde New Horizons, Im Hintergrund die Erde.   | Foto: dpa
Eine Nasa-Animation der Sonde New Horizons, Im Hintergrund die Erde. Foto: dpa

WASHINGTON (dpa). Es gilt als Meilenstein der Raumfahrtgeschichte. Am heutigen Dienstag fliegt die Sonde New Horizons so nah am Pluto vorbei, wie nie ein künstliches Flugobjekt zuvor. Damit endet die 700 Millionen teure Mission der US-Raumfahrtbehörde Nasa, die die Ersterkundung aller neun Planeten zum Ziel hatte – wenngleich der Pluto streng gesehen nur noch als Zwergplanet eingestuft wird.

"Ich habe immer gesagt, dass wir einen Pluto finden würden, der mit zwei Wörtern beschrieben werden kann: etwas Wunderbares", sagte Missionsleiter Alan Stern der New York Times. "Und das stellt sich jetzt als komplett wahr heraus. Das Pluto-System ist absolut verblüffend."

Seit mehr als neun Jahren ist New Horizons unterwegs, hat rund fünf Milliarden Kilometer zurückgelegt und ist an Mars, Saturn, Uranus, Jupiter und Neptun vorbeigeflogen, bevor nun endlich das mit Spannung erwartete Ziel der langen Reise ansteht: Auf rund 12.000 Kilometer soll sich New Horizons dem Pluto nähern und ihn untersuchen. Wenn man aus dieser Distanz auf Manhattan schauen würde, so Wissenschaftler Stern, könnte man die Seen im Central Park ausmachen.

Aber die Mission bleibt bis zur letzten Sekunde spannend. Weil die etwa klavier-große und 500 Kilogramm schwere Sonde mit 50.000 Kilometern pro Stunde unterwegs ist, könnte schon ein Zusammenstoß mit einem Objekt so klein wie ein Reiskorn das ganze Vorhaben zu Fall bringen. Vor wenigen Tagen gab es dann auch noch prompt einen technischen Fehler, den die Nasa aber schnell wieder beheben konnte. Er sei "ziemlich zuversichtlich", dass alles gut geht, gibt sich Forscher Stern gelassen.

So lang die Reise dauerte, so kurz ist dann ihr eigentlicher Höhepunkt: Nur etwa zwei Tage hat die Sonde rund um den Vorbeiflug Zeit, um gute Fotos und Messungen vom Pluto zu machen. Da bleibt nicht viel Zeit für Kommunikation mit der Erde. Für das erlösende Signal, das den erfolgreichen Vorbeiflug bestätigt, hat die Nasa ein kleines Zeitfenster gegen 3 Uhr in der Nacht zum Mittwoch eingebaut.

Die Erforschung des 1930 von dem US-Amerikaner Clyde Tombaugh entdeckten Zwergplaneten sei "wie ein archäologischer Spatenstich in die Geschichte des äußeren Solarsystems", hatte Stern beim Start der Sonde gesagt. Der etwa minus 230 Grad kalte Pluto ist eine Art Eiszwerg, wie sie zu Zigtausenden bei der Entstehung des Sonnensystems übrig geblieben sind und seitdem den sogenannten Kuipergürtel bilden.

Bislang haben Forscher nur fragmentarisches Wissen über Pluto, das vor allem von Bildern des Hubble-Weltraumteleskops stammt. Für Planetenforscher sei der Eiszwerg "eine noch fast unbekannte Welt", sagt Tilman Spohn, Direktor des Berliner Instituts für Planetenforschung. Der Vorbeiflug der Sonde soll den Winzling, der mit einem Durchmesser von etwa 2300 Kilometern kleiner als der Erdenmond (3500 Kilometer) ist, erstmals kartographieren und – so hoffen Wissenschaftler – Jahrzehnte alte Rätsel lösen. Ob es auf dem Pluto schneit, beispielsweise. Oder ob in seinem Eiskern ein Ozean liegt.

Auch deutsche Wissenschaftler sind an dem Projekt beteiligt. Forscher des Rheinischen Instituts für Umweltforschung an der Universität Köln sollen mit Hilfe eines Radiomessgeräts Oberflächentemperaturen von Pluto und seinem Mond Charon messen.

Nach dem Pluto-Besuch soll New Horizons, die unter anderem einen kleinen Haufen Asche des 1997 gestorbenen Pluto-Entdeckers Tombaugh an Bord hat, noch tiefer in den Kuipergürtel hineinfliegen. Wie und wohin genau, beraten die Nasa-Wissenschaftler noch. Aber die Spannung sei schon da, wie Astronom Michael Brown der New York Times sagte. "Wir sind ziemlich sicher, dass es dort draußen etwas gibt, was so groß ist, dass wir aufhören können, uns über Möchtegern-Dinge wie Pluto zu sorgen und anfangen können, uns mit dem wirklichen neunten Planeten zu beschäftigen."

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 14. Juli 2015: PDF-Version herunterladen

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