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Heimatgeschichte

"Man muss viel Zeit und Geduld haben"

  • Niklas Stahl, Klasse 9b & Albert-Schweitzer-Gymnasium Gundelfingen

  • Mo, 10. Juni 2013, 11:03 Uhr
    Schülertexte

     

Der Bildhauer Ferdinand Elighofer war viele Jahre Gemeinderat in Heuweiler und ist ehrenamtlich bei der Kirche Heuweiler tätig. Seit Jahren arbeitet er als Chronist und verbringt viel Zeit damit, über die Geschichte Heuweilers nachzuforschen. Sein letztes Projekt betraf die Geschichte des alten Rathauses, welches Anfang letzten Jahres abgerissen wurde. In dem Interview erzählt er etwas mehr über diese interessante Arbeit.

Ferdinand Elighofer   | Foto: Privat
Ferdinand Elighofer Foto: Privat
Zischup: Warum interessieren Sie sich für so alte Dinge?
Elighofer: Vielleicht hat das etwas mit meinem Beruf als Bildhauer zu tun. Da bekomme ich auch immer mit alten Bildern und Motiven zu tun, die ich reparieren oder nachbauen soll. So habe ich immer mit Geschichte zu tun und darum interessiert mich auch meine Heimat.

Zischup: Wo haben Sie gelernt, an solche Informationen zu kommen?
Elighofer: Ich bin seit 33 Jahren bei der Kirche tätig. Dort sind bei der Kirchenrenovierung immer wieder alte Dokumente aufgekommen. Auch bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Gemeinderat hatte ich immer wieder mit alten Plänen, Rechten und Häusern zu tun. Das älteste Schriftstück ist ungefähr aus dem Jahr 1630. Früher hat man bei Geburten, Hochzeiten und Todesfällen zusätzlich zu dem Namen auch den Besitz und Hof aufgeschrieben. So kann man aus vielen Einzelteilen dann die ganze Geschichte nachvollziehen.

Zischup: Das klingt alles ziemlich aufwändig. Wie viel Arbeit steckt dahinter?
Elighofer: Man muss viel Zeit und Geduld haben. Wenn jemand einen Speicher ausräumt, muss man sich schon mal hinsetzen und alle Texte durchlesen. Es finden sich immer wieder mal 100 Jahre alte Zeitungen. Außerdem muss man Leute kennen, die die alten Handschriften lesen können.

Zischup: Man braucht also die richtigen Beziehungen.
Elighofer: Ja, man braucht Helfer. Es gibt leider nicht mehr so viele Leute, die die alte Schrift noch lesen können, aber es gibt welche.

Zischup: Wie sind Sie an die Informationen zum Heuweilermer Rathaus gekommen?
Elighofer: Ich habe mit verschiedenen Menschen gesprochen, die die alten Zeiten noch miterlebt haben. Ich war dabei, als sie für die Feuerwehr die erste Garage gebaut haben und ich ging selbst im alten Rathaus in die Schule, so wie mein Vater und meine Großmutter. Es gibt alte Urkunden und Texte von Menschen, die sich früher schon einmal mit dem Haus beschäftigt haben. Ich habe zufällig ein Schriftstück von 1484 über den Merzenhof gelesen. Da stand etwas über den "Hof ob der Linden", neben dem früher einmal die alte Gerichtslinde gestanden hatte. An deren Stelle wurde später das alte Rathaus errichtet. Man muss also immer verschiedene Quellen und Begebenheiten kombinieren.

Zischup: Haben Sie sich schon überlegt, was Sie als Nächstes "aufdecken" wollen?
Elighofer: Ja, den Gasthof Rebstock. Er hat auch viel mit dem Rathaus zu tun, da er das Wirtschaftsrecht von diesem erhalten hat. Die Ratssitzungen haben auch oft im Rebstock stattgefunden, da nicht so viel Platz im Rathaus selber war. Der Rebstock ist einer der ältesten Höfe in Heuweiler und wurde circa 1300 n. Chr. zum ersten Mal erwähnt.

Ressort: Schülertexte

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