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Schüler-Interview

"Ist das Zeugnis nicht gut, wird Training gestrichen"

  • Joel Sonntag, Klasse 9d, Wentzinger Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 28. April 2023
    Schülertexte

Noa Sonntag, 17 Jahre, ist U17-Spieler beim SC Freiburg. Seit der U12 ist er Torwart beim Sportclub. Sein Bruder Joel Sonntag hat mit ihm über seine Karriere gesprochen.

Noa Sonntag steht bei der U17 des SC Freiburg im Tor.  | Foto: Privat
Noa Sonntag steht bei der U17 des SC Freiburg im Tor. Foto: Privat
Zischup: Wie begann deine Fußballleidenschaft?

Sonntag: Das erste Mal in meinem Leben habe ich gekickt, als ich zwei oder drei Jahre alt war und mit meiner Mutter die Elternzeit in Thailand verbracht habe. Ein älterer Niederländer spielte mit mir in Krabi Fußball, was mir total gefallen hat, da meine Mutter leider gar keine Ahnung von Fußball hatte und ich mich manchmal mit ihr ein bisschen am Strand langweilte. Danach habe ich im Kindergarten und mit Freunden gekickt.

Zischup:
Wann bist du Vereinsmitglied geworden?

Sonntag: Mit sechs Jahren meldete mich mein Vater beim Fußballverein Solvay an. Da wir keinen Torwart hatten, meldete ich mich freiwillig ins Tor und merkte, dass mir das großen Spaß machte.

Zischup: Wie wurde der SC Freiburg auf dich aufmerksam?
Sonntag: Ich war zehn Jahre alt. Meine Mannschaft spielte beim McDonalds-Cup in Weil am Rhein. Dort war auch ein Talentscout vom SC Freiburg. Über meinen Trainer suchte er den Kontakt zu mir und ich wurde daraufhin zu einem Fördertraining in die Sporthalle des Rotteck-Gymnasiums eingeladen, wo wir jeden Mittwoch Training hatten.

Bei den Torwarttagen der Freiburger Fußballschule musste ich mich gegen 70 weitere Torwarte durchsetzen und viele Testspiele mit der Fördermannschaft bestreiten und zeigen, dass ich Talent hatte. Es war ein schwerer und langer Weg. Als mir endlich mitgeteilt wurde, dass ich in die U12 der Freiburger Fußballschule aufgenommen wurde, war ich überglücklich und wusste gar nicht, wie mir geschah. Es war der tollste Tag meines bisherigen Lebens.
Zischup: Wie unterscheidet sich das Training beim SC von deinem früheren Mannschaftstraining?
Sonntag: Das Training ist viel härter und intensiver. Wir trainieren viermal die Woche zweieinhalb Stunden lang, einschließlich Athletiktraining, Torwarttraining und Individualtraining. Jedes Jahr hat man einen neuen Trainer und muss sich an jemand anderen gewöhnen. Auch die Mannschaft verändert sich jedes Jahr. Wenn man nicht gut genug ist, nicht mehr den Anforderungen entspricht, muss man gehen, neue Spieler kommen hinzu. Es zählen Leistung und Disziplin. Einen Kuschelkurs gibt es dort nicht. Manche bekommen Verträge, andere nicht.

Zischup: Hattest du auch schon einmal Verletzungen?
Sonntag: Ja, schon mehrmals. Ich hatte schon einmal einen gebrochenen Daumen und ein gebrochenes Handgelenk. Das war schwer für mich und ich habe das Training vermisst. Es ist nicht leicht, sich nach Verletzungen zurückzukämpfen. Wenn man krank ist oder nicht im Training war, sitzt man am Wochenende auf der Bank und darf nicht spielen.

Zischup: Was war dein tollstes Erlebnis?
Sonntag: Es gibt viele tolle Erlebnisse. Wir spielen gegen top Mannschaften wie Bayern München und so weiter. Vergangenes Jahr war ich vier Tage in Duisburg , dem Sitz des DFB. Ich hatte Training beim Torwarttrainer der deutschen Nationalmannschaft. Viele Torwarte aus ganz Deutschland waren da und es war toll, sich mit ihnen zu messen.


Zischup:
Gibt es auch Schattenseiten?
Sonntag: Als ich noch jünger war, hatte ich Training mitten am Nachmittag. Das war manchmal stressig mit der Schule und den Hausaufgaben. Es ist nicht immer einfach, das Training und die vielen Klassenarbeiten unter einen Hut zu bringen. Das Zeugnis muss man seinen Trainern vorlegen, wenn es nicht gut ist, bekommt man Training gestrichen. Da ich in Freiburg wohne, habe ich es noch gut vom Anfahrtsweg her. Viele meiner Kollegen kommen von weit her, wohnen zum Teil im Internat der Fußballschule. Letztes Jahr waren meine Noten auf dem Gymnasium nicht gut, da mir die Motivation und die Zeit zum Lernen fehlte. Ich bin dann nach der zehnten Klasse auf das Max-Weber-Wirtschaftsgymnasium gewechselt, es ist eine Kooperationsschule der Fußballschule. Die Schule nennt sich auch Eliteschule des Sports. Ich bin dort in der Sportlerklasse mit acht weiteren Spielern des SC Freiburg. Dort geht es mir besser. Die Lehrer sind sehr nett, die Klasse ist diszipliniert und motiviert und es gibt für die Leistungssportler manchmal Unterstützung vor Klassenarbeiten. Trotzdem vermisse ich meine Freunde an der alten Schule. Ich habe schon viel weniger Freizeit als meine Kumpels, die keinen Leistungssport machen, wir haben auch meistens in den Ferien Training. In den vergangenen Sommerferien war meine Familie im Urlaub und ich war die ganze Zeit daheim und hatte Training. Nur in den Pfingstferien hat man frei und kann Urlaub machen. Aber es macht mir nichts aus, da ich für mein Ziel brenne und es mir total viel Spaß macht.

Zischup:
Hast du einen Tipp für diejenigen, die auch zum SC Freiburg wollen?
Sonntag: Man muss Talent haben, sich sehr anstrengen, Disziplin und Zeitmanagement haben. Gute Nerven braucht man auch, man muss seinen Weg gehen und sein Ziel immer im Auge haben. Konkurrenzkämpfe muss man aushalten können, harte Kritik an sich auch, die Trainer nehmen kein Blatt vor den Mund. Dream big, start small, but keep moving!

Zischup: Hast du Zukunftswünsche?
Sonntag: Mein Traum wäre es, Fußballprofi zu werden. Es wäre toll, mein Hobby zum Beruf zu machen. Aber zuerst muss ich in die U19 kommen. Ich hoffe deshalb inständigst, dass ich diese Saison weiterkomme und nicht ausgesiebt werde. Drücke mir bitte die Daumen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 28. April 2023: PDF-Version herunterladen

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