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Respekt für diese Aktion

Anja Bochtler

Von

Mi, 27. April 2016

Freiburg

Adolf-Reichwein-Grundschüler haben sich eine Woche lang mit dem Thema "Respekt" beschäftigt.

Ein volles Haus gab’s bei der Ab...tung der „Respekt“-Woche.   | Foto: Michael Bamberger
Ein volles Haus gab’s bei der Abschlussveranstaltung der „Respekt“-Woche. Foto: Michael Bamberger

WEINGARTEN. Mit den Kindern der Klasse 1b fängt alles an: Sie stehen auf der Bühne in der Aula der Adolf-Reichwein-Grundschule und singen ihr Lied vom Anderssein. Und sie haben ein großes Publikum, denn alle 380 Kinder der Schule sind da. Eine Woche lang haben sie sich im Unterricht auf das Thema Respekt konzentriert. Zusätzlich haben diejenigen 106 Kinder, die in der flexiblen Nachmittagsbetreuung des Kinder- und Jugendzentrums Weingarten vom Diakonieverein Freiburg-Südwest sind, kreative Aktionen entwickelt, die sie nun beim Abschlussfest zeigen.

Die Erstklässler singen mit Inbrunst: "Ich bin anders als du, du bist anders als er, er ist anders als ich." Und so weiter. "Na und? Das macht das Leben bunt."

Zum Anderssein gehört vieles, unter anderem auch die Nationalität – an einem von mehreren Aktionsständen können die Kinder aufschreiben, aus welchem Land sie oder ihre Eltern stammen. "Deutschland", schreibt Jalisha (10), und "Deutschland – Sinti" ihre Freundin Jolana (8), die in der Sinti-Siedlung rund um den Auggener Weg wohnt. Mikaela (9) schreibt "Bulgarien", Dima (9) "Iran", Laida (9) "Pakistan".

Außerdem stehen da unter anderem Türkei, Russland, Kosovo, Libanon, Kirgistan – an der Adolf-Reichwein-Grundschule haben fast alle Kinder einen Migrationshintergrund.

Für Maria Hanna, die zurzeit ihr Anerkennungsjahr als Erzieherin beim Kinder- und Jugendzentrum Weingarten macht, ist das ein wichtiges Thema. Sie ist hier geboren, ihre Eltern aber sind einst aus Syrien nach Freiburg geflüchtet. Darum bewegt es sie, dass in den vergangenen Monaten so viele syrische Menschen hier Schutz suchten. Sie will ihre Wertschätzung für das Leben hier zeigen, dazu beitragen, dass die Gesellschaft von Offenheit und Respekt füreinander geprägt ist. Darum hat sie das "Respekt"-Projekt entwickelt, es ist ihre Abschlussarbeit.

Eine Woche lang haben alle 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinder- und Jugendzentrums Theater-, Musik-, Natur-, Handpuppen- und andere Arbeitsgruppen zu diesem Thema angeboten. Akki Müller macht Theaterprojekte, er hat zusammen mit ein paar Kindern eine Geistergeschichte entwickelt, die Cemile, Elanur und Hadi jetzt aufführen: Hadi erzählt, was Cemile erlebt, als sie plötzlich vor einem schattigen Schloss steht. Auf der Bühne ist keinerlei Ausstattung, Cemile zeigt einfach nur mit ihren Bewegungen, was vor sich geht – sie klopft in die Luft an eine imaginäre Tür, macht Schritte in die Luft, als sie eine Treppe hochgeht. Und dann schreit sie, als sie etwas Rotes sieht: Das ist der rote Hut von Elanur, und Elanur spielt einen Geist. Beide Mädchen rennen vor Schreck voreinander davon und einmal ums Publikum herum, dann treffen sie sich wieder und schreien nochmal.

Dem Publikum gefällt’s, die Kinder lachen so laut, dass nicht mehr viel zu verstehen ist von dem, was weiter auf der Bühne geschieht – klar ist aber, dass das Mädchen und der Geist gute Freunde werden.

Viel Applaus gibt’s außerdem für die Musical-Kinder, die singen und trommeln – und ganz besonders für den Zweitklässler Melik, der einen perfekten Streetdance vorführt. Ganz am Ende geben sich dann alle, die da sind, die Hand: Kinder, Lehrer und Eltern bilden eine lange Menschenkette von der Schule rüber zum Kinder- und Jugendzentrum.

Kinder haben ihre Botschaften in Foto-Szenen festgehalten

Und auch die Kinder, die nicht in der Nachmittagsbetreuung sind und nichts fürs Abschlussfest vorbereiten konnten, haben im Unterricht einiges zum Thema Respekt mitgekriegt: Bei Dolie (8) in der 2b ging’s um wichtige Regeln. Die Schüler haben Szenen gespielt und fotografiert – auf einem Foto ist Dolie zu sehen, wie sie in Richtung eines Jungen vor ihr schlägt. "Nicht schlagen", steht drüber, aber auch "nicht schreien", "nicht zwicken".

Dolie findet diese Regeln wichtig: "Weil man das nicht tun darf, sonst sind die anderen traurig." Am besten gefällt ihr das Foto, auf dem sie einem Mädchen die Hand gibt. Drüber steht: "Vertragen."

Ressort: Freiburg

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mi, 27. April 2016:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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