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600 Liter Wasser für ein Kilo Avocados

  • dpa

  • Di, 06. November 2018
    Panorama

     

Die grüne Frucht ist bei vielen beliebt, doch der Anbau hat Folgen für die Umwelt / Große Waldflächen müssen für Anbau weichen.

Avocados sind beliebt, der Anbau des &...ünen Golds“ ist aber aufwendig.   | Foto: adobe.com
Avocados sind beliebt, der Anbau des „grünen Golds“ ist aber aufwendig. Foto: adobe.com

ZIRACUARETIRO (dpa). Der mexikanische Bundesstaat Michoacán ist einer der größten Produzenten der Avocado. Für die Anbaugebiete bringt der weltweite Boom der Frucht aber nicht nur Umsatz, sondern auch Umweltprobleme. Bäume werden für Anbauflächen gerodet, zudem benötigen Avocados viel Wasser.

Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) stieg die Anzahl der weltweit geernteten Hektar an Avocado von 2006 bis 2016 von 381 000 auf 564 000 Hektar. Der größte Teil davon kommt aus Mexiko, wo sie auch ursprünglich angebaut wurde. Nun stehen endlose Reihen von Avocadobäumen, einheitlich wie eine Armee auf Feldern rund um die Stadt Uruapan.

Auf rund 200 000 Hektar wurden im vergangenen Jahr fast zwei Millionen Tonnen Avocados angebaut. Und die Fläche wächst immer weiter. Der mexikanische Biologe Arturo Chacón Torres erklärte, dass sich die bepflanzten Gebiete immer weiter in Wälder und Berge erstrecken. Es wird geschätzt, dass in der Region zwischen 600 und 1000 Hektar Wald pro Jahr vernichtet werden, um die Landnutzung zu ändern. Viele kleine Holzschnipsel bleiben als Spuren der Entwaldung erhalten. Hinzu kommt, dass die Frucht viel Zuwendung benötigt, um richtig zu wachsen, vor allem Wasser.

Pinien müssen weichen für Avocado-Bäume

In der Region gibt es viele kleine Avocado-Pflanzer, einige davon arbeiten illegal. Mexikanische Behörden machten in diesem Jahr einige der kleinen Produzenten dicht, die illegal Pinien fällten, um die Fläche für den Anbau der Avocados zu nutzen. Laut einer mexikanischen Studie aus dem Jahr 2012, die von der Regierung in Auftrag gegeben wurde, hat der Anstieg der Produktion der Früchte zu einem Verlust an Artenvielfalt und zudem zu Umweltverschmutzung und Bodenerosion geführt. Daneben schädigte er den natürlichen Wasserkreislauf und Arten, die nur in dem Gebiet leben.

"Wir sind bemüht, ein Gleichgewicht zu finden, das es uns ermöglicht, die Vorteile und Einkommensquelle zu erhalten und nachhaltigere Produktionsformen zu entwickeln", sagte Ramón Paz Vega, Sprecher der Vereinigung der Avocado-Produzenten und Exporteure Mexikos (Apeam). Die Vereinigung unterhält dafür unter anderem ein Aufforstungsprogramm. Nach Schätzungen des mexikanischen Landwirtschaftsministeriums wird die weltweite Nachfrage nach Avocados von 2017 bis 2030 um 48,98 Prozent steigen. Damit gehe ein Anstieg des weltweiten Verbrauchs von 2,84 auf 4,24 Millionen Tonnen pro Jahr einher.

Der Avocado-Boom ging in Mexiko auch nicht an den mächtigen Kartellen vorbei, auch die organisierte Kriminalität streckte die Finger nach dem "grünen Gold" aus. Die Produzenten wurden von Bandenmitgliedern bedroht und entführt. Daraufhin bildeten die Avocado-Bauern Verteidigungsgruppen und sogar die Bundespolizei Mexikos intervenierte. Das Problem hat sich seitdem verringert, besteht aber immer noch.

Mexiko ist mit den Problemen der gestiegenen Nachfrage nach den Früchten nicht allein. Auch in Israel boomt der Handel mit Avocados, die Nachfrage übersteigt seit Jahren das Angebot. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Zentralen Statistikbüros mehr als 110 000 Tonnen Avocado produziert und rund 65 000 Tonnen exportiert. Die Früchte werden in Israel nach Angaben des örtlichen Obsterzeuger-Verbands auf 8500 Hektar Land angebaut. Avocados sind ein fester Teil der israelischen Küche – und der durchschnittliche Verbrauch liegt jährlich bei fünf Kilo pro Kopf.

Angesichts der hohen Nachfrage und großer Gewinne vergrößern immer mehr Landwirte in Israel die Avocado-Anbaugebiete. Sie verdrängten etwa die Anbaugebiete von Zitrusfrüchten, sagt Marcelo Sternberg, Professor für Pflanzenökologie von der Universität Tel Aviv. Ein mögliches Problem, das er sieht: "Avocado-Bäume brauchen sehr viel Wasser." Für ein Kilo Avocado würden rund 600 Liter Wasser verbraucht. In Israel würden die Bäume mit aufbereitetem Abwasser gegossen, sagt Sternberg. Es bestehe die Sorge, dass schädliche Nano-Partikel aus dem Wasser in die Früchte eindringen könnten. Das Gießen mit aufbereitetem Abwasser könne dauerhaft auch dem Boden schaden, sagt Sternberg.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 06. November 2018: PDF-Version herunterladen

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