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Leben

Interview über die sensationelle Entdeckung von sieben erdähnlichen Planeten

  • Fr, 24. Februar 2017
    Panorama

BZ-INTERVIEW mit dem Astronomen Tilman Spohn über die sensationelle Entdeckung von sieben erdähnlichen Planeten.

So könnten die sieben neu entdeckten Planeten aussehen.  | Foto: DPA/PRIVAT
So könnten die sieben neu entdeckten Planeten aussehen. Foto: DPA/PRIVAT

FREIBURG. Es war eine kleine Sensation, als das Fachmagazin "nature" die Entdeckung von sieben erdnahen und erdähnlichen Planeten bekanntgab. Christiane Ignaczak sprach darüber mit dem Berliner Astronomen Tilman Spohn.

BZ: Herr Spohn, Forscher haben sieben neue Planeten entdeckt. Wie überrascht waren Sie von der Entdeckung?

Spohn: Ich war nicht von der Tatsache überrascht, dass neue Planeten entdeckt wurden. Das geschieht zurzeit fast täglich. Trotzdem ist diese Entdeckung etwas Besonderes.
BZ: Und was ist das Besondere?

Spohn: Es gibt bereits Entdeckungen einzelner Planeten, die etwa die Größe der Erde haben. Das Besondere an diesem Fall ist, dass gleich sieben etwa erdgroße Planeten auf einmal gefunden wurden. Dazu sind diese nah der Erde, nämlich etwa in 40 Lichtjahren Entfernung. Das ist für kosmische Maßstäbe nicht weit. Ein System in dieser Form ist bisher noch nicht entdeckt worden.

BZ: Wie hat man es entdeckt?

Spohn: Astronomen machen das unter anderem mit der sogenannten Transitmethode. Dabei wird im Teleskop der Stern betrachtet. Zieht ein Planet an ihm vorbei, dunkelt sich das Sternenlicht ein wenig ab. Astronomen sind heute in der Lage diese minimale Lichtveränderung zu messen und dann anhand der Dauer der Abdunklung und der Größe des Sterns die Ausmaße des Planeten zu bestimmen. Meist macht man das mit sichtbarem Licht. In diesem Fall hat man aber Infrarotlicht, also Wärmestrahlung, gemessen – ein Licht das nur spezielle Kameras sehen können.

BZ: Die Planeten sollen erdähnlich sein. Wie kann man sie sich vorstellen?

Spohn: Die Planeten kreisen in einem eigenen Sonnensystem um den Zwergstern Trappist-1. Der Kleinste ist etwa halb so groß wie die Erde, der Größte sogar noch rund 40 Prozent größer. Ihre Massen wurden bestimmt, aber noch mit großen Fehlern. Man kann sagen, dass sie wahrscheinlich – so wie die Erde auch – hauptsächlich aus Gestein bestehen. Es kann sich aber auch um Planeten aus Gestein und Eis handeln, die wesentlich leichter sind. Das entdeckte System hat wahrscheinlich weitere interessante Eigenschaften. So brauchen alle sieben Planeten die gleiche Zeit für einen Umlauf um den Stern. Sie drehen sich nicht schneller um sich selbst als um ihren Stern, so wie das die Erde tut. So hat eine Planetenseite immer Tag und die andere immer Nacht. Beim Mond ist es ähnlich: Auch er dreht sich einmal um sich, während er einmal um die Erde kreist. Dabei wendet er der Erde immer die gleiche Seite zu. Achten Sie mal darauf beim nächsten Vollmond.
BZ: Sie kreisen um einen Zwergstern. Was ist das genau?

Spohn: Sterne gibt es in verschiedenen Größen und Massen. Je größer und schwerer sie sind, desto mehr Leuchtkraft haben sie. Zwergsterne sind besonders kleine Sterne. Die Erde braucht 365 Tage für einen Umlauf um die Sonne. Die entdeckten Planten brauchen dafür nur einen bis zwölf Tage. Der Zwergstern Trappist-1 ist deutlich kühler und leuchtschwächer als unsere Sonne. Deshalb ist das Licht auf den Planeten dunkler als auf der Erde und ähnelt dem Licht unserer Dämmerung. Trappist-1 hat ungefähr acht Prozent der Masse unserer Sonne. Auf seiner Oberfläche herrschen 2000 Grad – im Gegensatz zu den rund 6000 Grad auf der Sonnenoberfläche.

BZ: Wäre Leben auf einem dieser Planeten dann trotzdem möglich?

Spohn: Prinzipiell schon, da die Planeten näher an ihrem Stern liegen und dadurch Temperaturen herrschen, bei denen Leben möglich ist. Man muss allerdings zwischen mikrobiellem Leben wie Bakterien und entwickeltem Leben unterscheiden. Ich halte es für denkbar, dass es mikrobielles Leben auf dem einen oder anderen innen kreisenden Planeten geben könnte. Es gibt aber dafür keinen direkten Hinweis. Auf den Planeten weiter außen wird es dann schon sehr kalt sein und falls es dort Wasser gäbe, wäre es vermutlich gefroren. Leben hängt aber nicht nur von flüssigem Wasser ab, sondern zum Beispiel auch von Nährstoffen und von der Lichteinstrahlung. Da die Strahlung des Sternes deutlich geringer ist als bei unserer Sonne, ist die Chance auf Leben, wie wir es kennen, eher geringer.

Professor Tilman Spohn ist seit 2004 Leiter des Instituts für Planetenforschung in Berlin-Adlershof.


Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 24. Februar 2017: PDF-Version herunterladen

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