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"Ich beobachte Pflanzen"

  • Yoko &

  • Fr, 11. April 2014
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit dem Phänologen Gerhard Hanson.

Gerhard Hanson erklärt Yoko Hahn seine Arbeit.   | Foto: privat
Gerhard Hanson erklärt Yoko Hahn seine Arbeit. Foto: privat

Wisst ihr, was ein Phänologe ist? Wir auch nicht! Zum Glück gibt es Yoko, die sich mit einem Phänologen – Gerard Hanson – unterhalten hat und herausfand, was dieser Name bedeutet und was ein Phänologe so macht.

Zisch: Was bedeutet das Wort Phänologie?
Hanson: Als Phänologe beobachtet man die Vegetationsentwicklung über das ganze Jahr hinweg. Phänologie ist die Wissenschaft von den jahreszeitlich bedingten Erscheinungsformen bei Pflanzen und eigentlich auch Tieren. Ich beobachte nur Pflanzen.

Zisch: Was für einen Beruf haben Sie eigentlich?
Hanson: Ich war beim Landwirtschaftsamt Müllheim beschäftigt und anschließend beim Institut für umweltgerechte Landwirtschaftung. Ich bin Diplom-Landwirt.

Zisch:
Wie wird man Phänologe?
Hanson: 1968 bin ich vom deutschen Wetterdienst, dessen Hauptstelle in Offenbach bei Frankfurt ist, angeschrieben worden, ob ich jemanden nennen kann. Ich fand das so interessant, dass ich dachte, ich mache das selbst.

Zisch: Was tut ein Phänologe?
Hanson: Ein Phänologe muss seine Beobachtungen in der Natur in ein Tagebuch eintragen. Am Jahresende muss man dann die Eintragungen im Tagebuch abgeben. Die Sofortmeldungen müssen sofort gemacht werden. Dafür gibt es einen phänologischen Meldebogen. Wenn man Beobachtungen macht, zum Beispiel, dass die Haselnuss bereits stäubt oder die Forsythie zu blühen beginnt, muss man eine Sofortmeldung machen. Das war in diesem Jahr der Fall.

Zisch: Hilft Ihnen Ihr Beruf bei den Beobachtungen, die Sie machen?
Hanson: Ich beobachte auch, wann die Ackerkulturen, also Roggen, Weizen, Gerste, wechseln. Dafür ist es gut, wenn ich die Kulturen kenne. Dabei hilft mir mein Beruf. Auch bei extremer Wetterlage, konnte ich bestimmte Dinge beobachten, wofür man Kenntnisse aus der Landwirtschaft braucht.

Zisch: Wann beobachten Sie die Natur?
Hanson: Das ganze Jahr über außer im Winter, da habe ich Pause. Wenn es im Winter mild ist wie dieses Jahr, dann muss ich eine Sofortmeldung machen, wenn die Haselnuss schon stäubt. Das habe ich in diesem Winter am 7. Januar in mein Tagebuch eingetragen und habe es einen Tag später mit einer Sofortmeldung gemeldet.

Zisch: Hat sich das Wetter stark verändert in den letzten Jahren?
Hanson: Das Wetter ist allgemein wärmer geworden. Im Sommer gibt es stärkere Regenfälle und Gewitter mit Unwetter und Hagel. Der Winter ist milder, das kann aber von Jahr zu Jahr schwanken.

Zisch: Woher weiß man, dass viele Pflanzenschädlinge zu erwarten sind?
Hanson: Wenn der Winter mild ist, erfrieren manche Insekten nicht und legen umso mehr Eier.

Zisch: Meinen Sie, dass sich das Klima wegen des Treibhauseffektes verändert?
Hanson: Der Temperaturanstieg ist nicht jährlich zu beobachten, sondern man kann ihn über eine lange Zeitspanne – wie zehn Jahre – beobachten. So auch die Niederschläge. Da hat man schon beobachtet, dass es insgesamt wärmer wurde. Die Pflanzen fangen auch eher an zu blühen. Der deutsche Wetterdienst kann das bestimmt sagen, ob sich der Klimawandel bemerkbar macht.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 11. April 2014: PDF-Version herunterladen

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