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"Berühmt sein ist einfach toll!"

  • Birte Hildebrand & Sonja Moritz

  • Do, 04. Dezember 2003
    Zisch

     

Am Basler Musical-Theater war Generalprobe zum Broadway-Musical "Fame" - vor 1000 nicht nur kritischen Jugendlichen.

Lichteffekte, cooler HipHop, heiße Rhythmen, schöne Balladen, funkige Tänze mit rockigen Choreografien, verrückte Klamotten - zwei Stunden geballte Tanz- und Gesangspower: das ist "Fame", die neueste Broadway-Produktion am Basler Musical-Theater. Fast tausend Schüler aus den Kantonen Basel Stadt und Land waren am Dienstag bei der Generalprobe dabei. Zumeist ohne konkrete Erwartungen, gar, "weil wir halt mussten". Und doch hatten sich bis zur Pause schon mehrere Fraktionen gebildet.

Besonders unter den Jungen, aber auch bei den Mädchen fanden sich einige, die "mehr erwartet" hatten. Die große Mehrheit unter den Jugendlichen aber war bereits nach einer Stunde "total begeistert". "Es ist fast wie im Fernsehen, die singen und tanzen wirklich ganz fantastisch", meint die 14-jährige Andrea Marti und ihre Freundinnen stimmen überzeugt zu. Auch das Thema spricht an: der alte Traum vom Ruhm, die aktuellste Droge der Medien - man denke an die unendlich vielen Casting Shows.

Das Musical von David De Silva allerdings hatte schon einen längeren Vorlauf: es basiert auf dem Film "Fame - Wege zum Ruhm" aus dem Jahre 1980. Es geht um Emotionen, Ängste, die (erste) Liebe, Freundschaft, Treue, Leiden, Freuden, verpackt in die Geschichte von Studentinnen und Studenten der New Yorker "Highschool of Performing Arts", an der die Jugendlichen eine vierjährige Grundausbildung absolvieren um Tänzer, Sänger, Musiker oder Schauspieler zu werden. Natürlich vergehen diese Jahre nicht ohne Hindernisse, Probleme und Tragödien. Doch alle zusammen meistern sie diese Situation.

Da ist zum Beispiel Tyrone, der sexy Rapper, Carmen, die feurige Puertoricanerin, Joe, der Klassenclown, auch er mit "spanischem" Blut, Iris, die schüchterne Ballerina, Serena, die etwas tollpatschige Romantikerin, ihr guter Freund Nick und auch Schlomo, der sensible Geigenspieler. Sie alle und die vielen Nebenrollen und Statisten - Studenten wie sie oder auch Lehrer - machen den wilden Mix dieses Musicals.

Auch etliche der jugendlichen Zuschauer träumen durchaus davon, einmal selbst auf der Bühne zu stehen - nicht etwa als Statisten, sondern klar, "um ein Star zu sein". Warum? "Berühmt sein ist einfach toll", sagen sie. Manche reizt auch das Reisen, die Chance zu bekommen, seine Talente zu zeigen und auch den Zusammenhalt und die Gemeinschaft hinter der Bühne stellen sich alle gut vor. Und von den Jungs denken viele vor allem an eines: "Richtig viel Geld verdienen." Was als Motor für "Fame" funktioniert, kurbelt vermutlich auch die Casting-Shows im Fernsehen an, bei der sich Tausende um eine Teilnahme bewerben. Bei diesem Musical war das nicht anders: immerhin 200 junge Schweizer hatten die Chance, sich für "Fame" zu bewerben. Die Basler Inszenierung nämlich wurde extra für das Musical-Theater erarbeitet - am Broadway läuft die New Yorker Inszenierung bereits seit September mit größtem Erfolg. Und damit "Fame" auch in Basel so echt und broadwaymäßig wie möglich rüberkommt, heuerten die Produzenten Thomas Dürr und Wolfgang Bocksch den amerikanischen Choreografen Lars Bethke und eine sehr professionelle amerikanische Crew an. Ende September castete Bethke die 200 Schweizer Bewerber - und entschied: die drei besten Tänzer und Sänger durften mit nach New York. Dort gab es die Schlussausscheidung: die Bernerin Karin Ridlinsbacher wurde ins Ensemble aufgenommen, zwar nur für eine Nebenrolle, aber immerhin, sie hat es geschafft.

"Ich wollte mich nicht immer beweisen müssen." Adrian Näf, 17 Jahre

Adrian Näf, 17 Jahre, sieht das weniger positiv: "Ich wollte nicht in einem ständigen Konkurrenzkampf stehen und mich immer beweisen müssen." Und auch die 15-jährige Marie Freiburghaus ist bis zum Schluss skeptisch: "Ich glaube, die Bewerber denken oft, man singt und tanzt da ein bisschen, und schon ist man ein Star." Da gibt die Freundin leise zu bedenken: "Mir würde einfach schon der Mut fehlen, mich so ganz alleine auf die Bühne zu stellen." Die 16-jährige Sandra Rischer dagegen hatte selbst am Casting für "Fame" in Basel teilgenommen. Und auch wenn sie von Anfang an nicht wirklich mit ihrem Weiterkommen gerechnet hatte, war sie enttäuscht: "Es war deprimierend, mich mit allen anderen zu messen und als zu schlecht befunden zu werden." Kein Grund für die Mehrzahl der jugendlichen Generalprobenbesucher, nicht trotzdem mit dem "Fame"-Wunsch nach Hause zu gehen: einmal selbst auf der Bühne stehen und bejubelt werden - wenigstens als Sternchen.


"Fame" am Musical-Theater Basel: vom 4. Dezember bis zum 4. Januar - weitere Infos: http://www.topact.ch Ticket-Hotline: [TEL] 0180/5556656

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 04. Dezember 2003: PDF-Version herunterladen

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