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"Ein Plus bei Whatsapp heißt, sie leben"

  • Richard Ayen, Klasse 4e, Lorettoschule (Freiburg)

  • Fr, 01. April 2022
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit Marina Honcharuk, die aus Kiew floh.

In der Ukraine herrscht Krieg, daher fliehen viele Menschen in andere Länder, um ihr Leben zu retten. So auch Marina Honcharuk, die mit ihren zweijährigen Zwillingen aus Kiew nach Freiburg kam. Zisch-Reporter Richard Ayen aus der Klasse 4e der Lorettoschule in Freiburg spricht im Interview mit ihr über die Flucht.

Zisch: Wie haben Sie reagiert, als der Krieg anfing?

Honcharuk: Ich wohnte mit meiner Familie neben dem Flughafen in Kiew, als ich einen lauten Knall hörte. Ich habe so etwas noch nie zuvor in meinem Leben gehört. Mein Mann sagte: "Der Krieg beginnt." Ich habe die Nachrichten geschaut, es waren zu dem Zeitpunkt bereits vier Flughäfen zerstört worden. Ich bin zunächst mit meinen Kindern in den Keller gegangen. Einen halben Tag verbrachten wir dort, aber ich wusste, dass wir wegmüssen. Ich packte ein paar Sachen und fuhr mit meinen Kindern los.

Zisch: Wie verlief ihre Flucht aus der Ukraine?

Honcharuk: Sie war extrem mit zwei kleinen Kindern. Wir hatten Angst, Kiew zu verlassen. Ständig fielen Bomben. Wir sind zuerst in den Westen der Ukraine, wo es noch friedlich war, zu Freunden gefahren und von dort aus weiter nach Deutschland. Insgesamt waren wir vier Tage unterwegs.

Zisch: Haben Sie noch Verwandte in der Ukraine?

Honcharuk: Meine Mama und meine Oma sind noch in Kiew. Meine Oma ist alt und kann sich schlecht bewegen. Mein Mann ist Beamter in Kiew und muss damit rechnen, jederzeit die Stadt verteidigen zu müssen. Andere Männer aus meiner Familie sind bereits beim Militär und kämpfen um unser Land. Wir haben eine Whatsapp-Gruppe, in der wir fünf Mal am Tag Kontakt mit den Männern haben. Wenn sie uns ein Plus schicken, heißt das, dass sie am Leben sind.

Zisch: Wie geht es für Sie, hier in Deutschland, nun weiter?

Honcharuk: Wir wohnen gerade bei Freunden, durch die wir von einer Wohnung erfahren haben. Wir haben sie besichtigt und werden dort einziehen. Ich werde mir eine Arbeit suchen und vielleicht werden die Kinder in den Kindergarten gehen.

Zisch: Was haben Sie beruflich in der Ukraine gemacht?

Honcharuk: Ich bin Lehrerin und war Direktorin an der Deutschen Schule in Kiew. Außerdem habe ich fünf Kindergärten gegründet.

ZISCH-INFO: Krieg in der Ukraine

Am 24. Februar 2022 erschütterten die ersten Bomben die Ukraine, ein Land im Osten von Europa. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den Befehl gegeben, die Ukraine anzugreifen. Putin gefällt es nicht, dass sich die Ukraine nichts von ihm sagen lässt, sondern freie demokratische Wahlen hat und gerne Teil der Europäischen Union wäre. Die Ukraine hat bis 1991, wie viele andere osteuropäischen Länder, zur Sowjetunion gehört, auch UdSSR genannt. Das war ein großer Staat, dessen Chef immer der russische Präsident war. Wladimir Putin möchte am liebsten, dass es diesen Staat wieder gibt. Da die Ukraine nicht auf Putins Forderungen eingehen möchte, greift die russische Armee die Ukraine an. Um sein Handeln zu begründen, behauptet Putin, dass die Ukraine Verbrechen begangen hätte, was aber nicht stimmt. Andere Länder wie die USA oder Deutschland greifen nicht in den Krieg ein, weil sie Angst haben, dass sonst überall ein großer Krieg ausbricht.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 01. April 2022: PDF-Version herunterladen

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