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Saumäßig wildes Trio

Sauerei! Hausschwein paart sich mit einem Wildschwein

Hrvoje Miloslavic
  • Mi, 25. September 2013, 20:13 Uhr
    Wehr

Die Mutter ein Hausschwein und der Vater ein wilder Keiler. Das Ergebnis dieser ungewöhnlichen Schweineliebe macht einen Hof in Wehr unsicher. Doch ein Happy-End wird es für die Frischlinge nicht geben.

Niedlich, aber rauflustig wie der Vater: ein Ferkelfrischling  | Foto: Hrvoje Miloslavic
Niedlich, aber rauflustig wie der Vater: ein Ferkelfrischling Foto: Hrvoje Miloslavic
Für seine Originalität und seine Originale ist das Wehrer Enkendorf ja bekannt. Dass dies mitunter auch für die vierbeinige Bevölkerung des "Dorfes in der Stadt" gilt, zeigt sich derzeit auf dem Hof der Familie Betzler an der Sankt-Josef-Straße. Vor sechs Monaten erblickten dort drei besondere Michlinge das Licht der Welt: ungewollte Kreuzungen zwischen einer Hausschwein-Mama und einem Wildschwein-Papa.

Familie Betzler hätte durchaus Grund gehabt, beizeiten stutzig zu werden. Eine ganze Weile vor der Geburt der drei knuffigen Ferkelfrischlinge hatte ein stattlicher (und wilder) Eber ein auffallendes Interesse am Grundstück der Betzlers gezeigt. Nachdem der Eber sein – wie heute feststeht – "lüsternes Werk" vollbracht hatte, ward er dort nie mehr gesehen.

"Sie hät ä Buch un kriegt Üter" Patricia Betzler
Was für eine Schweinerei! Nun, so ganz unschuldig an der Geschichte scheint die dreijährige Schweinedame Rosa auch nicht gewesen zu sein. Rosa bewohnt schon seit Jahren mit ihrem Bruder Benno und Freundin Klara den offenen Stall auf dem Betzler-Hof im Enkendorf.

Immer wieder habe sich Rosa unter dem Zaum durchgegraben, um im nahe gelegenen Dickicht zu verschwinden, erzählt Patricia Betzler. Oft musste Rosa dann gesucht und mit Futter wieder nach Hause gelockt werden. "Manchmal kam sie aber auch von ganz alleine wieder zurück." Die Familie reparierte den Zaun mehrmals. Doch der Zaun konnte Rosa genauso wenig aufhalten wie andere Sicherheitsvorkehrungen.

"So richtig dämmerte es uns dann aber immer noch nicht", erinnert sich Patricia Betzler. Dies änderte sich jedoch, als Rosa plötzlich eigenartige Stimmungsschwankungen an den Tag legte: "Sie verließ den Stall kaum noch, und fressen wollte sie auch nicht mehr." Erste Diagnoseversuche führten schnell zu einem doch recht eindeutigen Befund: "Sie hät ä Buch un kriegt Üter." Rosa wurde kugelrund und bekam dicke Zitzen. Ein fachmännischer Handgriff, der sogleich ein paar Tropfen Muttermilch zu Tage förderte, brachte schließlich Gewissheit.

Schon einen Tag später war es dann soweit. Das Enkendorf wurde um drei tierische Bewohner reicher. Die Entzückung war groß. "Sie waren so winzig, gerade mal eine Hand voll", erinnert sich Patricia Betzler an die frisch geborenen Frischlingsferkel. Die 27-jährige Zimmerin war erst ein halbes Jahr zuvor nach drei Jahren Walz in das Enkendorf zurückgekehrt.

Menschen lassen die Ferkel kalt

Spätestens nach der Geburt der Ferkel gab es für den flüchtigen Keiler keine Ausflüchte mehr. Das Aussehen seiner Nachkommen entlarvte ihn: "Sie hatten diese typischen Frischlingsstreifen", erzählt Patricia Betzler. Und nicht nur äußerlich kommen die Drei ganz nach ihrem Vater. Wie wilde Kerle halt so sind: Es wird immer gerauft, gestritten und gekeilt.

"Ein Happy-End gibt es leider nicht" Patricia Betzler
Für die menschlichen Besitzer ist der Umgang mit der ungewöhnlichen Kreuzung nicht immer einfach. Während Rosa und ihre beiden zahmen Mitbewohner eine Streicheleinheit ab und an durchaus zu schätzen wissen, haben die drei Neuzugänge in der Stallwohngemeinschaft wenig Verwendung für die Gesellschaft von Menschen. Dabei verfolgen die Menschen die Entwicklung des Trios sehr aufmerksam. Schließlich hatte Familie Betzler noch nie junge Schweine. Es sei sehr interessant gewesen, die Verhaltensmuster und die Fürsorge der Mutter für ihren Nachwuchs zu beobachten, sagt Patricia Betzler und fügt hinzu: Auch Onkel Benno und Klara, die beiden anderen Schweine im Stall, nähmen regen Anteil an Erziehung und Schutz der Drei.

Und wie sieht die Zukunft der drei Schweinchen aus? Patricia Betzler gibt nur eine knappe Antwort: "Ein Happy-End gibt es leider nicht." Das Trio wird wohl unters Messer kommen.

Ressort: Wehr

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 26. September 2013: PDF-Version herunterladen

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