Account/Login

Jugendfußball

Freiburger Fußball-Vereine müssen viele Kinder abweisen

David Weigend
  • So, 31. Mai 2015, 14:43 Uhr
    Freiburg

     

Eltern, die ihre Kinder ins Fußballtraining schicken wollen, werden in Freiburg oft abgewiesen. Gerade für die Allerjüngsten ist die Nachfrage so groß, dass viele Vereine die Aufnahme gestoppt haben.

Freude am Fußball – nicht alle Kinder dürfen sie ausleben.   | Foto: Eggstein
Freude am Fußball – nicht alle Kinder dürfen sie ausleben. Foto: Eggstein
Wer am Freitagnachmittag beim Trainingsplatz des ESV Freiburg vorbeischaut, blickt auf ein kleinteiliges Gewusel. 120 Kinder rennen mehr und weniger koordiniert den Fußbällen hinterher. Um mangelnden Kicker-Nachwuchs muss man sich hier nicht sorgen, im Gegenteil. Seit etwa vier Jahren kann sich Michael Schlegel, Jugendleiter beim ESV, vor Anfragen für die F- und G-Jugend kaum retten. "Bislang haben wir keinen generellen Aufnahmestopp gemacht. Aber eigentlich wäre es schon lange an der Zeit", sagt Schlegel. "Wir haben keine Übungsleiter und keinen Platz mehr." Der Ansturm der Bambini sei extrem.

Und dies nicht nur beim Eisenbahner-Sportverein, sondern auch bei den meisten anderen Freiburger Clubs. Eltern, die ihr fünf- oder sechsjähriges Kind zum Fußballtraining anmelden wollen, bekommen zur Zeit in den allermeisten Fällen eine Absage und bestenfalls einen Platz auf der Warteliste. "Wir haben seit Sommer 2014 so viele Anfragen für Bambini und G-Jugend, dass wir da komplett einen Riegel vorschieben mussten", sagt Christian Bender, sportlicher Leiter der Abteilung Jugendfußball bei der Freiburger Turnerschaft (FT). Auch die Wartelisten habe man auf Eis gelegt. "Es gab Phasen, da kamen täglich mehrere Anfragen", sagt Bender. Aus Platz- und Finanzgründen müsse man bis auf weiteres alle Anfragen ablehnen.

Zu wenig Übungsleiter, kein Platz

Vom gleichen Problem berichtet Marita Hennemann, Präsidentin des Freiburger FC. "Es ist auch wahnsinnig schwierig, Übungsleiter für die Kleinen zu finden", sagt sie. Mehr als zehn bis 15 Kinder pro Gruppe seien sinnlos, "andernfalls bleibt der Lerneffekt auf der Strecke." Eltern, die sich bereit erklärten, als Betreuer zu helfen, seien herzlich willkommen. Man sei händeringend bemüht, Lösungen zu finden.

Besonders Kinder aus dem Jahrgang 2009 haben momentan kaum eine Chance, in einem Freiburger Verein unterzukommen. Die Eltern vergleichen ihre Suche nach einem der begehrten Plätze mit einem Vertröstungsmarathon. Dabei hilft es offenbar nicht einmal, wenn man den Verein unterstützt. Einer Mutter, die beim PTSV Jahn seit Jahren Fördermitglied ist und ihren Sohn für die Jugend anmelden wollte, bekam die Antwort: "Die Aussichten sind eigentlich gleich null." Der Jahrgang sei völlig überbelegt, die Warteliste bereits voll.

"Aussichten gleich null"

Siegbert Lipps, Geschäftsführer des Südbadischen Fußballverbands (SBFV), hat die mangelnden Trainingsmöglichkeiten der Jüngsten registriert. Er meint jedoch, dass es sich um ein rein städtisches Problem handele: "Auf dem Land beobachten wir eher das Gegenteil. Dort bilden Gemeinden sogar Spielgemeinschaften, damit Mannschaften zustande kommen können." Auch verflüchtige sich das Phänomen, je älter die Kinder werden: "In der A-Jugend sucht man oft händeringend nach Spielern."

Was den Eltern von fünfjährigen Kindern in Freiburg freilich wenig nutzt. Auch die Jugendtrainer vor Ort macht die Situation betroffen. Schmerzlich sei es, Kinder wegschicken zu müssen, die gerne mittrainieren würden. Doch die Perspektive wird sich in den nächsten Monaten wohl kaum verbessern. Michael Schlegel vom ESV Freiburg sagt: "Uns fehlen auch Hallenkapazitäten. Gerade im Winter haben wir große Schwierigkeiten, die Kinder unterzubringen."

Mehr zum Thema:

Ressort: Freiburg

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel