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Zischup-Interview

"Man sollte zuhören können"

  • Kirill Busch und Leander Münnich, Klasse 8c, Hugo-Höfler-Realschule (Breisach)

  • Fr, 26. April 2024
    Schülertexte

     

Achim Erkert ist seit 2016 Schulsozialarbeiter an der Hugo-Höfler-Realschule in Breisach. Im Interview erzählt er von seinen Aufgaben und seinem Werdegang. .

Achim Erkert  | Foto: Privat
Achim Erkert Foto: Privat
Zischup: Wie kamen Sie auf die Idee, als Schulsozialarbeiter zu arbeiten?
Erkert: In meiner letzten Stelle war ich bei der Jugendförderung in Rastatt beschäftigt. Da habe ich schon viel mit Schulen zusammengearbeitet und hatte auch einiges mit Schulsozialarbeitern zu tun. Das hat mir eigentlich ganz gut gefallen, wie die so arbeiten an einer Schule und welche Methoden sie anwenden. Die Arbeit mit den Schülern, mit Schulklassen fand ich sehr interessant und spannend und ich habe mir überlegt, dass das etwas für mich sein könnte.

Zischup: Welche Aufgaben hat man als Schulsozialarbeiter?
Erkert: Die Hauptaufgabe ist Beratung. Beratung von allen Menschen, die zum Schulleben dazu gehören. Das seid natürlich in allererster Linie ihr, die Schüler, das sind die Lehrer, das sind die Eltern und die Schulleitung. Auch diejenigen, die ich hier jetzt noch nicht genannt habe, die hier an der Schule zu tun haben. Zum Teil auch die Ganztagesbetreuer.

Zischup: Wie ist die Ausbildung zum Schulsozialarbeiter?
Erkert: Man braucht als Schulabschluss mindestens die Fachhochschulreife, um dann ein Studium zu absolvieren. Da gibt es verschiedene Wege. Es gibt so genannte Hochschulen und es gibt auch duale Studiengänge und da kann man dann den Bachelor und den Master als Abschluss machen.

Zischup: Welche Eigenschaften sollte ein Schulsozialarbeiter besitzen?
Erkert: Man sollte interessiert sein an Kindern und Jugendlichen, das ist erstmal Grundvoraussetzung. Man sollte interessiert sein an dem, was Kinder und Jugendliche interessiert, was sie bewegt, welche Schwierigkeiten sie haben. Man sollte gesprächsoffen sein, das heißt, zuhören können, verstehen können, sich einfühlen in eine Situation, die nicht die eigene ist, sondern die von Schülern, Lehrern oder Eltern. Man sollte sich vorstellen können: Was spielt sich da ab in dieser Lage. Geduld braucht man sicherlich auch, vor allem bei der Arbeit mit Schulklassen. Ehrlichkeit und Verlässlichkeit sind auch ganz wichtig. Dass ich meine Termine einhalte, dass ich meine Zusagen der Schweigepflicht einhalte. Solche Dinge sind für eine vertrauliche Gesprächsatmosphäre sehr wichtig.

Zischup: Welche Aufgaben machen Ihnen am meisten Spaß?
Erkert: Ich überlege gerade deshalb so lange, weil es bei den Arbeitsfeldern, die ich euch genannt habe, immer sehr interessante und spannende Dinge gibt, die mir Spaß machen. Spaß im Sinne von Spannung, Interessantem, Neuem, was mir begegnet, weil ich dabei immer auch ganz viel lerne. Ich habe ja viele Jahre Jugendarbeit gemacht, und da merke ich immer wieder, dass ich diesen offenen Zugang sehr mag, also dass ich Dinge anbieten kann, bei denen man selber kreativ werkeln kann und seine eigenen Ideen und Wünsche umsetzen kann. Ihr wisst ja vielleicht, dass ich bei der Technik-AG und der Garten-AG mit dabei bin, das finde ich schon immer sehr spannend und spaßig. Was da alles rauskommt an Ideen bei Schülern, das schaue ich mir immer wieder gern an.

Zischup: Was fällt ihnen bei Ihrer Arbeit am schwersten?
Erkert: Beratung kann man nicht planen. Manchmal gibt es mehr Schüler mit Fragen und Sorgen und Problemen, die Beratung brauchen, und manchmal gibt es weniger. Da entstehen natürlich Lücken, die ich versuche aufzufüllen mit anderen Arbeiten wie mit Projekten für Klassen oder meinen AGs. Aber manchmal entsteht so plötzlich eine Lücke und ich denke: "Ups, warum ist denn das so ruhig hier?" Aber klar, das ist normal. Das ist so, das sind die zwei Extreme.

Zischup: Mit welchen Organisationen arbeiten Sie außerhalb der Schule zusammen?
Erkert: Ich bin in Arbeitskreisen, da sind Kollegen oder Fachleute dabei, die auch mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten. Da haben wir Beratungsgremien, wie zum Beispiel einen "Fachthemen-Praktikerkreis" oder vom Landkreis eine "Arbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeiter". Das sind die Organisationen, mit denen ich zusammenarbeite und in denen ich mich auch selbst fortbilde. Und dann im Repair Café, das ist ja auch etwas, das ich mache. Da kommen auch Eltern dazu, Leute von außen, die hier an der Schule was machen.

Zischup: Klären Sie Sachen nur in der Schule oder probieren Sie auch, anderen in Ihrer Freizeit zu helfen?
Erkert: Na ja gut, das eine ist ja meine private Zeit, meine Freizeit, da verstehe ich mich jetzt nicht als Sozialarbeiter. Da bin ich Bekannter oder Freund oder Vater – je nachdem, wer was von mir wissen möchte. Da bin ich aber keine Beratungskraft, sondern ein Mensch wie jeder andere auch. Hier arbeite ich professionell, das heißt, ich arbeite natürlich dann auch mit bestimmten Methoden, was ich im Privatleben nicht mache. Das trenne ich auf jeden Fall – Privates dort und hier meine Arbeit an der Schule.

Zischup: Was ist Ihr Tipp für Schüler aus Sozialarbeitersicht?
Erkert: Bleibt neugierig, informiert euch, setzt euch mit euren Mitschülern auseinander und versucht, selbstbestimmt und selbstverantwortlich euren Schulalltag oder überhaupt euer Leben zu regeln. Und wenn es nicht immer ganz glatt läuft, da bin ich gerne bereit weiterzuhelfen. Ich selbst löse oder kläre aber gar nichts – die Anstrengung und die Klärung von Problemen und Konflikten ist immer die Sache von denen, die die Beratung suchen. Als Beratungskraft verstehe ich mich als jemand, der hauptsächlich Fragen stellt, um anderen dabei zu helfen, selbst Dinge klären zu können. Vielleicht gebe ich manchmal auch Tipps oder eine Auswahl an Tipps, was man versuchen kann. Aber ich löse und kläre niemals die Schwierigkeiten und Probleme von Schülern oder Lehrern oder wem auch immer – das ist die Aufgabe von jedem selbst.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. April 2024: PDF-Version herunterladen

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