Account/Login

ZISCH-Interview

"Engagiert euch ehrenamtlich!"

  • Silas Kaufmann und Tilo Rapp, Klasse 4b, Silberbergschule (Bahlingen)

  • Sa, 10. Juni 2023
    Zisch-Texte

     

Am 23. Mai hat unsere Klasse, die 4b der Silberbergschule Bahlingen, den Kreisbrandmeister (KBM) des Landkreises Emmendingen interviewt. Christian Leiberich berichtete unter anderen über die Aufgaben der Feuerwehr. .

Kreisbrandmeister Christian Leiberich  | Foto: Armin Stiegler
Kreisbrandmeister Christian Leiberich Foto: Armin Stiegler
Zisch: Wie lange sind Sie schon bei der Feuerwehr?
Leiberich: Ich bin im Mai 1991 bei der Jugendfeuerwehr gestartet. Seit 1996 bin ich aktiv im Einsatzdienst. Zuerst in Crailsheim und während meiner Studienzeit bei der Feuerwehr in Kehl, zwischendurch auch bei einer Feuerwehr in den USA. Danach war ich 16 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr in Freiburg. Seit Oktober 2018 bin ich Kreisbrandmeister in Emmendingen. Ich bin die fünfte Generation der Familie Leiberich bei der Feuerwehr, auch mein Sohn ist mittlerweile bei der Jugendfeuerwehr in Gundelfingen und tritt bald in den aktiven Dienst über.

Zisch: Wie sind Sie Kreisbrandmeister geworden?
Leiberich: Etwas auf Umwegen. Nach meinem Studium der Verwaltungswissenschaften in Kehl habe ich 14 Jahre beim Regierungspräsidium in Freiburg als Sachbearbeiter für Katastrophenschutz gearbeitet. Da geht es mehr um Sanitäts- und Betreuungsdienst und die Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk, zum Beispiel in Sachen Hochwasserplanung und Kernkraftwerke und so weiter. Da wusste ich, was im Blaulichtbereich alles abläuft, und habe im Regierungspräsidium intern vom Katastrophenschutz in den feuerwehrtechnischen Dienst gewechselt. Da habe ich noch eine Ausbildung als Berufsfeuerwehrmann im gehobenen Dienst gemacht. So kam ich hauptberuflich in den Feuerwehrdienst. Dann habe ich noch zwei Jahre als Feuerwehrmann im Regierungspräsidium in Freiburg gearbeitet, bis die Stelle als Kreisbrandmeister in Emmendingen ausgeschrieben wurde.

Zisch: Welche Aufgaben haben Sie als Kreisbrandmeister?
Leiberich: Das sind ganz viele, da ich nicht nur Kreisbrandmeister bin. In erster Linie bin ich Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz. Da sind wir unter anderem zuständig für die Leitstelle, dass jederzeit die Notrufe eingehen können, sowie auch für den Katastrophenschutz. Wir müssen zum Beispiel sicherstellen, dass wir bei Hochwasserkatastrophen genügend Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK und DLRG haben, die wir auch überörtlich zur Hilfe schicken können. Wir verwalten die Fahrzeuge, planen zum Beispiel Werkstattbesuche und Einsatzfahrten. Wir machen auch die Rechtsaufsicht über den Rettungsdienst. Da müssen wir darauf schauen, dass der Bereichsausschuss (Planungsgruppe) seine Arbeit richtig macht, dass genügend Personal und Rettungswagen da sind. Der größte Posten ist alles, was die Feuerwehr betrifft. Ich habe die Aufsicht über die 24 Gemeindefeuerwehren im Kreis und die Werkfeuerwehr im Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen. Das sind rund 1900 aktive Feuerwehrleute, knapp 600 in den Kinder- und Jugendfeuerwehren und 550 in den Seniorenmannschaften. Ich berate und unterstütze die Gemeinden, was für die Feuerwehr gebraucht wird, zum Beispiel bei neuen Fahrzeugen oder Neubauten. Wir unterstützen auch bei der Planung, bei welchem Einsatz welche Fahrzeuge gebraucht werden, und organisieren Lehrgänge auf Kreisebene. Bei größeren Bausachen wie Hallen oder größere Gebäude kommen die Bauakten zu mir auf den Tisch. Da geht es dann darum, wie die Feuerwehr bei einem Brand an das Haus kommen kann, um Menschen zu retten und löschen zu können. Und bei größeren Einsätzen fahre ich auch mit raus.

