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Monsterjagd mit Suchtpotential

10 Fakten zu Pokémon Go

Hans-Peter Müller
  • & unseren Agenturen

  • Do, 14. Juli 2016, 13:22 Uhr
    Computer & Medien

Pokémon Go sorgt für Wirbel in der digitalen Welt. Das Augmented-Reality-Spiel verbindet das echte Leben mit kleinen digitalen Monstern zu einer virtuellen Schnitzeljagd. Das macht ziemlich Spaß, ist allerdings auch nicht ohne Risiko.

Menschen, die auf Smartphones starren: Das Pokémon-Go-Fieber greift um sich, seit die App offiziell in Deutschland gestartet ist. Foto:  dpa
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Pokémon Go ist der jüngste Digital-Hype. Seit dem Start in den USA verbreitet sich das von Nintendo und dem Google-Spinoff Niantic Labs entwickelte Spiel explosionsartig. Pokémon Go verbindet niedliche Monster, Smartphones, GPS und Karten zu einer virtuellen Schnitzeljagd mit Duellen und Rollenspiel-Elementen. Seit Mitte der Woche ist das Spiel auch in Deutschland offiziell für die Betriebssysteme Android und iOS in den App-Stores verfügbar.

» Was sind Pokémon?
Pokémon kommt von Pocket Monster – Taschenmonster. Zum ersten Mal tauchten sie 1996 in einem Videospiel in Japan auf. Der Pokémon-Trainer fängt sie mit weiß-roten Bällen ein und bildet sie aus. Dann können sie gegeneinander kämpfen. Im Pokémon-Universum gibt es mehr als 700 Figuren. Die bekannteste ist Pikachu – ein kleines gelbes Monster mit einem Schwanz in der Form eines Blitzes. Neben den Videospielen für verschiedene Nintendo-Konsolen blüht ein gewaltiges Geschäft mit Sammelkarten und jeder Menge anderer Fanartikel.

Was ist Augmented Reality?
Der englische Begriff bedeutet erweiterte Realität. Die Wahrnehmung der realen Umgebung wird computergestützt durch Informationen ergänzt. Bislang ist meist nur die visuelle Darstellung gemeint, also die Ergänzung von Bildern oder Videos mit Zusatzinformationen oder Objekten mittels Einblendung/Überlagerung. Bei Fußball-Übertragungen ist das beispielsweise das Einblenden von Entfernungen bei Freistößen mit einer Linie. Im neuen Spiel sieht man die Pokémon nur, wenn man in der Nähe ist. Erst dann werden die Figuren auf dem Display des Smartphones in die echte Umgebung eingeblendet.

» Um was geht es in dem Spiel?
Wie beim Geo-Caching muss man sich tatsächlich physisch bewegen, um Orte im Spiel zu erreichen. Die Standortdaten des Spielers werden dabei durch GPS und Mobilfunkortung ermittelt. Die Spielwelt wird zu einer bunten Ausgabe tatsächlicher Orte. Freiburger jagen Pokémon in Freiburg, Lahrer in Lahr. Über die reale Welt wird bei dieser modernen Schnitzeljagd eine virtuelle Welt gestülpt. Nur Spieler können sie sehen und mit ihr interagieren. Alle anderen sehen nur aufs Smartphone starrende Passanten.

Wie verläuft das Spiel?
Man muss zu sogenannten Pokéstops gehen. Das sind Landmarken oder andere bekannte Orte, die einem auf der Karte im Smartphone angezeigt werden. Dort verstecken sich die Pokémon. Es gibt 100 verschiedene, die man sammeln muss. Sobald man nahe genug am Pokéstop ist, vibriert das Handy und die Kamera schaltet sich ein. Nun wird in das Bild der Umgebung das Pokémon eingeblendet und man kann es mit einem ebenfalls eingeblendeten Pokéball einfangen, indem man den Ball richtig in den ebenfalls virtuellen grünen Ring um das Pokémon wirft. Die kleinen Monster reagieren übrigens auf die virtuelle Umgebung: So tauchen Wasser-Pokémon etwa besonders häufig in der Nähe von Flüssen oder Seen auf. Die gefangenen Monster mit Namen wie Schiggy, Taubsi oder Zubat trägt man nach dem Einfangen nicht einfach nur mit sich herum. Das digitale Getier kann auch in Arenakämpfen aufeinander gehetzt werden. Dazu setzt man sie in den Arenen ab. Andere Spieler können ihre Pokémon mit den eigenen messen. Pokémon können so immer mehr Erfahrung sammeln. Auch der Trainer steigt auf immer höhere Erfahrungsstufen auf. Das Kampfsystem ist allerdings wenig intuitiv und artet in wildes Bildschirmtippen aus.

