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"Es wird Knallgas- und Staubexplosionen geben"

  • Do, 16. Oktober 2003
    Zisch

     

JUZ-INTERVIEW: Andreas Korn-Müller über seine Feuer-Show bei den Science Days und seine Karriere als zündender Unterhalter.

Wenn es knallt, stinkt und pufft, ist er in seinem Element. Andreas Korn-Müller wäre ein Chemielehrer, von dem jeder Schüler träumt: Keine Formeln an der Tafeln, dafür jede Menge Knallgas in der Leitung. Über seine Experimentalshows sprach der Alleinunterhalter und promovierte Chemiker mit Moritz Deutschmann.

BZ: Wie sind sie von der ernsthaften Wissenschaft - sie waren in der AIDS-Forschung tätig - dazu gekommen, Chemieshows aufzuführen?
Korn-Müller: Ich habe immer schon gerne Comedy gemacht und bin als Kabarettist aufgetreten. Als ich 1993 am Max-Planck-Institut in München promovierte, sollte ich für die Abschiedsfeier des Personalchefs eine kleine Show machen. Ich stellte aus einem Chemiebuch vier Experimente zusammen, diealle etwas mit Verschwinden, Auflösen und Weggehen zu tun hatten. Meinen Kollegen hat es so gut gefallen, dass ich bei der Weihnachtsfeier gleich wieder auftreten durfte. Es folgten die ersten Shows für die Öffentlichkeit. Nach einem Bericht in der Zeit 1995 wurde ich von Bayer angesprochen. Das war der Durchbruch. 1997 habe ich dann meine wissenschaftliche Laufbahn aufgegeben und arbeite seitdem freiberuflich, unter anderem für das Deutsche Museum in München.

BZ: Haben Sie ein Lieblingsexperiment?
Korn-Müller: Sehr gerne mag ich die zeitverzögerten Reaktionen mit Iod, bei der eine Lösung plötzlich die Farbe wechselt. Toll sind auch die Sprengkugeln: Eine mit Wasser gefüllte, dicht verschlossene Eisenkugel wird in flüssigen, minus 190 Grad kalten Stickstoff geworfen. Das Wasser in der Kugel gefriert, dehnt sich dabei aus und bringt die Kugel schließlich mit einem gewaltigen Knall zum Platzen. Natürlich ist das Ganze mit einem Gitternetz abgesichert.

BZ: Klingt trotzdem ziemlich gefährlich. Ist denn auch einmal etwas schief gegangen?
Korn-Müller: Bei einem meiner Versuche versetze ich eine Mischung aus Natriumperoxid und Sägemehl mit Wasser, sodass sie sich entzündet. Vor einer Open-Air-Veranstaltung war die Mischung zu lange in der Sonne gewesen und hatte sich so stark erhitzt, dass sie während der Vorstellung auf einmal zündete. Ich stand daneben und hatte einen mit Wasserstoff gefüllten Ballon in der Hand, den ich explodieren lassen wollte. Die Zündschnur fing sofort Feuer und der Ballon explodierte vor meinem Gesicht. Ein paar Haare waren versengt und die Zuschauer haben einen ziemlichen Schrecken bekommen, aber sonst ist zum Glück nichts passiert.

BZ: Sind ihre Zuschauer nur an den besten Knalleffekten interessiert, oder wollen sie auch etwas über den wissenschaftlichen Hintergrund erfahren?
Korn-Müller: Mein Ziel ist zuerst Unterhaltung. Ich male keine Formeln an die Tafel und halte keine Vorträge. Einige Zusammenhänge erkläre ich kurz, aber ich lasse immer auch etwas offen. Allerdings kommen nach den Vorführungen häufig Zuschauer zu mir und wollen Genaueres über die Experimente erfahren oder wissen, wie man so etwas selber machen kann.

BZ: Was werden sie bei ihrer Show im Europa-Park vorführen?
Korn-Müller: In meiner Feuer-Show wird es ums Anzünden, Brennen und Löschen gehen. Ich zeige, wie gut die Verbrennung mit reinem Sauerstoff funktioniert. Es wird Knallgas- und Staubexplosionen geben. Außerdem werde ich zeigen, auf welche Arten man Feuer machen kann: Mit Streichhölzern, deren Funktionsweise ich erkläre, aber auch mit Schwefelsäure und Puderzucker.

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 16. Oktober 2003: PDF-Version herunterladen

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