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"Ihre Freude macht mich glücklich"

  • Laura Kopp, Klasse 4b, Schneeburgschule (Freiburg)

  • Fr, 27. März 2020
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit Chantal Kohlmeyer, die als Tanzpädagogin und Choreographin viel mit Kindern und Jugendlichen arbeitet.

Chantal Kohlmeyer hat schon als Kind gern getanzt.   | Foto: privat
Chantal Kohlmeyer hat schon als Kind gern getanzt. Foto: privat

Zisch-Reporterin Laura Kopp aus der Klasse 4b der Schneeburgschule Freiburg hat für Zisch die Tanzpädagogin und Choreografin Chantal Kohlmeyer interviewt. Sie ist auch Gründerin des Vereins "Jugend Pro Arte e. V." mit Sitz in Merzhausen.

Zisch: Wie kamen Sie auf die Idee, Tänzerin, Pädagogin und Choreografin zu werden?
Kohlmeyer: Die Idee war schon immer da. Als ich so alt war wie du oder etwas jünger, da wollte ich unbedingt zum Zirkus. Ich wollte eine Zirkusartistin sein und hab mir das auch immer so vorgestellt. Das hat sich dann über die Jahre etwas verändert. Irgendwann dachte ich: Ich will in einem Musical mitspielen. Denn Tanz, Gesang und Theater hat mich immer schon interessiert. Dann hat sich das immer etwas weiter entwickelt – naja, bis ich dachte, dass ich das auch vermitteln will und gerne so eine Art eigene Musicalschule hätte. In der Schulzeit war ich mir relativ sicher, dass ich mal Tanz oder Theater studieren werde. Aber dann ist es bei mir persönlich ein bisschen anders gelaufen, denn kurz nach dem Abitur wurde mein ältester Sohn geboren. Da wusste ich: Okay, das kann ich so nicht machen. Doch ich habe trotzdem schon damals, auch in der Schulzeit, große Projekte gemacht, zum Beispiel "Afrika und Europa – wie sich die Kulturen begegnen" und "West Side Story". Schon da habe ich gemerkt, wie sehr ich es liebe, eigene Choreografien zu entwerfen, andere anzuleiten, aber auch selber mitzutanzen. Alle drei Bereiche haben mir total Spaß gemacht und nach den ersten zwei Projekten, besonders nach der "West Side Story", wusste ich: Das ist meine Berufung! Und für mich ist Berufung etwas anderes als Beruf. Man ist das mittendrin, weil man es liebt, weil man es kann, weil man es muss!

Zisch: Seit wann tanzen Sie?
Kohlmeyer: Schon immer! Ich habe auch schon als kleines Kind getanzt, einfach so für mich. Aber meine Mutter war ein bisschen streng und hat gesagt, dass ich erst zwölf werden muss, bevor ich richtig in einer Tanzschule tanzen darf. Aber mit zwölf oder elf habe ich dann mit intensivem Training mehrfach in der Woche direkt losgelegt, so dass ich noch etwas aufholen konnte.

Zisch: Wie haben Sie sich gefühlt, als die Kinder ihre erste Aufführung hatten?
Kohlmeyer: Da habe ich mich immer total gut gefühlt, weil ich gemerkt habe, was für eine Freude und Herausforderung das für alle bedeutet. Das Schönste für mich ist zu sehen, wie die Schüler über sich selbst hinauswachsen: Zuerst denken sie, dass sie das nicht so gut können, noch viel üben müssen, oder dass sie das gar nicht schaffen. Doch dann, wenn sie es in der ersten Aufführung auf der Bühne erlebt haben, dann glauben sie es auch selber! Und das ist für mich die größte Freude.

Zisch: Wie kamen Sie auf die Idee, Ihre Stücke aufzuführen?
Kohlmeyer: Weil ich das selber immer gerne gemacht habe. Zu zeigen, was man übt, gehört für mich dazu. Ich finde es auch schön, mit dem Tanz etwas auszudrücken und auf diese Weise dem Zuschauer eine Idee oder Intention zu vermitteln. Und auch andersherum: Dem, was man fühlt, und mit der Kunst erforscht, einen Platz auf der Bühne geben zu können.

Zisch: Gibt es etwas, das Sie am Tanzen stört?
Kohlmeyer: Mich stört beispielsweise, wenn Tanz ein Wettbewerb wird, der das Gegenteil von dem wird, was ich gerade geschildert habe. Die Menschen wachsen nicht über sich hinaus, sondern treten in Konkurrenz zueinander. Die Schüler tun das dann nicht mehr aus Freude, weil sie es lieben, auf die Bühne zu gehen, oder um Kunst zu machen, sondern beispielsweise, weil ihre Eltern in ihnen eine Primaballerina sehen, oder weil sie glauben, nur gut zu sein, wenn sie einer bestimmten Leistung entsprechen.

Zisch: Was freut Sie am meisten, wenn Sie Ihren jungen Tänzerinnen und Tänzern etwas beibringen?
Kohlmeyer: Mich freut am meisten, wenn sie etwas gelernt haben, einen neuen Schritt getan haben und die Freude darüber selber spüren können. Wenn sie stolz darauf sein können und an sich und ihre Fähigkeiten glauben.

Zisch: Was macht Sie am glücklichsten, wenn die Kinder eine perfekte Aufführung vorführen und das Publikum wie verrückt klatscht?
Kohlmeyer: (lacht) Das alles macht mich glücklich: der Erfolg und die Freude, wenn es alle gemeinsam geschafft haben, und die Gemeinschaft, die dadurch entsteht!

Zisch: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie zum ersten Mal auf der Bühne standen?
Kohlmeyer: Ich muss nachdenken, wann das war – aber ich kann mich daran erinnern, dass es sich immer gut angefühlt hat, auf der Bühne zu sein. Auf jeden Fall, wenn es um das Tanzen ging. Auch wenn natürlich noch viel Aufregung dabei ist. Allerdings ist es für mich eine Herausforderung, auf der Bühne zu sprechen. Wenn ich vor oder nach einem Stück etwas ansagen muss, bin ich total aufgeregt. Aber ich will das dann machen, weil ich danach weiß, ich hab’s geschafft! Ich fühle mich dann so wie die Schüler, die sich ja vor einer Aufführung vielleicht auch nicht so sicher sind und sich danach freuen, wenn es geklappt hat.

Zisch: Welche Tanztheateraufführung Ihrer Schüler gefiel Ihnen am besten?
Kohlmeyer: Das ist echt eine schwierige Frage. Jede ist so anders! Aber automatisch ist einem das, woran man gerade arbeitet, am nächsten und es ist das, was man am besten spürt. Abgesehen davon glaube ich, dass unser aktuelles Stück "Romeo und Julia" als Choreografie und Inszenierung insgesamt ein besonders schönes Projekt geworden ist.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. März 2020: PDF-Version herunterladen

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