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Modetrends

Es darf wieder retro sein

  • Stefanie Schütte (dpa)

  • Di, 09. Juni 2015
    Panorama

Hippiekleider aus den Siebzigern und Bleistiftröcke aus den Fünfzigern sind aktuelle Modetrends.

Hippiekleider sind auch auf den Laufstegen angesagt. Hier ein Modell von Etro.   | Foto: dpa
Hippiekleider sind auch auf den Laufstegen angesagt. Hier ein Modell von Etro. Foto: dpa

PARIS/MAILAND/MÜNCHEN. Ob Hippiekleid im Stil der Seventies, Bleistiftrock à la 1950 oder ein Second-Hand-Teil: Retro oder Vintage liegen diesen Sommer im Trend. Schon wieder. Das Alte lässt die Mode nicht los.

In der aktuellen Sommersaison wimmelt es in der Mode nur so von Blümchenkleidern und Schlaghosen, psychedelischen Mustern und Ethno-Oberteilen. Die 1970er-Jahre prägen Kollektionen wie die von Etro, von Pucci oder Dries van Noten.

Ähnlich stark im Trend liegen die 1950er mit Bleistiftröcken, Dreiviertel-Hosen, schmalen Oberteilen und einem Comeback des Vichy-Karos. Die Modenschauen von Donna Karan und Altuzarra in New York oder Miu Miu in Paris haben es vorgemacht – große Modeketten übersetzen es nun für den breiten Markt. Egal wie, Hauptsache von gestern muss es sein. Dazu passt, dass Designerinnen wie Phoebe Philo oder Miuccia Prada ihren Entwürfen mit unversäumten Nähten oder der Wiederaufnahme alter Muster die Aura alter Lieblingsstücke verliehen. "Ich wollte, dass sich die Sachen wie Vintage anfühlen, wie ausgeliehen, schon getragen", sagte Céline-Designerin Phoebe Philo in einem Interview zu ihrer Kollektion.

Auch wenn der Trend diesmal besonders stark ist: Retro-Mode dominiert seit Jahren immer wieder die Laufstege. Als Dauerbrenner dienen die Fifties. Wohl kaum eine Epoche wird so häufig zitiert. "Die Mode der 1950er Jahre transportierte Träume. Deutschland wurde von den Entsagungen der Nachkriegszeit in den Wohlstand der 1960er katapultiert. Man orientierte sich an der großen Welt – Filmen, Stars aus Hollywood, Mode aus Paris", erklärt Dagmar Bily, Chefredakteurin des Magazins Burda Style. "Frauen wollten wieder wie Frauen aussehen", meint Bily weiter. Deshalb stehe diese Ära vor allem für Silhouetten, die auf eine extrem schlanke Taille setzten. Davon träumten Frauen noch heute.

Eigentlich muss man zwischen "Retro" (rückwärtsgewandt) und "Vintage" (altehrwürdig, erlesen) unterscheiden. Im Englischen wird Vintage nur für wirklich Altes benutzt und nicht wie im Deutschen auch für auf alt Gemachtes. Zur Zeit liegt beides im Trend: Sowohl Kleider, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen, als auch alte Originale. Second-Hand-Mode boomt.

Seit Julia Roberts 2001 ihren Oscar in einem rund 20 Jahre alten Kleid der Marke Valentino entgegennahm und hinreißend darin aussah, outen sich vor allem Schauspielerinnen oder Models als Vintage-Fans. Zu den Kundinnen des neuen hippen Londoner Second-Hand-Shop "Found And Vision" etwa zählen Sienna Miller und Michelle Williams. Wer alte Sachen trägt, wie die exzentrisch-elegante New Yorker Modeberaterin Tziporah Salomon, die auch Rüschenkrägen aus dem 19. Jahrhundert anlegt, wird als Stil-Ikone gefeiert.

Wahrscheinlich drücken Vintage- und Retro-Trends den Wunsch nach einer individuelleren Kleidung aus – jenseits globaler modischer Abziehbilder. Sicher aber speisen sie sich aus Nostalgie und einer gehörigen Portion Verklärung. Man sehnt sich nach einer Zeit, die im Rückblick als besonders stilvoll erscheint. "Das Ikonische jeder Zeit zieht uns später noch in seinen Bann", erklärt Bily.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 09. Juni 2015: PDF-Version herunterladen

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