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Den Stimmen auf der Spur

  • Fr, 16. Mai 2014
    Schülertexte

     

Zischup-Reporter besuchten ein Tonstudio in March und sprachen mit Inhaber Joachim Schnitzer über Kreativität und Bandsalat.

Viele Knöpfe, bunte Bildschirme: So sieht ein Mischpult im Jahr 2014 aus.   | Foto: dpa
Viele Knöpfe, bunte Bildschirme: So sieht ein Mischpult im Jahr 2014 aus. Foto: dpa

Achterbahnerlebnis und Gekreische. Stimmen in der Geisterbahn, sprechende abgehackte Köpfe und Prinzessinnen oder sonstige Fabelwesen-Stimmen im Märchenwald. Nelson Weber und Nicole Jarrin-Schwalbe vom Deutsch-Französischen-Gymnasium in Freiburg sind diesen Stimmen auf die Spur gegangen und haben den Inhaber der Marcher Calren Studios, Joachim Schnitzer, interviewt.

Das erste Tonstudio weltweit wurde Anfang 1897 in Philadelphia eröffnet. Allerdings wurde die erste Tonaufnahme schon 1860 gemacht – mithilfe einer an einer Membran angebrachten Schweineborste, die man auf einer um sich selbst drehenden, rußgeschwärzten Walze vibrieren ließ. Die Calren Studios wurden 1980 gegründet und haben seither zahlreiche Tonproduktionen und visuelle Aufnahmen erarbeiten können.

Wie eine Aufnahme abläuft, kann man in einem Tonstudio beobachten. Jedoch gibt es heutzutage nicht nur Tonaufnahmen im Tonstudio, sondern auch Filmdrehs und weitere visuelle und technische Produktionen. Wir berichten von einer Tonaufnahme, die wir selbst miterlebt haben.

Ein einzelner Satz musste mindestens fünfzehn Mal gesprochen werden, bis alle Details stimmten. Damit eine Aufnahme perfekt wird, müssen Tonlage, Geschwindigkeit, Komposition, Timing, Sound, Stimmklang, die Lebendigkeit in der Stimme, die authentische Art, die Natürlichkeit und das schauspielerische Können beachtet werden. "Das Schauspielern ist ein wichtiger Aspekt, man kann nicht einfach nur einen Text herunterrasseln", sagt Joachim Schnitzer.

Tag und Nacht durcharbeiten

Der Produzent sitzt am Mischpult und gibt Anweisungen und Tipps und lässt den Sprecher so lange sprechen, bis man denkt: "Ja, genau das ist es, so haben wir es uns vorgestellt!" Jede Aufnahme ist anders, deshalb ist der Beruf auch so abwechslungsreich. Joachim Schnitzer selbst bezeichnet, mit einem Lächeln auf den Lippen, seine Arbeit als sehr interessant, nie langweilig und jedes Projekt als eine neue Erfahrung.

Wie in jedem Job hat auch die Arbeit im Tonstudio ihre Nachteile. Durch Zeitdruck können Zweifel am Projekt und am Ergebnis entstehen, und dadurch natürlich auch Stress. Mehrmals musste Schnitzer mit seinen Kollegen Tag und Nacht durcharbeiten, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Die Tagesabläufe sind verschieden: mal lang, mal kurz. Oft wird es spät. "Abends kann es bis ein oder zwei Uhr nachts gehen, da man abends am kreativsten ist", erzählt Joachim Schnitzer gelassen.

Er selbst kam durch Zufall auf diesen Beruf: Mit einem Freund eröffnete er während des Studiums ein Tonstudio. Nach einer Weile funktionierte beides zusammen nicht mehr, also beendete er sein Studium. Schnitzer erzählt, dass er schon als Kind großes Interesse an Elektronik und Musik hatte und sich eine eigene Orgel zusammenbaute, da seine Eltern nicht genug Geld für ein Instrument hatten.

Seiner Meinung nach hatte er viel Glück in der Branche. Die Konkurrenz ist stark und es ist daher schwer, an einen Job heranzukommen. Ob mit Studium oder ohne – man kann leicht arbeitslos werden, wenn es um die Selbstständigkeit geht. Joachim Schnitzer will trotz allem noch lange im Tonstudio arbeiten, denn er lernt viele neue, interessante Menschen und Dinge kennen. Außerdem kann er während der Arbeit seiner Kreativität freien Lauf lassen. "Beispielsweise kann es aber auch sehr lustig oder auch peinlich zugehen", berichtet er schmunzelnd.

Berühmtheiten wie Pur und Ivan Rebroff

Einmal, als ein türkischer Star bei ihnen war, um seine Platte aufnehmen zu lassen, hatte er sein Playback schon aufgenommen dabei. Leider war sein Band anders beschichtet. Beim Umspulen flog das Band raus, ging in die Luft und lag schließlich als Bandsalat auf dem Boden. Lange Zeit dauerte es, das Band wieder aufzuwickeln und zusammenzuflicken. Darüber kann der Inhaber der Calren Studios heute nur lachen. Auch andere Berühmtheiten wie die Band Pur oder der Sänger Ivan Rebroff, vor allem auch Schlagersänger oder Stars von früher, waren bei ihm im Tonstudio.

Joachim Schnitzer macht seine Arbeit nicht alleine: Zu einem Tonstudio gehören mehrere Arbeiter. Schnitzer kümmert sich um die Konzepte, Texte, Musik und Drehbücher. Dann gibt es noch den Tontechniker, er nimmt die Aufnahmen auf und bearbeitet sie mithilfe des Mischpults, um sie schneiden zu können. Da nicht nur Tonaufnahmen im Tonstudio gemacht werden, gibt es auch jemanden, der die Special Effects für Videos oder Animatronics sowie Animationen und die Grafik bearbeitet. Das ist ein sogenannter Mediendesigner.

Nun, da wir wissen, was hinter den Stimmen in den Achterbahnen steckt, achten wir vielleicht öfter darauf, wie die Dinge eigentlich entstehen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 16. Mai 2014: PDF-Version herunterladen

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