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Die fleißige Biene ist in guter Gesellschaft

Katharina Meyer

Von

Sa, 05. Dezember 2015

Bildung & Wissen

Insekten wie Fliegen und Ameisen spielen einer Studie zufolge bei der Bestäubung von Nutzpflanzen eine wichtige Rolle.

Schwebfliege bei der Befruchtungsarbeit  | Foto: usage Germany only, Verwendung nur in Deutschland
Schwebfliege bei der Befruchtungsarbeit Foto: usage Germany only, Verwendung nur in Deutschland
"Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben." Dieses Zitat wird Albert Einstein – vermutlich fälschlicherweise – zugeschrieben. Es darf in fast keinem Beitrag fehlen, in dem es um die Bestäubungsleistung der Biene geht. Die ist in der Tat wichtig: Bienen bestäuben durch ihren Flug von Blüte zu Blüte die Pflanzen und sorgen so für höhere Erträge. Sie gelten sogar als drittwichtigstes Nutztier im Land. Noch effektivere Bestäuber als Honigbienen sind Wildbienen – etwa die Hummel, die in Gewächshäusern gezielt zur Befruchtung eingesetzt wird.

Auch ohne Bienen würden allerdings weltweit Felder und Plantagen fleißig weiterbestäubt. Der Fokus der Forschung auf Bienen sei viel zu eng, heißt es in einer Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) erschienen ist. Denn es gibt jede Menge andere Bestäuber: Etwa Wespen, Fliegen, Käfer, Motten, Schmetterlinge und Ameisen. Eine internationale Forschergruppe hat in 39 Studien auf fünf Kontinenten die Bestäubungsleistung dieser Insekten mit der von Honig- und Wildbienen verglichen. Ihr Fazit: Andere Insekten sind zwar bei der Bestäubung von Blüten weniger effektiv als Bienen, doch sie fliegen die Blüten häufiger an. Sie trügen damit ebenso viel zur Bestäubung bei wie die Bienen. Für eine optimale Fruchtproduktion seien daher sowohl Bienen als auch andere Insekten notwendig.

"Die Bestäubungsleistung der anderen Insekten ist bislang kaum erforscht worden", sagt Alexandra-Maria Klein, Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie an der Universität Freiburg, die an der Studie mitgewirkt hat. Dabei fanden laut Studie im Schnitt 39 Prozent der Blütenbesuche an Nutzpflanzen durch andere Insekten statt. Die anderen Insekten hätten gegenüber den Bienen sogar Vorteile: "Sie sind besonders zuverlässige Bestäuber." Zuverlässig insofern, als dass sie intensive Landnutzung – etwa durch Monokulturen – besser wegstecken als Wildbienen. Diese tun sich in aufgeräumten Agrarlandschaften schwer, erklärt Klein. Sie bräuchten extensiv bewirtschaftete Wiesen mit Mäuselöchern zum Nisten, Waldränder oder Blühstreifen, die über mehrere Jahre erhalten blieben. Wenn es im Umkreis von einem Kilometer rund um eine Plantage keine solchen naturnahen Lebensräume für Wildbienen gebe, gehe deren Anzahl auf der Plantage stark zurück, so Klein. In den Mandelplantagen von Kalifornien, wo Klein geforscht hat, sei das zu beobachten gewesen. "Aber ein paar Haus- und Schwebfliegen gab es immer." Kleins Schlussfolgerung: "Andere Insekten können einen Teil des Bestäubungsdefizits ausgleichen, wenn die sensibleren Wildbienen wegfallen." Sie könnten potenziell als Versicherung gegen den Rückgang der Bienen wirken, heißt es in der Studie. Je nach Kultur, aber auch je nach Lage der Kultur, spielten die anderen Insekten eine größere oder kleinere Rolle. Die Forscher fanden zum Beispiel Rapskulturen, die fast nur von Bienen befruchtet wurden genauso wie Raps, in dem überwiegend Fliegen bestäubten. Einen gravierenden Nachteil haben diese aus Verbrauchersicht schon: Fliegenhonig gibt es keinen.

Ressort: Bildung & Wissen

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Sa, 05. Dezember 2015:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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