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Gewalt, Flucht - und plötzlich ist alles anders

  • Jana Eckerle, Malin Klein, Klasse 9c &

  • Fr, 15. Dezember 2017
    Schülertexte

Drei Geflüchtete im Gespräch mit zwei Zischup-Schülerinnen.

Junger Flüchtling in einer Flüchtlingsunterkunft   | Foto: dpa
Junger Flüchtling in einer Flüchtlingsunterkunft Foto: dpa
Junge Flüchtlingen haben uns ihre mitunter schockierenden Geschichten erzählt. Da sie sehr persönliche Dinge erzählt haben, wollen wir keine Namen nennen. Sie sprachen über ihr Leben in ihrem Heimatland und über ihre Flucht. Den meisten ging es zunächst in ihrem Heimatland gut. Sie führten ein normales Leben, hatten einen Schulabschluss, eine Arbeit und wollten eine Familien gründen. Anderen ging es hingegen auch in ihrem früheren Leben schon schlecht. Sie lebten auf der Straße und kämpften ums Überleben. Sie alle mussten fliehen.

Amidou* erzählte, dass er in Togo bei einer friedlichen Demonstration von der Polizei angegriffen wurde. Sie schlugen auf ihn ein, er sah viele Tote und Schwerverletzte. Er selbst erlitt einen Leistenbruch. Im Gefängnis hatte ein Wärter Mitleid mit den minderjährigen Verhafteten. Er ließ sie frei, doch sie mussten aus Togo verschwinden, da sie sonst getötet werden würden. Dafür musste er jedoch seine kleine Schwester zurücklassen. Er floh quer durch Afrika. In Libyen wurde er festgenommen. Alles, was er besaß, wurde ihm weggenommen. Er nahm ein überfülltes Boot über das Mittelmeer nach Italien. Er kann die grauenhaften Bilder, wie ein Mann in seinen Armen starb, nicht vergessen. Er erzählte, dass auf der Fahrt viele ertranken. Die Schmerzen durch seinen Leistenbruch waren unerträglich. Jedoch bekam er im Krankenhaus in Italien nur Schmerzmittel und wurde dann weitergeschickt. Mit dem Zug ist er in die Nähe der österreichischen Grenze gefahren. Von dort aus ist er einfach losgelaufen. Immer weiter, bis ein freundlicher Mann ihn mit dem Auto bis zum nächsten Bahnhof mitnahm und ihm eine Fahrkarte nach München kaufte. In München kam er in ein Krankenhaus und wurde operiert.

Auch den anderen erging es auf der Flucht nicht besser. Sie haben keinen oder kaum Kontakt mehr zu ihren Familien. Tayo* berichtete uns, dass er seine Frau seit fünf Jahren nicht mehr gesehen habe. Sie telefonieren ständig, aber er kann ihr aus Deutschland aus nicht helfen. Oft bricht der Kontakt mehrere Tage komplett ab, da sie dort wegen Bombenabwürfen kein Strom, kein Internet und kein Wasser mehr haben. In solchen Situationen hat er große Angst um seine Frau. Vor einiger Zeit bekam er die Nachricht, dass sein Bruder getötet wurde und die Frau seines Bruders mit den Kindern entführt wurde. Deshalb hat er große Angst um seine ganze Familie. Er hofft, in Deutschland ein friedliches Leben mit seiner Frau führen zu können.

Viele Flüchtlinge hatten große Erwartungen an Deutschland, die bislang leider nicht alle erfüllt werden konnten. Sie wurden in Deutschland manchmal nicht gut aufgenommen. Viele Wirtschaftsflüchtlinge gingen deshalb freiwillig zurück in ihr Heimatland. Elom* erzählte uns, dass er sich anfangs nicht gut verständigen konnte, da er kein Deutsch sprach. Viele dachten, dass alle Ausländer Mörder und Terroristen sind. Es fiel ihm schwer, sich an die neue Kultur anzupassen. Nach zwei Jahren in Deutschland geht es ihm besser. Er hat einen Job und eine Wohnung. Er hat einen Deutschkurs besucht und spricht jetzt sehr gut Deutsch. Er fühlt sich aufgenommen und will eine Ausbildung machen, um seinen Traumjob zu erlangen.

Uns haben die Geschichten sehr berührt. Wir wünschen unseren Gesprächspartnern alles Gute und dass sie ihre Familien bald wiedersehen. *Namen von der Redaktion geändert
Kreisgymnasium Bad Krozingen

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Dezember 2017: PDF-Version herunterladen

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