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Ein Fenstersprung als Mutprobe für Heimkinder

  • Klasse 4a der

  • Sa, 16. Dezember 2006
    Zisch

     

Abenteuerliches aus der Geschichte des Schlosses Beuggen erfuhr die Klasse 4a der Schillerschule Rheinfelden.

Wir Schüler der Klasse 4a bereiteten uns auf einen Besuch des Schlosses Beuggen vor. Wir arbeiteten mit viel Informationsmaterial über Schloss Beuggen, anderer Burgen und Ritter. Schließlich war der 28. November da. Wir trafen uns vor der Schule und mussten ungefähr eine Stunde am Rhein entlanglaufen, um Schloss Beuggen zu erreichen.

Endlich kamen wir dort an. Herr Baier, ein Realschullehrer und gleichzeitig Schlossführer, begrüßte uns freundlich. Am Storchenturm begann die Führung. Dort mussten wir an der Turmwand einen Ritter suchen. Auf den ersten Blick sah man ihn gar nicht, da er nur leicht abgebildet war. Fast alle Kinder entdeckten ihn dann trotzdem. Auch verschiedene Wappen erklärte uns Herr Baier.

Auf dem Hof des Schlosses schauten wir uns alles genau an und hörten Herrn Baier aufmerksam zu. Auch unsere Klassenlehrerin Frau Spangenberg lauschte ganz gespannt. Er zeigte uns die alten Gebäude und erklärte die frühere Bedeutung. So erfuhren wir noch ausführlicher, dass Schloss Beuggen kein Königsschloss war, sondern ein Ordenshaus der Deutschordensritter, deren Wappen ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund war. Später wurde es ein Feldlazarett, danach ein Kinderheim. Heute ist es eine evangelische Tagungs- und Bildungsstätte.

Auch verschiedene Wörter erklärte uns Herr Baier. So war zum Beispiel ein Komtur der Chef des Ordenshauses, dörren bedeutet das Trocknen von Obst, ein Wagner reparierte Kutschen oder Räder, eine Remise war eine Garage für die Kutschen. Um das Schloss herum gab es einen Burggraben mit drei Quellen. Heute ist der Burggraben nur noch ein Tümpel.

Aus dem Schloss heraus führten damals auch drei unterirdische Gänge. Durch zwei dieser Gänge gelangte man an den Rhein, der dritte führte unter dem Burggraben entlang in Richtung Basel.

Nachdem wir auf dem Hof alles gesehen hatten, gingen wir in die Kirche. Dort erzählte uns Herr Baier, dass die Deutschordensritter früher siebenmal am Tag beten mussten. Dabei konnte sie der Komtur durch das Fenster der Flohkammer beobachten. Wenn er sah, dass die Ritter beim Beten einschliefen, wurden sie hoch bestraft. Nun gab es eine Riesenüberraschung: Frau Rieckmann, die Verwaltungsleiterin des Schlosses und Mama unserer Mitschülerin Inke, hatte für alle leckeren Kakao und Mini-Berliner vorbereitet. Die ließen wir uns schmecken.

Danach gingen wir in dunkle, unterirdische Verliese, von denen es heißt, dass der angebliche badische Erbprinz Kaspar Hauser hier gefangen gehalten wurde.

Später schauten wir uns das Schloss auch von innen an. In einem Saal erklärte uns Herr Baier, dass dort während der napoleonischen Kriege die an verschiedenen Seuchen (vor allem Typhus) schwer erkrankten Soldaten lagen. Ihnen wurde nur durch eine kleine Öffnung unten an der Tür das Essen in den Saal geschoben. Insgesamt starben im Schloss 3300 Soldaten. Im Kamin wurde später beim Umbau sogar noch ein Skelett gefunden.

Im früheren Rittersaal, während der Zeit des Kinderheims die Kapelle, erklärte uns Herr Baier, dass die Kinder des Heimes dort eine Mutprobe bestehen mussten und er fragte uns, wer sie mal ausprobieren wolle. Die meisten meldeten sich sofort, bis wir erfuhren, woraus diese Mutprobe bestand, man musste durch ein hochgelegenes Fenster der Kapelle in den tief darunter liegenden Rhein springen. Das konnte aber nur gelingen, wenn man ganz viel Anlauf nahm, ansonsten wurde man von den Anlegepfählen im Wasser aufgespießt.

Auf dem Dachboden konnten wir noch 500 Jahre alte Balken sehen und auch Fledermäuse leben dort. Ein toter Vogel hing an einem Balken. Auf unsere Frage, warum der Vogel dort hängt, erklärte uns Herr Baier, dass Zimmerleute ihn hier oben gefunden hatten und es ein alter Brauch der Zimmerleute sei, den toten Vogel dann an einen Balken zu nageln.

Nun verabschiedeten wir uns von den Mitarbeitern und Herrn Baier. Da es bereits dunkel war, und der Weg am Rhein entlang gespenstisch wirkte, machten wir unsere Taschenlampen an. An der Schule warteten schon unsere Eltern und leider war unser erlebnisreicher Nachmittag vorbei.

Ressort: Zisch

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