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Rotteck-Gymnasium

Wie schlägt sich ein Islam-Professor bei "Nachgefragt"?

Yvonne Weik

Von

Do, 27. Februar 2014 um 19:01 Uhr

Freiburg

Der umstrittene Islam-Professor Mouhanad Khorchide war zu Gast beim Schüler-Talk "Nachgefragt" am Rotteck-Gymnasium. 90 Minuten lang löchern die Schüler bei der Talkshow ihren Gast.

Wie feilscht man erfolgreich? Bei eine... und Bayan Falahen hören amüsiert zu.   | Foto: Thomas Kunz
Wie feilscht man erfolgreich? Bei einer Tasse Tee erklärt Mouhanad Khorchide das gerne, die beiden Nachwuchs-Moderatioren Moritz Veerhoff und Bayan Falahen hören amüsiert zu. Foto: Thomas Kunz

Mit gekreuzten Beinen sitzt Mouhanad Khorchide auf dem Boden des Rotteck-Gymnasiums, ein goldenes Kamel in der Hand. "Wie viel wollen Sie bezahlen? Das ist ein segensreiches Objekt." Bayan Falahen und Moritz Veerhoff lachen. Dass der islamische Theologe und Professor aus Münster sich beim Feilschen so gut schlägt, hätten sie wohl nicht erwartet. 90 Minuten lang löchern sie bei der Schüler-Talkshow "Nachgefragt" ihren Gast. Der ist Diskussionen gewöhnt: Sein Werk "Islam ist Barmherzigkeit" hat viele Kritiker.

20 Euro, mehr ist Moritz Veerhoff das Kamel nicht wert. "Was? Ich habe es für 70 gekauft", poltert Mouhanad Khorchide überzeugend. Das Publikum lacht. "Unter 150 Euro kriegen sie es nirgends", legt der Theologe nach – und muss selbst grinsen. Aufgewachsen ist Korchide in Saudi-Arabien, er kennt das Spiel: "120 Euro, weil Sie so nett sind!" Da kann der Schüler nicht nein sagen. Bei Tee und Süßigkeiten plaudern die drei entspannt, vor allem über Mouhanad Khorchides Mekka-Reisen. In den 90er Jahren pilgerte er zwei Mal in die Geburtsstadt des Propheten Mohammed, zum wichtigsten Heiligtum des Islams. "Es war eine intensive spirituelle Erfahrung", erzählt Khorchide. Zehn Tage sei er alleine mit Gott gewesen. 2016 will er wieder hin, verrät er.

"Mit wem redet Oma denn die ganze Zeit?"

Asketisches Leben sei für ihn eine Bereicherung, deswegen falle ihm auch das Fasten im Ramadan nicht schwer. Religiös geprägt habe ihn seine Oma. Sie betete oft die ganze Nacht für alle Menschen, die sie kannte, erzählt er. Als Kind habe er sich oft gefragt: "Mit wem redet die denn die ganzen Zeit?" "Wo fängt religiöse Erziehung an?", will Bayan Falahen von ihrem Gast wissen. Mouhanad Khorchide ist überzeugt: im Bauch der Mutter, durch Geborgenheit und Liebe. Das entspricht seinem Gottesbild: Er sieht im Koran nicht den drohenden, bestrafenden Gott, sondern den anbietenden. Daran gab es Kritik. Warum, fragt Bayan Falahen. Aus Machtgründen, glaubt Khorchide, "aber da mach’ ich nicht mit".

Sympathisch kommt der Theologe rüber. Er kündigt an, wenn er mal "politisch werden muss". Als die Schüler erzählen, dass er sein BWL- und das Medizin-Studium geschmissen hat, senkt er peinlich berührt den Kopf. Und auf die Frage, warum er Bundespräsident Joachim Gauck 45 Minuten warten ließ, sagt er: "Ich verrate euch ein bisschen, aber ich weiß gar nicht, ob ich das darf." Zum Vier-Augen-Gespräch habe Gauck ihn 2013 eingeladen, um sein Buch "Islam ist Barmherzigkeit" vorzustellen. "Der Bundespräsident musste leider warten", sagt Khorchide – und zwar, weil der Zug im Schneechaos stecken blieb. Peinlich sei’s ihm gewesen.

Am Ende an der Angreif-Bar entlocken die Nachwuchsmoderatoren ihm dann noch viel Persönliches: Korchides verrät, dass er nicht viel Haargel braucht, aber eitel sei, gerne Gummibärchen isst und gegen seinen Sohn an der Spielkonsole bei Fifa 13 verliert. "Bei der WM bin ich immer für Brasilien. Und wenn sie verlieren für Deutschland – ich bin ja verbeamtet.
Mouhanad Khorchide

wurde 1971 in Beirut geboren und wuchs in Saudi-Arabien auf. Dort lernte er deutsch. Mit 18 Jahren kam er nach Wien und studierte Soziologie. Er promovierte mit einer Studie über islamische Religionslehrer. Seit 2010 ist er Professor für Islamische Religionspädagogik an der Uni Münster. In seinem 2012 im Herder-Verlag erschienenen Buch "Islam ist Barmherzigkeit" zeigt er, wie der Koran und der Islam heute ausgelegt werden können. Muslimische Verbände protestierten dagegen.

Nächstes "Nachgefragt" am Rotteck: Mittwoch, 26. März, 19.30 Uhr, mit Bild-Chefredakteur Kai Diekmann. Eintritt frei.

Ressort: Freiburg

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Fr, 28. Februar 2014:
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