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Die Erwachsenen sind froh, wenn sie im Urlaub "chillen" können

  • Do, 05. September 2002
    Zisch

     

Jugendliche "Animateure" helfen Kindern auf Campingplätzen im Urlaub die Zeit zu vertreiben - und haben damit zugleich einen lehrreichen Ferienjob.

Keinen Euro auf dem Konto, aber jede Menge Ausgaben? Da hilft nur ein Ferienjob. Idealerweise einer, bei dem man mit Jugendlichen aus anderen Ländern ein wenig seine Sprachkenntnisse vertiefen kann. Genauso einen Job gibt's beim Campingplatz in Kirchzarten. Sieben Jugendliche jobben hier den Sommer über als "Animateure". Ihre Aufgabe: ein abwechslungsreiches Programm für die jungen Besucher des Campingplatzes zu gestalten. Und zwar für Regen-und für Sonnentage.

Karolin verteilt Luftballons, die die Kinder lustig "verkleiden" sollen, aber die Ballons platzen beim Aufblasen, und Karolin ändert flugs die Strategie: Wasserbombenschlacht. Die Kinder kreischen, die Animateure auch. Und da jetzt sowieso alle nass sind, geht's im Gänsemarsch zum Schwimmbad nebenan. Dreimal täglich und fünfmal in der Woche bieten die jugendlichen Animateure ein Programm für Menschen zwischen fünf und achtzehn Jahren an. Das Konzept ist vielseitig, mal sportlich mit Basketball, Hockey, Inliner- und Radtouren, Tischtennis und Beachvolleyball, mal auf Beschäftigung ausgelegt. Da gibt's dann Bastel- und Spielnachmittage, Schatzsuchen und hin und wieder Nachtwanderungen.

Bei herrlichem Sonnenscheinwetter mit jungen Campinggästen Beachen?Das klingt nach einem lässigen Job. Aber gut gelaunt wie auf Knopfdruck, stets höflich und zuvorkommend sein, kann ganz schön anstrengen. Sich tagtäglich ein neues Programm zu überlegen, erfordert Kreativität und Flexibilität. Und auch das Tellerspülen nach den Grillfesten, Bierbänkeschleppen und das nach dem Basteln hinterlassene Chaos der Kinder zu beseitigen gehört zu den Aufgaben eines Animateurs.

Aber gerade die Vielseitigkeit der Aufgaben fasziniert die jungen Animateure an ihrem Job. Sie nennen sich C.A.T, was ausgeschrieben "Camping-Animations-Team" heißt. Und als solches verstehen sie sich auch. "Die Arbeit wird aufgeteilt, so dass meist jeder von uns auch die Aktion leiten darf, die ihm oder ihr besonders Spaß macht," erklärt Katharina, die sich für Sprachen und ferne Länder begeistert. Sie ist bereits seit vier Jahren dabei und konnte in diesem Jahr auch ihre jüngere Schwester Alexandra für den Job auf dem Campingplatz begeistern.

Beinahe zwanzig Kinder tummeln sich um Anne. Die einen suchen Hilfe beim Formen von Salzteig, andere wollen Anerkennung für das bereits vollendete Kunstwerk. Anne lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Geduld, Spaß bei der Arbeit mit Kindern und immer wieder neue Ideen für ein abwechslungsreiches Programm sind Voraussetzung für jeden Animateur. Problematisch wird's wenn die Kinder sich nicht für die angebotenen Aktionen begeistern lassen oder wenn bei schlechtem Wetter spontan ein Alternativprogramm organisiert werden muss.

Wenn zum Beispiel das von langer Hand geplante Grillfest ins Wasser fällt. Mit Animateur Tobias als Gitarristen und mit "Old McDonald has a farm" werden die jungen Campinggäste dann im Aufenthaltsraum bei Kerzenlicht über solche - nicht zu verhindernden - Zwischenfälle hinweggetröstet. Tobias würde gern Grundschullehrer werden und ist überzeugt, dass die eine oder andere Animationserfahrung ihm in diesem Beruf von Nutzen sein wird.

"Nach zwei Monaten ist man einfach ausgelaugt." Carolin, Animateurin

Das Leben auf dem Campingplatz ist mehrsprachig: Englisch, Deutsch, Französisch und ein bisschen Holländisch. Selten gibt es Verständigungsprobleme. Und dass "Poffertjes" kleine Pfannenkuchen aus Holland sind und besonders lecker schmecken, weiß - außer den Animateuren - auch jedes Urlaubskind. Tatjana Joa aus Riedbach ist zum dritten Mal als Gast hier - und hat sich schon auf die "süßen Animateure" gefreut. Die Jüngeren schätzen die Attraktionen, die die Animateure anbieten und die Erwachsenen sind froh, dass ihre Kinder unterhalten werden und sie im Urlaub auch mal ein bisschen chillen können. Und die Animateure? "Ich habe großen Spaß bei der Arbeit und es ist faszinierend wie die Kinder unterschiedlichster Herkunft sich mit Händen und Füßen verständigen," sagt Karolin. Den Ferienjob zum Beruf zu machen, kann sie sich allerdings nicht vorstellen: "Nach zwei Monaten ist man einfach ausgelaugt und alles wiederholt sich." Und da sind sich die Animateure am Ende eines langen Sommers einig.

Eva Müller

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 05. September 2002: PDF-Version herunterladen

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