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Selbstständig und selbstbestimmt

  • Rabea Krahmer, Klasse 4a, Thaddäus-Rinderle-Schule, Wettelbrunn (Staufen)

  • Fr, 26. November 2021
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit Berufsschullehrer Jörg Krahmer, der gemeinsam mit seinen Schülerinnen und Schülern Hühner hält.

Lehrer Jörg Krahmer mit einem der Hühner des Projektes Huhnikat  | Foto: Privat
Lehrer Jörg Krahmer mit einem der Hühner des Projektes Huhnikat Foto: Privat

Interview mit Jörg Krahmer, Klassenlehrer der Berufschulstufe und Leiter des Projektes "Huhnikat – Unser schuleigener Hühnerhof" an der Malteserschule Heitersheim, Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Seine Tochter und Zisch-Reporterin Rabea Krahmer der Klasse 4a der Thaddäus-Rinderle-Schule Wettelbrunn in Staufen erzählt er, was seine Schülerinnen und Schüler lernen und wieso die Berufsschule Hühner hält.

Zisch: Warum habt ihr Hühner?
Krahmer: In unserem Projekt lernen unsere Schülerinnen und Schüler der Berufschulstufe unter anderem, verschiedene Arbeiten selbständig zu planen und umzusetzen, Verantwortung für unsere Hühner und ihre Versorgung zu übernehmen und als Team zu arbeiten. Dabei können sie viel lernen. Wir nennen das Schlüsselqualifikationen. Ein schwieriges Wort, oder? Damit sind zum Beispiel Zuverlässigkeit, Sorgfalt und Durchhaltevermögen gemeint. Da die Schüler bald unsere Schule verlassen, ist es für sie wichtig, solche Dinge zu können, damit sie später an ihrem Arbeitsplatz gut zurechtkommen.
Zisch: Wie alt sind denn deine Schülerinnen und Schüler?
Krahmer: In der Berufschulstufe sind die Schülerinnen und Schüler meistens zwischen 15 und 19 Jahre alt. Danach verlassen sie unsere Schule.
Zisch: Wie viele Kinder seid ihr in der Klasse?
Krahmer: Du wirst dich vielleicht wundern, denn unsere Klassen sind ziemlich klein. Wir haben meistens sechs bis acht Schülerinnen und Schüler in den Klassen. Da die Jugendlichen ganz unterschiedlich sind, lernen sie auch ganz unterschiedlich. Und das können wir Lehrerinnen und Lehrer in kleinen Klassen viel besser unterstützen.
Zisch: Müssen die Kinder selbst ihr Essen mitbringen?
Krahmer: Wir sind eine Ganztagsschule. Von Montag bis Mittwoch sind wir alle bis 15.10 Uhr in der Schule. Deswegen gibt es jeden Tag ein Mittagessen, für das wir uns wegen der Corona Pandemie gerade in den Klassenzimmern treffen. Früher aßen alle Schülerinnen gemeinsam in unserer großen Mensa. Für die Pause aber bringen viele ein Vesper mit.
Zisch: Kocht ihr in der Schule zusammen?
Krahmer: Ja, der Kochunterricht gehört fest in unsere Schulwoche. Dazu gehört aber auch das gemeinsame Überlegen, das Einkaufen, Tisch decken, die Spülmaschine bedienen, Wäsche waschen und bügeln. Unser Ziel ist es, dass alle Schülerinnen und Schüler später möglichst selbstständig und selbstbestimmt Leben und Arbeiten können. Also mit möglichst wenig Hilfe, damit sie viel selbst entscheiden und aussuchen können. Deswegen haben wir den Kochunterricht, aber auch andere Fächer und Projekte. Zum Beispiel lernen unsere Schüler bei uns auch, wie man mit dem Zug und der Bahn fährt oder wie man mit dem Tablet arbeitet.
Zisch: Was für Fächer habt ihr noch?
Krahmer: Viele kennst du. Wir haben Deutsch und Mathe, Sachunterricht, Religion, Sport, Technik und Freiarbeit.
Zisch: Macht ihr auch Klassenfahrten?
Krahmer: Wir gehen mit unseren älteren Schülerinnen und Schülern auch auf Klassenfahrten. Wir waren zum Beispiel schon in Südtirol und in der Toskanain Italien. Auch hier lernen sie, wie man eine Reise plant und woran man alles denken muss. Sie bestimmen auch sehr viel mit. Und wir haben gemeinsam sehr viel Spaß. Es war bisher immer sehr lustig auf unseren Reisen.
Zisch: Können sich eure Schülerinnen und Schüler am Nachmittag treffen?
Krahmer: Am Donnerstag und Freitag haben wir schon früher Schule aus. Da ist eigentlich Zeit. Aber es gibt andere Probleme. Zum Beispiel wohnen unsere Schüler oft sehr weit auseinander. Manche leben in Bad Krozingen, andere in Auggen. Da ist es manchmal kompliziert sich zu treffen. Und viele haben nach der Schule noch andere Termine. Aber oft klappt es doch, dann helfen vor allem die Eltern, die dann hin und her fahren.
Zisch: Nochmal zu den Hühnern: Was für Hühnerrassen habt ihr?
Krahmer: Wir haben uns überlegt, dass wir helfen wollen, seltene Hühnerrassen zu erhalten. Es gibt viele Hühnerrassen von denen es leider nur noch sehr wenige gibt. Wir halten die Rassen Deutsche Sperber und Augsburger. In ein, zwei Jahren kommt dann vielleicht noch eine dritte Rasse dazu.
Zisch: Kauft ihr eure Hühner?
Krahmer: Nein, wir haben ein tolles Brutgerät. Damit brüten wir Eier aus und ziehen dann unsere Küken selbst groß. Das ist für unsere Schule immer sehr aufregend.
Zisch: Verkauft ihr die Eier auch?
Krahmer: Ja, die verkaufen wir an Lehrerinnen und Lehrer und die Eltern. Den Verkauf übernehmen auch die Schülerinnen und Schüler. Du kannst es dir bestimmt schon denken: Auch hier gibt es viel zu lernen und man hat viel Verantwortung.
Zisch: Habt ihr noch andere Tiere?
Krahmer: In unserem Schulgarten gibt es Igel, Wildbienen und andere Tiere. Aber richtig halten tun wir nur Hühner. Aber manchmal überlegen wir, ob nicht Esel, Ziegen, Schafe oder Alpakas noch gut passen würden oder Zwergschweine.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. November 2021: PDF-Version herunterladen

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