Zisch: Wie läuft ein ganz normaler Arbeitstag bei Ihnen ab?
Leiberich: Es gibt keinen normalen Arbeitstag bei mir, das ist das Schöne an meinem Job. Normalerweise bin ich im Büro, aber ich kann nie sagen, was alles passiert. Zuerst bespreche ich mich mit meinen Kollegen, beantworte E-Mails. Ab und an kommt auch ein Einsatz rein, wie heute Morgen schon ein Gasaustritt. Vorhin hatte ich eine Videokonferenz mit dem Regierungspräsidium im Bereich Rettungsdienstaufsicht und jetzt sitze ich mit euch zusammen. Nach dem normalen Bürotag kommen dann noch die Abend- und Wochenendtermine. Das sind zum Beispiel Besprechungen mit den Feuerwehren, Jahreshauptversammlungen, Übungen oder Tage der offenen Tür, regelmäßig gibt es auch Lehrgänge.

Zisch: Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit besonders Spaß?
Leiberich: Egal wie voll der Terminkalender ist, schnell kommt der Tag ganz anders, wenn ein Einsatz kommt. Das ist das Tolle an meinem Beruf, er ist sehr vielseitig und abwechslungsreich.

Zisch: Was war Ihr lustigster Einsatz?
Leiberich: Schwierige Frage. In der Regel sind die Einsätze nicht lustig, weil jemandem etwas passiert ist. Ab und zu gibt es aber schon Situationen, die etwas kurios sind und über die man schmunzeln muss. Letztes Jahr habe ich auf dem Weg ins Büro einen Hund auf der Straße gefunden. Da von der Gemeinde noch niemand zu erreichen war, habe ich den örtlichen Feuerwehrkommandanten angerufen, da dieser für die Tierrettung zuständig ist. Nach Beschreibung des Tieres meinte dieser, dass es sich um einen bekannten Ausreißer handelt. Der Versuch, den Hund persönlich zum Besitzer zurückzubringen, scheiterte allerdings, da niemand zuhause war. Aber ich hatte telefonisch Kontakt mit dem Besitzer, der ebenfalls davon ausging, dass es sein Hund sei. Aus diesem Grund hob ich den Hund über den Zaun und setzte ihn wie besprochen in den Garten. Einige Zeit später rief mich der Besitzer nochmal an und erzählte mir, dass sie nun zwei gleich aussehende Hunde zuhause hätten. Bei dem gefundenen Hund handelte es sich also offensichtlich nicht um das vermeintlich bekannte Tier.

Zisch: Was war Ihr gefährlichster Einsatz?
Leiberich: Auch wenn durch unsere gute Ausbildung die meisten Risiken stark minimiert werden können und glücklicherweise relativ selten etwas Schlimmeres passiert, bestehen trotzdem bei jedem Einsatz Gefahren und Risiken. Und natürlich gibt es Einsätze, die gefährlicher sind als andere. Bei mir ist das allerdings schon etwas länger her, da ich als Kreisbrandmeister üblicherweise etwas weiter hinten stehe. Beim Brand eines Bürogebäudes vor vielen Jahren brach kurz vor unserem Einsatz im Innenangriff unter Atemschutz der Boden eines der oberen Stockwerke durch. Wären wir eine Minute früher an dieser Stelle angekommen, wären wir mitsamt dem Boden abgestürzt.

Zisch: Wie viele Einsätze haben die Feuerwehren aus dem Landkreis Emmendingen pro Jahr?
Leiberich: Im Jahr 2022 waren es erstmals über 2000 Einsätze. Dazu zählen viele kleinere Einsätze wie Ölspuren, Brandmelder oder Tierrettungen aber auch einige größere Brände oder technische Hilfeleistungen.

Zisch: Wie viele Feuerwehrautos haben die Feuerwehren aus dem Landkreis Emmendingen?
Leiberich: Sie verfügen insgesamt über 193 Fahrzeuge, einige Rettungsboote, 31 Anhänger und neun Abrollbehälter. Insgesamt sind es also deutlich über 200 Fahrzeuge, wenn man alle der genannten Gerätschaften unter diesem Begriff zusammenfasst.

Zisch: Gibt es etwas, dass Sie uns Kindern schon immer sagen wollten?
Leiberich: Mitmachen! Geht in die Jugendabteilungen der örtlichen Hilfsorganisationen. Egal ob Feuerwehr, Rotes Kreuz, THW, DLRG, Bergwacht. Engagiert euch ehrenamtlich! Es ist ein tolles Hobby, bei dem man anderen helfen kann. Es herrscht eine tolle Kameradschaft, man findet viele Freunde und es ist immer etwas geboten. Man kommt raus, bewegt sich, lernt etwas und verbringt seine Zeit sinnvoll mit dem Ziel, anderen zu helfen. Das finde ich in der heutigen Zeit sehr wichtig.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 10. Juni 2023: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel