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Alles eine Frage des Klangs

Peter Disch
  • Fr, 27. Oktober 2017
    Freiburg

LEUTE IN DER STADT: Der Rock- und Popproduzent Mick Glossop hat Schülern und Musikern seine Tricks und Kniffe verraten.

Mick Glossop im „Sportstudio“ in Freiburg  | Foto: Michael Bamberger
Mick Glossop im „Sportstudio“ in Freiburg Foto: Michael Bamberger
In der Wiehre findet eine Trainingseinheit der besonderen Art statt. Das hängt mit dem Coach zusammen. Mick Glossop ist in seiner Disziplin einer der renommiertesten. Dazu spricht er in einem Affenzahn. Denn er hat nur zwei Stunden, um seine Tricks und Kniffe an den Mann zu bringen. Weil die Materie verzwickt und er seit den 70ern dabei ist, gibt es viel zu vermitteln. Dass die vor ihm sitzende Mannschaft vom Jugendspieler bis zum erfahrenen Alten Herren reicht, ist dagegen kein Problem. Glossop hat über die Jahrzehnte mit vielen Hoffnungsträgern, hoch veranlagten Talenten oder Legenden gearbeitet, immer darauf bedacht, gemeinsam Erfolg zu haben.

Zwar nennt sich der Ort des Geschehens "Sportstudio". Aber es gibt dort weder Hanteln, Bälle oder Turngeräte. In dem großen Raum mit den hohen Decken und den schweren Bühnenvorhängen vor den großen Sprossenfenstern wird normalerweise Musik aufgenommen. Und in dieser Branche, das passt nun wieder aufs Schönste zum Namen des Gebäudes in der Turnseestraße, ist Glossop wahrlich ein Schwergewicht. Der 68 Jahre alte Brite hat als Produzent und Tontechniker mit Dutzenden von Sängern und Bands gearbeitet. Als blutiger Anfänger, der einen kranken Kollegen vertreten musste, löschte er 1970 einmal einen Gitarrenpart, den Robert Fripp am Tag zuvor für das Album "Lizard" seiner überaus einflussreichen Band King Crimson eingespielt hatte. Aber Glossop lernte schnell und wurde zu einem gefragten Mann für die Position am Mischpult. Er arbeitete, um die prominentesten zu nennen, mit den Weltstars Van Morrison, Frank Zappa und Deep Purples Sänger Ian Gillan, für das Album "Don’t Look Back" des Blues-Pioniers John Lee Hooker gab es 1997 einen Grammy, den wichtigsten Preis, den die Tonträgerindustrie zu vergeben hat.

In Freiburg sitzen Glossop am Dienstag keine internationalen Größen gegenüber. Organisiert haben den Workshop die Macher des vierten Freiburger Blues Festivals. Die meisten der 15 Plätze wurden – zwei Sponsoren sei Dank – kostenlos vergeben. Derartige Angebote sind seit der Anbeginn Bestandteil der Konzertreihe.

Von Glossops Erfahrung wollen die unterschiedlichsten Musikmacher profitieren. Thomas Pohl, gestandener Gitarrist der regionalen Band Barrel of Blues sitzt in der ersten Reihe. Der Gundelfinger Gymnasiast Valentin verfolgt, wie Oliver Sylo (35) und Tobias Wendling (27) vom Freiburger DJ-Label Heimatliebe in der Pause mit dem Produzenten über Takte und Technik fachsimpeln.

Nicht nur wegen des Alters treffen hier Generationen aufeinander. Als Glossop fragt, wer am Laptop produziert, strecken fast alle. Und wer hat wie er Songs auf Tonband aufgenommen? Da hebt keiner die Hand. Aber das ist egal. Glossops Creco lautet: Am Ende geht es immer um die Energie der Musik. Und um die zu transportieren nutzt er alle Möglichkeiten, um ihren Klang zu manipulieren und zu bearbeiten, bis er so gut wie nur möglich ist. Technik, ob analog oder digital, ist dabei ein wichtiges Instrument. Aber am Ende wird Musik von Menschen gemacht. Damals wie heute.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. Oktober 2017: PDF-Version herunterladen

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