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Bildung

Wirtschaftsminister Gabriel fordert Informatik statt Latein - und erntet Kritik

Roland Pichler
  • & dpa

  • Mi, 11. Februar 2015
    Wirtschaft

Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sollten deutsche Schüler lieber Informatik lernen als Latein. Mit der Idee löste er umgehend Kritik aus – aus der Wirtschaft.

BERLIN. Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sollten deutsche Schüler lieber Informatik lernen als Latein. Mit der Idee löste er umgehend Kritik aus – aus der Wirtschaft.

Zum 10-jährigen Bestehen der Initiative "Wissensfabrik" hob der SPD-Chef am Dienstag in Berlin das Ziel der 120 angeschlossenen Betriebe und Stiftungen hervor, wirtschaftliches Denken und das Verständnis für Technik zu fördern. Er sagte, er frage sich, "ob es wirklich so wichtig ist, Latein und Griechisch weiter zu können, oder ob vielleicht eine Programmiersprache dafür entscheidend ist, dass man die Welt versteht". Damit handelte er sich energischen Widerspruch von Nicola Leibinger-Kammüller ein, der Chefin des schwäbischen Maschinenbauers Trumpf. "Als Philologin möchte ich für Latein und Griechisch eine Lanze brechen", sagte sie. Es gehe nicht darum, Kenntnisse in Naturwissenschaften und Informatik gegen Sprachen auszuspielen. "Wir brauchen beides." Gabriel, der selbst den Lehrerberuf erlernt hat, erklärte, er habe sich während des Germanistikstudiums mitunter gefragt, ob er manche Inhalte jungen Menschen vermitteln könne. Deshalb vertrete er seine These.

Die Wissensfabrik wurde vor einem Jahrzehnt unter anderem vom damaligen BASF-Vorstandschef Jürgen Hambrecht und dem Ex-Trumpf-Chef Berthold Leibinger gegründet. Sie wollten mehr junge Menschen an Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaft heranführen. 700 000 Kinder und Jugendliche nahmen an solchen Projekten teil. 12 000 Lehrer wurden geschult.

Leibinger-Kammüller betonte, dass die Wirtschaft mit der Gründung der Wissensfabrik auch eigennützig handele. Dass man sich so um spätere Auszubildende bemühe, sei kein Geheimnis.

Gabriel beklagte, es sei ein verhängnisvoller Trend, wenn Eltern und Jugendlichen die akademische Ausbildung an der Universität und Fachhochschule einer beruflichen Ausbildung vorzögen. Einig ist sich der Vizekanzler mit der Wirtschaft, dass ökonomische Bildung in ganz Deutschland als Schulfach unterrichtet werden soll. Baden-Württemberg sei dafür ein Vorbild. Hier läuft ein Pilotprojekt – auch für die Weiterbildung von Lehrern.

Die Initiative der Wirtschaft stößt auf Kritik im Gewerkschaftslager. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lehnt ein Schulfach Wirtschaft rundweg ab. Der DGB fürchtet, dass dabei nicht ausgewogen informiert wird.

Ressort: Wirtschaft

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 11. Februar 2015: PDF-Version herunterladen

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