Account/Login

Stadtführungen in Freiburg

"Ich hätte nie gedacht, dass wir so lange durchhalten"

  • Sydney Schneider, Klasse 8a, St.-Ursula-Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 28. April 2023, 08:05 Uhr
    Schülertexte

Hartmut Stiller hat vor 25 Jahren die Historix-Tours gegründet. Im Interview mit seiner Nichte Sydney Schneider erzählt er, wie die verschiedenen Ghostwalks und Touren durch Freiburg entstehen.

Hartmut Stiller von Historix-Tours  | Foto: Udo Behr
Hartmut Stiller von Historix-Tours Foto: Udo Behr
Zischup: Wie lange gibt es Historix-Tours schon?

Stiller: Es gibt uns seit knapp 25 Jahren. Wir haben 1998 im Sommer begonnen, genauer gesagt am 3. August. Seitdem führen wir jeden Tag.

Zischup: Wie bist du auf die Idee gekommen, Historix-Tours zu gründen?

Stiller: Ich habe Germanistik und Geschichte studiert und gleichzeitig bin ich ein großer England-Fan und habe dort gelernt, dass es außerhalb der normalen Stadtführungen sogenannte Ghostwalks gibt. Sie sind mehr auf Unterhaltung ausgelegt. Geschichtliche Information werden den Teilnehmern auf unterhaltsame Weise mitgeteilt. Ich kenne das aus Edinburgh und London und fand das sehr spannend. Solche Ghostwalks gab es 1998 in Freiburg gar nicht und überhaupt in Deutschland selten. Ich habe mit Ghostwalks angefangen, die eher auf Mythen und Legenden basieren, habe dann aber auch mehr geschichtliche Touren angeboten, zum Beispiel über die Hexenverfolgung. Meine Hauptintention war, Ghostwalks und Gruselführungen mit Schauspielern dramatisch zu erzählen.

Zischup: Sind alle Führer Schauspieler?

Stiller: Ja, fast alle. Alle sind in irgendeiner Form auf der Bühne tätig. Ich bin einer der wenigen, der nicht Schauspieler ist. Ich habe mich praktisch in meine eigene Firma hineingemogelt. (lacht) Sonst sind bei uns aber wirklich fast alle professionelle Schauspieler, die auch für das Theater oder Film und Fernsehen tätig sind.

Zischup: Mit wie vielen Führern bist du am Anfang gestartet?

Stiller: Tatsächlich machen wir es zu zweit beziehungsweise zu dritt. Meine Kollegin Nicola Aly und ich haben die Firma damals gegründet und Touren angeboten. Kurz darauf kam noch ein Freund dazu, der auch Theater gespielt hat. Dann waren wir zu dritt und allmählich sind dann Weitere dazu gekommen.

Zischup: Führt ihr jeden Tag?

Stiller: Wir führen jeden Tag. Wir haben uns früher eine kurze Weihnachtspause gegönnt. Außer während des Lockdowns führen wir jeden Tag und bei jedem Wetter, vorausgesetzt natürlich, dass jemand kommt.

Zischup: Welche war eure erste Tour?

Stiller: Wir haben mit drei Touren begonnen. Die allererste Tour hat meine Kollegin Nicola Aly übernommen, sie trägt den Titel "Hexen, Folter, Scheiterhaufen" und handelt von der Hexenverfolgung in Freiburg. Danach habe ich begonnen, mit "Mörder, Gräber und Gespenster". Das war der erste Ghostwalk in Deutschland, soweit meine Recherche stimmt.

Zischup: Welche Tour ist deine Lieblingstour?

Stiller: Da gibt es viele. Es gibt auch Touren, die ich sehr gerne mag und die ich für andere geschrieben habe. Aber auch Touren, die ich selbst mache und schätze. Eine Tour mit zwei Schauspielern mache ich nicht selbst, aber ich habe sie geschrieben, sie heißt "Rache, Geister, Erzrivalen". Zwei Schauspieler bekämpfen sich dabei gegenseitig. Es geht um zwei Geister aus der Zeit, als Freiburg französisch war, und diese Geister hassen sich und teilen die Gruppen auf, so dass manche mit dem einen laufen und manche mit dem anderen. Außerdem mag ich auch "Vampire, Blut und böse Buben". In diesem Ghostwalk gibt es einige schöne skurrile Geschichten und schaurige Balladen. Es gab bei dieser Tour sogar schon einige Ohnmachtsanfälle.

Zischup: Welche Tour ist aktuell die neueste?

Stiller: Die neuste der regulären Touren ist "Spukschloss, Grüfte, Poltergeister". Das ist wieder ein Ghostwalk. Da habe ich mit dem Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene zusammengearbeitet und fand das sehr spannend. Wir haben über einige Spukfälle in Freiburg recherchiert, die auch belegt sind. Momentan schreibe ich aber auch eine neue Tour. Insgesamt habe ich bereits ungefähr 50 Touren verfasst.

Zischup: Wie viele Touren kannst du gerade im Moment auswendig?

Stiller: Ich habe das neulich witzigerweise ausgerechnet, das müssten so um die 20 sein. Das sind immer so 90-Minuten- oder 100-Minuten-Touren.

Zischup: Wie lange brauchst du, um eine Tour zu schreiben?

Stiller: Das ist unterschiedlich. Ich habe sehr früh eine Idee und dann fange ich erst mal an, mir das im Kopf zu überlegen: Wie kann ich das machen? Was könnte interessant sein? Dann suche ich entsprechende Quellen. Bis die Tour fertig ist, dauert es meistens zwei bis drei Jahre. Die wirkliche Arbeit beginnt aber eigentlich erst ein knappes halbes Jahr vor Beginn der Tour. Zuletzt kommen Text, Inszenierung und die letzten Bearbeitungen.

Zischup: Dieses Jahr ist ein besonderes Jahr für euch. Warum?

Stiller: Dieses Jahr haben wir unser 25-jähriges Jubiläum am 3. August und wir werden dies auch gebührend feiern. Wir hätten nie gedacht, dass wir so lange durchhalten. Es war am Anfang nur eine Idee, aber jetzt sind wir eine Institution, die aus Freiburg nicht mehr wegzudenken ist.

Ressort: Schülertexte

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel