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Influencer

Wie ein junger Offenburger auf Instagram Geld verdient

Lisa Hörig
  • Do, 02. März 2017
    fudder

Waldemar Kempf aus Offenburg hat einen ungewöhnlichen Nebenjob: Der 24-Jährige empfiehlt Produkte auf Instagram – gegen Bezahlung, natürlich. Wie viel Geld er als sogenannter „Influencer“ verdient, will er nicht so genau sagen. Nur so viel verrät er: Vier Kooperationen bringen ihm im Monat so viel Geld ein wie ein Vollzeitjob.

Immer perfekt gestylt: Als „Wowa_Valentino“ ist Waldemar Kempf auf Instagramaktiv. Foto: Privat
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Eins ist im Instagram-Account von "Wowa_Valentino" gleich offensichtlich: Waldemar Kempf mag es schick. Auf seinen mehr als 300 Fotos in der Foto-Community zeigt der 24-jährige Offenburger sich im eleganten Mantel, mit gutem Schuhwerk oder im perfekt kombinierten Freizeit-Outfit mit engen Jeans und Lederjacke. Zwischendrin gibt’s Nahaufnahmen von Sportschuhen oder schicke Uhren an seinem Handgelenk – oder Waldemar mit Rasierer in der Hand. Nur eins fehlt, was für die meisten Instagram-Nutzer eigentlich dazu gehört: Privates. Selfies, ungestellte Fotos von Freizeitaktivitäten oder Schnappschüsse aus dem Nachtleben postet Waldemar nicht. Selbst sein hausgemachter Burger wird stilvoll ausgeleuchtet. Waldemar sagt: "Für mich ist Instagram zum Nebenjob geworden."

Denn Waldemar Kempf ist Influencer. Firmen bezahlen ihn dafür, dass er seinen mehr als 96 000 Followern auf Instagram Waren präsentiert und Dienstleistungen empfiehlt. Für immer mehr Youtuber und Instagrammer ist das Influencer-Dasein eine lukrative Einnahmequelle. Influencer empfehlen in sozialen Netzwerken Produkte in einem vermeintlich authentischen Umfeld. Waldemar lädt täglich ein Foto auf Instagram und veröffentlicht außerdem einmal pro Woche einen Post auf seinem Blog. Dafür fotografiert er Uhren und schreibt über seine liebsten Produkte für die tägliche Rasur.

Albern fühlt er sich dabei nicht. "Ich nehme nur Kooperationen an, die zu meinem Profil passen und mir gefallen", sagt er. Aktuell sind das eine Uhrenmarke, ein Hersteller von Rasierern, eine Schmuckfirma und eine Dating-App. Weitere Kooperationen mit einer US-amerikanischen Jeansmarke und einem Taschenhersteller aus Belgien starten bald. Wie viel Waldemar pro Posting erhält, will er nicht erzählen. Nur so viel: "Vier Kooperationen im Monat reichen, um Vollzeitblogger zu werden."

Auch seine Follower profitieren von seiner Werbung, denn oft gibt er Rabattcodes an, mit denen das empfohlene Produkt beim Hersteller günstiger erworben werden kann. Influencer-Postings müssen als bezahlte Werbung deutlich gekennzeichnet werden – so wollen es die AGB von Instagram – und das Gesetz gegen Unlauteren Wettbewerb, das Schleichwerbung verbietet.

Zuverlässigkeit sei besonders wichtig, um als Influencer erfolgreich zu sein, meint Waldemar. "Machst Du deine Arbeit gut, kommen die Unternehmen immer wieder", sagt er. Durch die personalisierten Rabattcodes kann das Unternehmen verfolgen, welcher Influencer besonders viele Verkäufe auslöst. Wie viele das sind, erfährt Waldemar aber nicht. Dass Menschen wegen ihm Geld ausgeben, weiß er trotzdem: Einmal funktionierte ein Rabattcode nicht. "Nach kurzer Zeit haben mir fünf Leute geschrieben, dass der Rabatt nicht ginge", sagt er.

Der Influencermarkt wird von Frauen dominiert. Die 20-jährige Fitnessbloggerin Pamela Reif alias "pamela_rf" hat bereits eine eigene Schuhkollektion, eine App und ein Fitnessprogram herausgebracht. Reiseblogger wie der vom Kaiserstuhl stammende Frederic Siebold alias "Travel_fred" reisen dank ihres Instagram-Profils um die Welt. Männermode ist hingegen noch eine Nische, der Erfolg kam unerwartet. "Das Profil haben ein Freund und ich vor einem halben Jahr zum Spaß erstellt", sagt Waldemar. "Da kam so viel positive Rückmeldung, dass ich weitermachen wollte."

Alles aufs Bloggen setzen, das will Waldemar noch nicht, er arbeitet weiterhin in seinem gelernten Beruf als Zerspanungsmechaniker in der Metallindustrie. Wochenends macht seine Freundin die Fotos, die er unter der Woche postet. Dabei achten sie darauf, möglichst nicht zu viel Offenburger Altstadt im Hintergrund zu haben – Kleinstadt-Look, nein Danke! "Wir brauchen oft sehr lange, bis wir einen passenden Ort für die Bilder gefunden haben", sagt Kempf. "Bäume im Hintergrund oder orangefarbene Hausfassaden stören mich." Möglichst "clean" sollen die Bilder aussehen, denn die globale Konkurrenz kommt aus New York, Los Angeles oder Berlin.

Sind die Fotos gemacht, bearbeitet Waldemar sie; Handyfotos mit der App "Picsart", Spiegelreflexfotos mit "Lightroom". Für Waldemar ist der Bearbeitungsstil sein Markenzeichen. "Der Hintergrund sollte hell und unscharf sein", sagt er. Oft hellt er die Bilder auf oder reduziert die Farbigkeit. "Dadurch kommt man selbst besser zur Geltung." Anfängern rät er, bei der Bildqualität nicht zu sparen. "Die Fotos sind das Wichtigste", sagt er.

Sein Nebenjob hat Waldemar eine neue Welt eröffnet. Eins seiner ersten Events war ein Besuch der Fashionweek in Berlin, zu der er eingeladen wurde, als er erst 40 000 Follower hatte. "Das kam total überraschen", sagt er. Vollzeitblogger zu sein und von einem Mode-Event zum nächsten zu jetten, das kann Waldemar sich auch gut vorstellen. Er hat aber keine Illusionen, was den Beruf angeht: "Das ist schwer und braucht Zeit", sagt er. Und weitere regelmäßige Kooperationen und Fans auf Instagram. In diesem Monat geht’s für Waldemar aber schon wieder auf Reisen: "Ich besuche das Hauptquartier einer Modemarke in Dänemark."

Waldemar Kempf im Netz: instagram.com/wowa_valentino wowavalentino.de

Ressort: fudder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 02. März 2017: PDF-Version herunterladen

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