» Was kostet das Ganze?
Während Nintendo seine Konsolenspiele bislang für bis zu 60 Euro verkaufte, kostet Pokémon Go zunächst einmal nichts. Die App kann man kostenlos in den App-Stores herunterladen. Doch, wen das Fieber gepackt hat, der kann durch sogenannte In-App-Käufe den Spielverlauf beeinflussen und sich Vorteile erkaufen. Dafür muss man dann zum Beispiel für einen Sack mit 1200 Pokemünzen – der Währung in der App – 9,99 Euro berappen. Und nützliche Utensilien kosten dann – zum Beispiel 100 Pokebälle zum Fangen der Monster 460 Münzen.


Was braucht man zum Spielen?
Eigentlich nur ein modernes Smartphone mit Kamera und GPS-Modul mit entweder dem Betriebssystem Android 4.4 oder höher oder iOS 8 oder höher. Für das Handy sollte man allerdings eine möglichst umfangreiche Mobilfunkflatrate haben, da für das ständige Abrufen des Standorts viele Daten fließen. Als Ergänzung wird es noch – ahnlich einem Fitnesstracker – das kleine tragbare Armband Pokémon Go Plus geben, das eine Bluetooth-Verbindung nutzt, um den Spieler durch Leuchtdioden und Vibrationsalarme zu informieren, wenn sich ein Pokémon nähert. In den USA kann man das Armband für 34,99 Dollar vorbestellen. Wann es hierzulande kommen wird, ist noch unklar.

» Wie stabil funktioniert das Ganze?
Noch kommt es zu Spielabstürzen und bei Spielen in Bereichen mit schlechter Mobilfunkverbindung geht kaum noch etwas. Wer lange Pokémon Go spielt, sollte außerdem einen starken Reserveakku dabei haben. Der ständige Zugriff auf die Ortungsfunktion zehrt nicht nur an der Datenrate, sondern auch kräftig am Akku.

Wo liegen die Gefahren?
US-Räuber sollen Spielern bereits an Pokéstops aufgelauert haben. Pokéstops an abgelegenen Orten sollte man deswegen alleine im Dunkeln besser meiden. In Wyoming hat ein 19-Jähriger bei der Pokémon-Jagd eine Leiche im Fluss gefunden. Beim Starren aufs Smartphonedisplay kam es schon zu zahlreichen Zusammenstößen und gefährlichen Situationen, etwa an befahrenen Straßen. Die Polizei warnt davor, im Eifer der Monsterjagd Hausfriedensbruch zu begehen. Sicherheitsforscher berichten auch von manipulierten Pokémon Go-Apps mit Schadsoftware, die im Netz kursieren. Da in den USA ein Riesenansturm auf die App losbrach, wurde der weltweite Start zunächst verschoben und viele Fans außerhalb der USA besorgten sich die App aus dubiosen und oft verseuchten Quellen, weshalb dringend geraten wird, die App nur aus den offiziellen App-Stores von Google und Apple herunterzuladen.

» Und was ist mit dem Datenschutz?
Unabhängig davon, ob man sich über sein Google-Konto oder ein Pokemon-Trainer-Club-Konto anmeldet: Es entstehen viele persönliche Daten. Wer ist wann, wie lange wo? Theoretisch kann durch einige Tage Nutzung ermittelt werden, wo jemand arbeitet, lebt oder einkauft. Verknüpft mit Name und E-Mail lassen sich so Bewegungsprofile erstellen. Auch wer unter seinem echten Namen spielt und Bildschirmfotos über soziale Netzwerke verbreitet, offenbart seinen Standort. Die im Laufe des Spiels gesammelten Daten betrachtet Betreiber Niantic Labs als Unternehmenswerte. Im Falle eines Verkaufs gingen sie an den Käufer über.

Soll ich es meinem Kind erlauben?
Das Spielprinzip mit Erkundung, Einfangen, erweiterter Realität und Belohnungen durch das Erreichen von Orten macht richtig Spaß und hat Suchtpotenzial. Es ist ein Ausblick auf die Zukunft mobiler Spiele, auf die Vermischung von realer und digitaler Welt. Solange man die Kosten für In-App-Käufe und Mobilfunkrate im Griff hat, spricht wenig dagegen. Immerhin kommt man hiermit beim Videospielen endlich mal wieder an die frische Luft.

Ressort: Computer & Medien

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Juli 2016: PDF-Version herunterladen

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