Account/Login

Die weinende Jungfrau

  • Luis Schäble

  • Fr, 11. April 2014
    Zisch-Texte

Schüler der Grundschule Vörstetten schrieben Sagen.

Ob so wohl der Rabenkönig aussah?   | Foto: dapd
Ob so wohl der Rabenkönig aussah? Foto: dapd
Grusel, Grusel! Grundschüler aus Vörstetten haben Sagen zu ihrem Ort geschrieben. Es geht um eine Rabenmühle und eine Jungfrau aus dem Moor. Vorsicht: Ein kleiner Schauer kann einem da schon über den Rücken laufen.

Die alte
Rabenmühle

Im Vörstetter Wald steht eine alte Mühle; sie wird auch Rabenmühle genannt, weil sie aussieht wie ein Rabe.

In der Mühle lebte der Rabenkönig mit seinem Volk. Alle 100 Jahre flogen die Raben aus und entführten ein Kind, das sie zu ihrem neuen Rabenkönig machten. Alle Menschen, die ihre Kinder zurückholen wollten, erstarrten zu Salzsäulen, wenn sie die Mühle betraten. Nur ein neuneinhalbjähriges Kind, das an Ostern Geburtstag hat, konnte die Kinder und die Menschen retten.

Einmal entführten die Raben aus Versehen ein neuneinhalbjähriges Kind, das an Ostern Geburtstag hatte. Kaum betrat das Kind die Mühle, wurde der Rabenkönig wieder zu dem Kind, das davor entführt wurde.

Die Salzsäulen wurden wieder Menschen und die Mühle brach zusammen. Auch all die Raben wurden verwandelt, welche vorher Rabenkönige waren. Noch heute kann man die Reste der Mühle sehen. Die Jungfrau über dem Moor
Bei Vörstetten, in einem kleinen Wäldchen, liegt ein Moor. Es geschah vor ungefähr 100 Jahren.

In dem Moor, oder besser gesagt über dem Moor, lebte eine Jungfrau. Sie schwebte durchsichtig über ihm. Aber sie konnte die Menschen sehen, die an ihr vorbeiliefen. Diese Jungfrau war verflucht und sie konnte nur von einem einzigen armen Hirtenjungen erlöst werden.

Einmal brachte dieser Hirtenjunge seine Schafe auf die Weide und ging spazieren. Als er am Moor vorbei kam, blieb er wie angewurzelt stehen. Er hatte die Jungfrau gehört und sie sprach zu ihm: "Ich bin verflucht und du bist der einzige, der mich erlösen kann. Also wenn du mich erlösen willst, dann grabe genau hinter deinem Haus. Dort wirst du fünf goldene Ketten finden. Hole dir aber nur zwei heraus und lege sie in deine Schublade. Dann bin ich erlöst." Und das tat er. Als er gegraben und die Ketten gesehen hatte, war die Versuchung zu groß.

Er nahm alle Ketten und legte sie in seine Schublade. Nun konnte die Jungfrau nie wieder erlöst werden. Das Moor gibt es heute noch. Manche Leute sagen sogar, sie hätten die Jungfrau schon einmal weinen hören. Sie weine, weil sie nie wieder erlöst werden könne.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 11. April 2014: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel