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Archäologisches Museum

Kulturlotsen im Colombi-Schlösschen

  • Tina Lebrecht, Klasse 9b, Rotteck-Gymnasium & Freiburg

  • Mi, 09. September 2015, 15:57 Uhr
    Schülertexte

In Freiburgs Archäologischem Museum gibt es Kulturlotsen, die Kinder mit wenig Museumserfahrung Lust auf Geschichte machen. Ein Konzept, das Tina Lebrecht aus der Klasse 9b des Rotteck-Gymnasiums unter die Lupe genommen hat.

Seit dem 1. Januar 2012 gibt es nun schon das Projekt der Kulturlotsen im ArCo. Gefördert von der Kinderlandstiftung Baden Württemberg, mit großer Unterstützung der Mitarbeiter des Museums und selbstverständlich mit der ehrenamtlichen Mitarbeit der Kulturlotsen bietet das ArCo jetzt schon seit drei Jahren die Aktion "Von Kind zu Kind – Museum der offenen Türen" an. Hierbei werden Kinder und Jugendliche ausgebildet, anderen Kindern die Welt der Archäologie zu zeigen. Momentan gibt es im Colombischlössle zehn Kulturlotsen, alle zwischen elf und 16 Jahren alt. Sie sind der Kern des Projekts. Ihre Stütze sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ArCo. Das sind zum einen Angelika Zinsmaier, die die Kulturlotsen betreut, Dania Braun, die den Kulturlotsen einen Rückhalt bei den Führungen gibt, Hans Oelze, der immer ansprechbar ist, und selbstverständlich die Unterstützung der beiden Direktorinnen Helena Pastor und Beate Grimmer-Dehn.

Das Projekt "Von Kind zu Kind" spricht speziell die Kinder an, die sonst vielleicht keine Möglichkeit haben, die Archäologie zu erforschen, familiäre Probleme haben oder auch Kinder mit Migrationshintergrund. Es werden kleine Gruppen durchs Museum geführt, jeweils um die 45 Minuten. Das Prinzip ist einfach: Kinder führen Kinder, zeigen den anderen Kindern die Archäologie durch ihre Augen und vermitteln so Geschichte auf eine ganz andere, einfachere Art, als es Erwachsene bei Kindern je könnten. Und – jeder lernt dabei. Das Kind, das durchs Museum geführt wird und der Kulturlotse. Man erweitert natürlich sein archäologisches und geschichtliches Wissen, aber das ist nicht das einzige. Die Führungen sind ja praktisch wie eine Präsentation, nur etwas lebhafter und näher. Ich merke, dass ich, seit ich die Führungen durchs Museum mache, viel sicherer bei Präsentationen in der Schule bin. Außerdem lerne ich, mich gewählter auszudrücken, wenn ich mit Kindern spreche. Ich benutze einfachere Wörter, weniger oder fast gar keine Zahlen. Das bringt einen im Umgang mit Kindern weiter als man denkt. "Man lernt außerdem, wie man mit solchen Kindergruppen umzugehen hat", erzählt mir Coco Ebert, die seit 2012 voll bei der Sache ist. Sie ist mit vier weiteren eine der alten Hasen bei den Kulturlotsen. Dennoch ist ihr nie langweilig, im Gegenteil, je länger man dabei ist, desto mehr Spaß macht es. Coco findet die Aktion sowieso "extrem sinnvoll" und "pädagogisch gut und präzise überlegt".

Selbst wenn der Altersunterschied zwischen ihr und den geführten Gruppen zu groß werden sollte, könnte sie sich vorstellen, den Mitarbeitern des Museums etwas unter die Arme zu greifen und die Schulungen für die Kulturlotsen zu übernehmen. Den geringen Arbeitsaufwand, den sie dafür betreibt (Schulungen, Treffen, Führungen) sieht sie nicht als Arbeit an. Es macht ihr Spaß, es ist ein Hobby, für das sie voll und ganz einsteht. Benedikt Lempert ist auch ein Kulturlotse – und begeistert. "Das Projekt ist klasse", sagt er. "Dadurch, dass Kinder anderen Kindern etwas erzählen, herrscht eine bessere Lernatmosphäre." Auch Angelika Zinsmaier hat vor, das Projekt so lange wie möglich zu unterstützen. "Wir und unser Kulturlotsen-Team wollen das Projekt nachhaltig fortführen. Unser großer Wunsch wäre, dass sich das Projekt mit Hilfe unserer jungen und engagierten Kulturlotsen und Kulturlotsinnen nachhaltig weiterentwickelt und etabliert." Auch sie findet das Projekt super, weil sie die Vermittlung auf Augenhöhe zwischen Kindern als etwas ganz besonderes sieht. "Dadurch erleben Kinder, die sonst vielleicht keine Möglichkeit haben, ins Museum zu gehen, die Archäologie auf eine ganz spannende Weise kennen. Die Kinder erforschen gemeinsam die Vergangenheit und lernen so vielleicht Verbindungen in der Vergangenheit kennen. Sie merken: Das Museum ist nicht langweilig!"

Das Projekt ist zeitintensiv, aber auch sie findet, dass sich der Aufwand lohnt. Es heißt: Jeder lernt dabei. Kind und Kulturlotse sind aber noch nicht jeder. Auch die Betreuer der Kulturlotsen und der Kindergruppen lernen etwas dabei: "Man lernt unter anderem die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen kennen, ihre Gedankenwelt und ihre Vorstellungen. Man lernt viele Institutionen in Freiburg kennen und natürlich auch die Kinder, die sich dort aufhalten. Man lernt spezielle Schulungen für die Kulturlotsen durchzuführen und dies ist natürlich eine ganz besondere Aufgabe", sagt Angelika Zinsmaier. Da das Projekt von der Kinderlandstiftung unterstützt wird und die Kulturlotsen alles ehrenamtlich machen, kann das Projekt kostenlos angeboten werden. Auch der Freundeskreis des Museums ist von dem Projekt sehr begeistert. " Ich finde die Idee der Kulturlotsen im Colombischlössle eine ganz tolle Idee in Freiburg, weil junge Leute leichter andere junge Leute für die Archäologie begeistern können" teilen mir Kai Lebrecht, Vorstandsmitglied des Freundeskreises, und Götz Peter Lebrecht, Mitglied im Freundeskreis, mit.

Beide zeigen sich sehr interessiert und bestehen, wie das gesamte Museum, auf eine Zukunft für das Projekt. "Ich bin überzeugt, dass diese Art junge Leute anzusprechen weiterhin erfolgreich bestehen wird", so Götz Peter Lebrecht. Und Kai Lebrecht meint dazu: "Um die Zukunft kümmert sich schon der Freundeskreis". Und weiter Angelika Zinsmaier:

"Wir wünschen uns sehr, dass das Kulturlotsen-Team auch in Zukunft mit Enthusiasmus anderen Kindern seine Begeisterung für Archäologie weitergibt." Viel Spaß haben die Kulturlotsen des ArCo auf jeden Fall, nur mehr Gruppen bräuchte es noch. Die Kulturlotsen und das Museum schauen jedoch angesichts ihrer innovativen Idee optimistisch in die Zukunft, genau wie ihr Umfeld.

Ressort: Schülertexte

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