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"Die längste OP dauerte 20 Stunden"

  • Abdoullah Gmati, Klasse 4a, Hellbergschule, Brombach (Lörrach)

  • Fr, 05. Juli 2019
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit einem Chirurgen I: Christoph Kettelhack über Krebs und den Unterschied zwischen Professor und Oberarzt.

Christoph Kettelbach  | Foto: privat
Christoph Kettelbach Foto: privat

In der Schule durften wir für das Zisch-Projekt jemanden interviewen. Ich, Zisch-Reporter Abdoullah Gmati aus der Klasse 4a der Hellbergschule in Lörrach-Brombach, wollte einem Professor Fragen stellen, um zu wissen, wie sein Job ist. Meine Mutter arbeitet als operationstechnische Assistentin im Universitätsspital Basel. Sie erzählt manchmal, wie es bei ihrer Arbeit war, und auch von Professor Christoph Kettelhack und anderen Ärzten. So wollte ich den Professor Kettelhack auch unbedingt kennenlernen. Er ist stellvertretender Chefarzt der Viszeralchirurgie.

Dann war es so weit. Ich war vorher der Meinung, ein Professor sollte streng aussehen und auch streng sein. Ich dachte, er ist sehr alt, klein etwas dick. Und dass er mich vielleicht noch böse anschaut, weil ich ihm seine Zeit wegnehme. Jedenfalls war ich sehr aufgeregt, mich mit einem Professor zu unterhalten, der noch dazu der Chef von meiner Mama ist. Meine Mama und ich gingen in das Büro von Christoph Kettelhack. Er öffnete die Tür und da sah ich ihn. Schlank, gutaussehend und vor allem sehr nett. Die ersten paar Minuten war ich nervös, aber später wurde ich entspannter. Christoph Kettelhack war sehr nett und stellte später auch viele Fragen an mich.

Zisch: Was ist der Unterschied zwischen einem Professor und einem Oberarzt?
Kettelhack: Das sind zwei verschiedene Sachen, der Oberarzt bezeichnet deine Aufgabe, die du als Arzt hast. Also, es gibt jemanden, der jung ist, das ist ein Assistenzarzt, der gerade fertig ist mit der Ausbildung. Wenn er dann irgendwann seine Ausbildung fertig hat, nennt man ihn Facharzt, und wenn man noch ein bisschen mehr Erfahrung hat, dann wird man Oberarzt. Und dann kann man noch älter sein, so wie ich zum Beispiel, und man wird Arzt oder Chefarzt, eine Aufgabe, bei der man den jüngeren Ärzten mehr zeigen muss. Das ist die berufliche Bezeichnung. Professor ist etwas, was man unabhängig davon als Lehrerausbildung hat, mit der man lehrt, also Unterricht gibt, um andere auszubilden, oder auch, um zu forschen. Wissenschaft machen muss ich unabhängig von meiner rein medizinischen Arbeit. Dann kann man irgendwann Doktor werden. Das ist auch ein Titel, den man sich durch Forschen erwirbt. Und dann kann man ein Professor werden.
Zisch: Seit wann sind Sie Professor?
Kettelhack: Seit zehn Jahren.
Zisch: Was machen Sie für Operationen?
Kettelhack: Die meisten im Bauch.
Zisch: Mama hat gesagt, Sie sind Krebsspezialist.
Kettelhack: Genau. Ich persönlich mache sehr viele Operationen bei Krebs im Bauch. Das ist mein Hauptgebiet, aber ich operiere auch ganz viele andere Sachen.
Zisch: Was ist Krebs und ist es ansteckend?
Kettelhack: Krebs ist normalerweise nicht ansteckend. Nur in ganz seltenen Formen gibt es das, aber die sind nicht so bedeutend. Krebs ist etwas, das man als eine bösartige Erkrankung bezeichnet. Das heißt einfach nur, dass es gefährlich ist. Dabei verändern sich Teile des Körpers, wir nennen das Zellen, es sind die kleinsten Teile des Körpers. Sie fangen von alleine an zu wachsen, obwohl sie das gar nicht bräuchten. Dann werden sie immer mehr und breiten sich im Körper aus. Sie bekämpfen so den Körper und machen ihn krank. Das nennt man Krebs.
Zisch: Was ist HIPEC-OP?
Kettelhack: Uiuiui, jetzt hast du dir was Riesiges ausgesucht. Es gibt spezielle Krebsformen, die ganz ausgedehnt sind im Bauch, und manchmal gibt es die Möglichkeit, das alles herauszuoperieren. Damit es nicht wieder wächst, spült man dann in den Bauch Medikamente rein. Das ist so eine spezielle, sehr aufwendige Operationsmethode für Krebs, aber nur für bestimmte Formen von Krebs. Deine Mutter hat da schon mitgemacht, deswegen kennt sie das.
Zisch: Macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß?
Kettelhack: Sonst würde ich das sicher nicht machen.
Zisch: Was ist Ihre beste Entscheidung Ihrer beruflichen Laufbahn?
Kettelhack: Chirurgie zu machen.
Zisch: Was macht Ihnen an Ihren Job am meisten Spaß?
Kettelhack: Wenn man schwierige Sachen mit anderen zusammen macht und man das gut hinbekommt. Das macht Spaß. Und wenn man mit dem Patienten sprechen kann und ihnen gemeinsam erklären kann, warum man das macht, und dass man sie gemeinsam behandelt. Das sind die schönsten Sachen.
Zisch: Werden sie nachts gerufen?
Kettelhack: Ja.
Zisch: Was für ein Schulfach mochten Sie in Ihrer Kindheit?
Kettelhack: Ach, eigentlich alles Mögliche, zum Beispiel Biologie.
Zisch: Was war Ihre längste OP?
Kettelhack: Fast 20 Stunden.
Zisch: Was war Ihre komplizierteste OP?
Kettelhack: Oh, da gibt es so sehr viele große komplexe Sachen, die acht Stunden und länger dauern. Ich kann nicht mehr genau sagen, was meine komplizierteste Sache war.
Zisch: Was sind Ihre Hobbys?
Kettelhack: Ich gehe gerne in die Berge, ich gehe gerne Langlaufen und, als sie noch zu Hause waren, habe ich gerne mit meinen Kindern gespielt. Die wohnen aber jetzt alle woanders.
Zisch: Spielen Sie ein Instrument?
Kettelhack: Ich musste mal zwei Jahre Blockflöte spielen, aber sonst spiele ich kein Instrument.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 05. Juli 2019: PDF-Version herunterladen

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