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Zischup-Interview mit Martin Röttinger, Judoka in Denzlingen, über seine Karriere als Trainer.

"Judo ist ein bisschen wie Schachspielen"

  • Fr, 17. Mai 2013
    Schülertexte

     

ZISCHUP-INTERVIEW mit Martin Röttinger, Judoka und Judo-Trainer aus Denzlingen.

Stolzer badischer Meister: Martin Röttinger   | Foto: privat
Stolzer badischer Meister: Martin Röttinger Foto: privat

Der Judoka Martin Röttinger aus Denzlingen ist mehrmals badischer Meister geworden und trägt den schwarzen Gürtel (vierter Dan). Malte Voelkner und Maximilian Keller, zwei Schüler der Klasse 9a am Erasmus-Gymnasium in Denzlingen, sprachen mit ihm über seine Motivation und die Faszination Judo.

Zischup: Wie und wann sind Sie zum Judo gekommen?
Martin Röttinger: Ich habe 1991 in einer Judo-AG der Schule angefangen und die Prüfungen bis zum Gelbgurt absolviert. Jemand aus der Schule hat mich dann dazu gebracht, nach Denzlingen zu wechseln, da das Training dort besser sei.

Zischup: Machen Sie parallel zum Judo noch andere Sportarten?
Röttinger: Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad hin und zurück 34 Kilometer ins Krankenhaus (Martin Röttinger ist dort Arzt, Anmerkung der Redaktion), klettere im Sommer sehr gerne, fahre Ski, mache Langlauf, gehe Wandern, Joggen und Schwimmen und früher habe ich auch Fußball gespielt.

Zischup: Warum machen Sie Judo schon so lange?
Röttinger: Seitdem ich sechs Jahre alt bin, spiele ich Fußball und habe dann parallel mit Judo angefangen, wodurch jedoch teilweise großer Stress im Zusammenhang mit der Schule und beim Theaterspielen entstand. Fußball habe ich von der F- bis zur A-Jugend gespielt, wobei ich mich öfters am Knie verletzt habe und Probleme mit dem Meniskus hatte. Deshalb entschied ich mich anschließend für Judo, da ich hier keine Probleme mehr mit dem Knie hatte und einfach besser war.
Zischup: Was gibt Ihnen den Anreiz nicht aufzuhören?
Röttinger: Ich finde an Judo cool, dass es schon ein bisschen wie Schachspielen ist, da man sowohl geistig als auch motorisch beansprucht ist und somit der ganze Körper gefordert und gleichzeitig gefördert wird.
Zischup: Was unterscheidet Judo von anderen Kampfsportarten?
Röttinger: Ich habe in viele andere Kampfsportarten mal reingeschnuppert und finde beim Judo am schönsten, dass man sich wirklich bis zum Gehtnichtmehr verausgaben kann, ohne sich dabei zu verletzen, da man keine Schläge und Tritte abbekommt, sondern wirklich sehr fair miteinander kämpft.
Zischup: Also würden Sie sagen, dass beim Judo die Gefahr, sich Verletzungen zuzuziehen, eher gering ist?
Röttinger: Ja, also im Vergleich zum Fußball auf jeden Fall, da man sich wirklich sehr selten verletzt. Ich hatte bisher nur kleinere Blessuren, nur mit 16 habe ich mir gleich zweimal die Schulter ausgekugelt.
Zischup: Gibt es Tricks, die Sie auch in schlechter Stimmung zum Training motivieren?
Röttinger: Soweit es der Dienst zulässt, gehe ich regelmäßig drei bis vier Mal pro Woche ins Training und dort kommt nach ein paar Minuten die Lust von allein.
Zischup: Haben Sie Glücksbringer oder spezielle Rituale vor Wettkämpfen?
Röttinger: Ich habe Kollegen, die so etwas haben, aber ich persönlich habe nur meine eigenen Wettkampfgürtel, Rituale habe ich auch nicht. Ich schaue jedoch, dass ich vor jedem Wettkampf gut gedehnt und vorbereitet bin.
Zischup: Haben Sie jemand, der Sie inspiriert oder Ihnen Kraft gibt, weiter zu kämpfen?
Röttinger: Direkte Vorbilder habe ich im Judo nicht, jedoch denke ich manchmal an meinen verstorbenen Vater und meinen verstorbenen Opa, da die beiden auch Kämpfer waren und mir somit Kraft geben.
Zischup: Gab es in Ihrer Karriere Höhepunkte, die Sie nie vergessen werden? Was waren Ihre größten Erfolge?
Röttinger: Ja, letztes Jahr habe ich zum ersten Mal das internationale Glaspalast-Turnier in Sindelfingen gewonnen, was ziemlich schön war. Ansonsten bin ich öfter badischer Meister geworden und habe es einmal auf die deutsche Meisterschaft geschafft, die immer mein Ziel war, wobei man sich von den kleinen Meisterschaften nach oben qualifiziert, indem man immer unter die besten drei kommt.

Zischup: Wie lang ist der Weg bis zum anerkannten Judotrainer und wie sieht die Ausbildung dazu aus?
Röttinger: In Jahren ist das schwer zu sagen, da man nur alle zehn Monate eine Gürtelprüfung machen kann und soweit ich weiß braucht man mindestens einen braunen Gürtel. Man kann jedoch auch Judo-Mentor werden und anschließend den Trainer-C machen, für den man dreimal eine Woche lang auf eine Sportschule gehen muss, die in der Nähe von Karlsruhe liegt.
Zischup: Ist es schwierig, sich auf neue Regelungen im Judo einzustellen?
Röttinger: Ja, da man sehr viel aus dem Reflex heraus macht. Als Anfänger überlegt man sich einen bestimmten Wurf zu machen und versucht, diesen im Kampf unbedingt durchzubringen. Wenn man jedoch mehr Erfahrung hat, spürt man instinktiv, dass der Partner in eine Richtung kein Gleichgewicht mehr hat und führt anschließend eine spontane Technik aus. Man kann sich zwar bestimmte Würfe überlegen, allerdings ist es am schönsten, wenn alles funktioniert, ohne darüber nachzudenken.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 17. Mai 2013: PDF-Version herunterladen

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