Im Ölschiefer der Grube Messel liegt das Eozän begraben – eine Reise in die Welt vor 47 Millionen Jahren / Von Michael Heilemann
Guckt gleich eins heraus, eines dieser Urweltwesen? Mit einem Fleischermesser in der Hand sitzen Sophia, Yasmin und Juliane auf einem Plateau und spalten dünne, im Sonnenlicht glänzende Ölschieferplatten auf. Die drei studieren Paläontologie und Geologie und machen gerade ein Praktikum in der Grube Messel, wo sie nach Fossilien suchen. Voilà: Sophia hat Glück. Sie findet ein Blatt, der Mittelnerv und die Träufelspitze sind klar zu erkennen. Willkommen in der Gegenwart, nach 47 Millionen Jahren.
Für Urweltforscher ist die Grube, ein ehemaliger Ölschiefer-Tagebau südöstlich von Frankfurt, Schatzkiste und Wundertüte in einem. Im Erdzeitalter Eozän wuchs hier Regenwald um einen Maarsee. Die steinernen Zeugen einer untergegangenen Welt sind im Ölschiefer eingebacken, dem aus Ton und verfaulten Algen entstandenen Sediment des urzeitlichen Vulkansees. Fossilien können so groß ...